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Auch als das Spiel lief blieb das Stadion Elsterweg so gut wie leer. Foto: Klaus Katzenbach
Als die Mannschaften sich aufwärmten herrschte gähnende Leere im Stadion Elsterweg. Foto: Klaus Katzenbach

Morituri te salutant

Mit etwa so vielen Siegchancen wie Christen im Kolosseum gegen die Löwen reiste der SC Victoria zum Auswärtsspiel beim Regionalligatabellenführer VfL Wolfsburg II. Und ähnlich wie in der Antike endete auch dieses Spektakel mit einer klaren 0:5-Niederlage für die Hamburger.

Von Gast

Der Löwe mag der König der Tiere sein, aber im norddeutschen Nachwuchs-Fußball ist der Wolf des Menschen Wolf. Sowohl die U23 des VfL als auch die U19 in der A-Jugend-Bundesliga führen ihre Ligen souverän an. Das Auswärtsspiel in Wolfsburg war so auch für den SC Victoria die schwerste Aufgabe der ganzen Saison. Im alten Rom wurde selten auf die Christen gesetzt, wenn es gegen Löwen ging, aber die Quoten für einen SCV-Sieg im alten VfL-Stadion am Elsterweg können kaum besser gewesen sein. Wobei schon ein kleiner Einsatz auf einen blaugelben Erfolg irgendwo auf der Welt wahrscheinlich ohnehin alle Wettwarnradars von Singapur bis Las Vegas ausgelöst hätte, weil er als Indiz für ein verschobenes Spiel hätte gelten können.

Benny Hoose wieder dabei

Verschoben war an diesem sonnigen Frühlingstag in der Industriestadt am Mittellandkanal aber gar nichts, das Spiel nahm seinen erwarteten Verlauf, obwohl der SCV nach drei Spielen Sperre wieder auf seinen Kapitän und Spielgestalter Benny Hoose zurückgreifen konnte, während VfL-Trainer Valérien Ismael weiter auf Willi Evseev verzichten musste. Doch auch ohne den genialen Mittelfeldspieler wies die Elf der Wölfe viel zu viel Qualität auf für den Tabellenvorletzten auf.

Eine ganz andere Liga

Beim VfL Wolfsburg wird Nachwuchsarbeit groß geschrieben. Foto: Klaus Katzenbach
Beim VfL Wolfsburg wird Nachwuchsarbeit groß geschrieben. Foto: Klaus Katzenbach

Man mag es am Einsatz des ehemaligen deutschen Nationalspielers Marcel Schäfer auf der linken Abwehrposition festmachen, an der souveränen und beeindruckenden Leistung von Bastian Schulz im zentralen Mittelfeld; an der überirdischen Ballkontrolle von Luka Tankulic oder den Laufwegen und der Spielintelligenz von Kevin Scheidhauer, der sein 15. Saisontor erzielte – oder schlicht an der auffälligen Professionalität von Valérien Ismael, der selbst beim Stand von 4:0 keine Sekunde abschaltete, sondern seine Mannschaft bis zur letzten Minute mit In-Game-Coaching unter Druck setzte: Victoria bekam es mit einer Mannschaft zu tun, die gefühlt in einer anderen Liga spielte und das wahrscheinlich bald auch von der Staffeleinteilung her tun wird. Allein der beeindruckende Betreuerstab der VfL-U23 (14 Menschen nahmen auf der Heimbank Platz) zeigt, wie ernst Sportchef Pablo Thiam und der ganze Club die Arbeit mit ihrem Nachwuchs nehmen. Ein Vorbild sicher auch für manchen Hamburger Proficlub.

Am Anfang hielt Vicky gegen

Zwar dauerte es eine knappe halbe Stunde, bis den Gastgebern das 1:0 gelang. Aber die individuellen und physischen Unterschiede waren auch zuvor schon deutlich geworden. Mit großer Laufarbeit und taktischer Disziplin hatte Victoria bis dahin die Wölfe in Schach gehalten, aber nicht verhindern können, dass diese vor allem über die Außenbahnen immer wieder Chancen herausspielten. Nach einer Viertelstunde hatte Schäfer, der seine Profierfahrung gegen Sergei Schulz und Noel Below in Zusammenarbeit mit Nico Granatowski brutal auszuspielen wusste, Ferhat Yazgan bedient, dessen Abschluss knapp das Tor verfehlte. Wenig später war Justin Eilers rechts an Kutay Keklikci vorbeigezogen und hatte Tobias Grubba im SCV-Tor zu einer ersten Parade gezwungen. Und in der 25. Minute war Grubba mit den Fingerspitzen gerade noch vor dem einschussbereiten Scheidhauer am langen Pfosten am Ball, nachdem Schäfer einmal mehr zu einer Hereingabe von der Grundlinie gekommen war.

Das 1:0 und das 2:0

Nach einer knappen halben Stunde aber war der Vicky-Schlussmann erstmals geschlagen, als er einen Schuss von Scheidhauer aus dem linken Strafraum zwar berühren, aber nicht am Überqueren der Torlinie hindern konnte. Vorausgegangen waren eine Ecke von der rechten Seite und ein präziser Pass von Bastian Schulz auf den Torschützen, der dann mühelos an Noel Below vorbeizog und vollstreckte. Auch das 2:0 fiel nach einer Ecke, zu der wie vor dem ersten Treffer David Eybächer geklärt hatte, der in der SCV-Abwehr klar die beste Leistung bot. Diesmal hatte er nach einem schönen Doppelpass von Yazgan und Granatowski gerade noch ein Bein dazwischenbekommen. Aber die Ecke wurde von links von Granatowski auf den kurzen Pfosten geschlagen, Vincent Boock klärte per Kopf in den Rückraum, aus dem der erneut völlig freie Schulz ein Traumtor aus 20 Metern erzielte. Keine guten Voraussetzungen, um doch noch einen überraschenden Punktgewinn zu erzielen. Auch wenn die Hamburger Glück hatten, dass Schiedsrichter Julian Eichhorst kurz vor dem Pausenpfiff keinen Foulelfmeter verhängte, als Eybächer und Kerim Carolus den schnellen Granatowski im Strafraum in die Zange genommen und gefoult hatten.

Die beste Vicky-Chance der 1. Halbzeit

Die beste Chance des SCV im ersten Durchgang war ein Abschluss von Hoose gewesen, der nach Rücklage von Steven Lindener von links mit einer Direktabnahme das Tor recht knapp verfehlt hatte. Das war nach zehn Minuten gewesen, aber meist verwandelten sich die Angriffsaktionen der Hamburger eher in Konter der Wölfe als in eigene Abschlüsse. So wie in der 34. Minute, als eine unpräzise Kopfballablage von Below zu einem sauber ausgespielten Gegenangriff von Tankulic und Scheidhauer führte und der mit einem guten Schuss des Goalgetters und einer ebenso guten Parade Grubbas endete.

Der VFL macht den Sack zu

Noch vor der Pause demonstrierte Ismael, dass er nichts dem Zufall überlassen wollte, als er nach einem taktischen Foul seines bereits verwarnten Innenverteidigers Tobias Henneböle sofort einen Ersatzmann zum Warmmachen schickte und schon nach gut 30 Minuten wechselte. Nach Wiederanpfiff dauerte es nur zwei Minuten, bis der VfL endgültig alles klar machte. Ein Ballverlust von Robert Subasic, dessen Brustannahme ihm nach einem Einwurf versprang, führte zu einem schnellen Konter über Eilers, der rechts Scheidhauer steil schickte.Auch in der jeweils anderen Rolle zu Hause, flankte der Stürmer von rechts in die Mitte, wo der Außenbahnspieler souverän vollstreckte. Damit war wirklich alles klar, und falls unter den nur 136 Zuschauern ein Imperator gewesen wäre, hätte er den Daumen nun wohl endgültig gesenkt.

Die beste Vicky-Chance des Spiels

Sogar SCV-Coach Lutz Göttling verbrachte Teile der zweiten Hälfte sitzend neben seinem Co-Trainer Marcus Rabenhorst, anstatt wie gewohnt die Coachingzone bis zum letzten Zentimeter auszureizen. Zu klar war, dass hier keine Wende mehr zu erwarten war – obwohl Benny Hoose kurz nach dem 3:0 die beste Vicky-Chance des ganzen Spiels bekam, seinen völlig freien Kopfball nach einer starken Lindener-Ecke von rechts aber aus sechs Metern neben den linken Pfosten setzte. Nach einer Stunde nahm Göttling Vincent Boock vom Feld, eventuell, um den eine Verwarnung vor einer Gelbsperre stehenden Mittelfeldspieler für das sportlich brisantere Spiel gegen den SV Wilhelmshaven am Freitag zu schonen. Für Boock kam Jerry Sampaney. Dem sympathischen Verteidiger ging im zentralen Mittelfeld jedoch die Ballsicherheit ab, was auch Wolfsburg nicht verborgen blieb und mit gezieltem Pressing gegen den Mann, der in der Vorsaison noch beim SC Vier- und Marschlande gespielt hatte, beantwortet wurde.

Das 4:0 und das 5:0

Die resultierenden Ballverluste bedingten jedoch keine weiteren Gegentore. Diese fielen stattdessen durch einen Freistoß von Schäfer, der aus mindestens 20 Metern mit seinem linken Fuß in die rechte Ecke traf, und in der Nachspielzeit durch den eingewechselten Onel Hernández, der nach einem starken Steilpass von Yazgan von links in den Strafraum zog und mit einem tollen Abschluss aus spitzem Winkel den Endstand herstellte.

Mit dem Kopf auf den Schultern nach Hause

Zufrieden kann man nach einem 0:5 sicher nie sein, aber zumindest enttäuschte der SCV die Erwartungen nicht und verkaufte sich so, wie man es von dieser jungen Mannschaft erwarten konnte. „Erhobenen Hauptes“ könne man nach Hause fahren, sagen Fußballer in solchen Fällen gerne. Wie auch immer das zu bewerten sein mag, anders als die Christen in der Arena trat Victoria immerhin mit dem Kopf auf den Schultern die Rückfahrt nach Hamburg an. Und vielleicht mag die Mannschaft von den Gesängen der mitgereisten Fangruppe von Nordkaos, die unermüdlich Stimmung machte, ermutigt worden sein, die einige halbwüchsige Wolfsburger mit dem Chorus „Wir fahrn nach Haus! Wir fahrn nach Haus! Wir fahrn nach Haus, ihr müsst hier wohnen…“ konsternierte.

Wenig Interesse trotz ausgezeichnetem Fußball

Auch als das Spiel lief, blieb das Stadion Elsterweg so gut wie leer. Foto: Klaus Katzenbach
Auch als das Spiel lief, blieb das Stadion Elsterweg so gut wie leer. Foto: Klaus Katzenbach

Dem Augenschein nach bietet die Autostadt tatsächlich etwas weniger Lebensqualität als Hamburg, was einst der Legende nach ja auch die Ehefrau des Stürmers Valdas Ivanauskas dazu bewog, ihrem Gatten einen Wechsel zum VfL zu untersagen. Warum die Einheimischen aber den exzellenten Fußball, den der Club ihnen mit fast allen Mannschaften des Clubs bietet, fast überhaupt nicht verfolgen wollen, bleib insbesonder angesichts des nicht gerde sensationellen Kultur- und Freizeitangebots der Stadtt ein Rätsel.

Nächste Woche: Kellerduell gegen Wilhelmhaven

Der VfL aber sollte, mit oder ohne Fans, eigentlich eine gute Rolle spielen, wenn es in die Entscheidungsspiele um den Drittligaaufstieg geht. Zunächst jedoch muss Valérien Ismael am kommenden Wochenende das Spitzenspiel bei Werder Bremen II überstehen. Der SC Victoria erwartet am Freitag, im ersten Heimspiel der Saison unter dem wieder aufgebauten Flutlicht, den Abstiegskonkurrenten SV Wilhelmshaven und wird sich dann deutlich mehr ausrechnen als in Wolfsburg. Punkte und hoffentlich auch Zuschauer: Brot und Spiele werden schließlich auch an der Hoheluft geboten.

Regionalliga Nord, 27. Spieltag

VfL Wolfsburg II – SC Victoria 5:0 Wolfsburg (4-4-2): Patrick DREWES – Noah KORCZOWSKI, Tobias HENNEBÖLE, Dan-Patrick POGGENBERG, Marcel SCHÄFER – 20 Justin EILERS, 11 Bastian SCHULZ, 21 Ferhat YAZGAN, 7 Nico GRANATOWSKI – 23 Kevin SCHEIDHAUER, 9 Luka TANKULIC. Victoria (4-2-3-1): Tobias GRUBBA – Noel BELOW, David EYBÄCHER, Kerim CAROLUS, Kutay KEKLIKCI – Michael SARA, Vincent BOOCK – Sergej SCHULZ, Benny HOOSE, Steven LINDENER – Robert SUBASIC.

  1. SCHEIDHAUER (28.)
  2. SCHULZ (38.)
  3. EILERS (47.)
  4. SCHÄFER (80.)
  5. HERNÁNDEZ (90.)

Zuschauer: 136

Gastautor: Klaus Katzenbach

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