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Informationsveranstaltung zur Erstaufnahme Schmiedekoppel Foto: Fabian Hennig

Viele Informationen auf engstem Raum

Die Aula der Anna-Warburg-Schule ist mit rund 250 Besuchern voll besetzt. Viele Anwohner und Ehrenamtliche sind am Montagabend gekommen, um sich über die größte Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Bezirk Eimsbüttel zu informieren. Auf die vielen Besucher kommen gleich acht Experten, die sich vorne an der Bühne aufgestellt haben. Offenbar rechnen die Organisatoren mit Gegenwehr.

Von Fabian Hennig
Foto: Tim Eckhardt
Die bisher größte Zentrale Erstaufnahme in der näheren Umgebung von Eimsbüttel liegt in der Schnackenburgallee. Sie wird vom Bezirk Altona verwaltet. Foto: Tim Eckhardt

Durch die Informationsveranstaltung führt Barbara Strauß vom Bezirksamt Eimsbüttel, die beispielsweise auch den hitzigen Diskussionsabend um den Hörgensweg begleitete. Während sie anfängt, die Experten vorzustellen, fragt ein Zuhörer, ob man den Bass aus dem Mikrofon drehen könnte, sie sei schlecht zu verstehen. Frau Strauß kontert: „Vielleicht liegt das auch an meiner tiefen Stimme“. Gelächter geht durch den Raum. Sie ist es gewohnt, mit besorgten Anwohnern zu scherzen.

Vor der Fragerunde erklären die Experten vom Zentralen Koordinationsstab Flüchtlinge (ZKF), wie es dazu kommt, dass so viele Flüchtlinge im Stadtteil Niendorf untergebracht werden. Die Atmosphäre unter einigen Zuhörern ist angespannt. „Darf ich sie mal unterbrechen, das hier ist in meinem Verständnis eine Veranstaltung für die Anwohner“, meint ein Zwischenrufer. Es wird geklatscht. Das Podium erklärt, es gehe um das Verständnis darüber, wie die Betreuung und Organisation der Flüchtlinge abläuft. Auch hier wird geklatscht. Es sind beide Lager vertreten. Anselm Sprandel, Leiter des ZKF, will „für die Sache werben“. Es gehe um den Bau und die Koordination von Flüchlingsunterkünften, um den Einbezug von Anwohnern und Ehrenamtlichen und um effektive Hilfe. Es sei wichtig, viele Schlafplätze zu schaffen: „Wenn wir das nicht schaffen, dann schlafen die Menschen auf der Straße“.

Danach wird es konkreter. Die geplante Zentrale Erstaufnahme (ZEA) Schmiedekoppel 29 und 30 und die bestehende Unterkunft an der Papenreye, die beide vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betrieben werden, sind nun das Thema.

Die neuen Nachbarn

Auf dem Gelände des ehemaligen Autohofs und der gegenüberliegenden Freifläche in der Schmiedekoppel soll die neue Einrichtung entstehen. Ab Mitte Januar werden an diesem Standort voraussichtlich bis zu 1.800 Flüchtlinge in Wohncontainern (1.000 Menschen) und Holzblockhäusern (800 Menschen) untergebracht. In Letzteren sollen hauptsächlich Familien unterkommen. Aufgaben wie Sicherheit, Catering oder der Putzdienst werden wie in anderen Unterkünften von externen Unternehmen übernommen.

Die Baumaßnahmen zur Fertigstellung sollen so schnell wie möglich starten. Hierbei gehe es vor allem um die Absicherung des Grundwasserspiegels, um die Begrünung der Fläche und um einen Schutzwall vor den Grundstücken der Anwohner gegen Lärm und Überschwemmung.

Die zukünftige Leiterin der ZEA Schmiedekoppel Inga Schulze sagt: „Es ist das Ziel möglichst früh mit der Integration zu beginnen“. Sie freut es sehr, dass die Unterstützung im Stadtteil schon vor Inbetriebnahme der Unterkunft groß ist. Auch sollen viele Aktivitäten für die Flüchtlinge geschaffen werden, „damit keine Langeweile aufkommt“.  Da der ASB auch die Unterkunft an der Papenreye betreibt und diese räumlich nah zur Schmiedekoppel liegt, wird auch hierzu etwas gesagt. Unterkunftsleiter Tobias Ballenbat betont, dass er mit der Situation vor Ort „sehr zufrieden“ ist. Er bedankt er sich bei den vielen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen, die sich um die 750 Bewohner kümmern.

Viele Sorgen und Ängste der Anwohner

Nach einer Stunde voller Informationen folgen fast eineinhalb Stunden Fragen der Zuschauer. Die Äußerungen aus dem Publikum fallen unterschiedlich aus, je nachdem wie nah der Betreffende an der Schmiedekoppel wohnt. Die direkten Anwohner haben Fragen zur Entwässerung der ständig unter Wasser liegenden Fläche. Ihre Keller hätten jetzt schon Probleme mit dem Grundwasserspiegel. Zudem geht es um die Lautstärke von Stromgeneratoren und um „nerviges Flutlicht“. Bei der Beantwortung der Fragen wird es laut im Saal. Frau Strauß ruft zur Räson. Den Experten muss auch die Gelegenheit gegeben werden, vernünftig zu Antworten. Wieder wird geklatscht.

Es dürfen Fragen gestellt werden Foto: Fabian Hennig
Es dürfen Fragen gestellt werden Foto: Fabian Hennig

Einige Besucher haben kein Verständnis für so viele Flüchtlinge im Stadtteil. Ein Wortmelder bezweifelt, ob „in der Bevölkerung die Akzeptanz da ist, noch mehr Flüchtlinge zu integrieren“. Ob der Stadtteil so viele Flüchtlinge aushält. Nachfragen zur Infrastruktur und zur Kriminalität kommen auf. Darauf reagiert der ortsansässige Polizist, der ebenfalls vom Bezirksamt eingeladen wurde: „Seit es Flüchtlingsunterkünfte in Niendorf gibt, kann keine Steigerung der Kriminalitätsrate verzeichnet werden“, sagt er. Nicht alle im Saal wollen das glauben.

Ghettobildung?

Nicht viele, aber ein paar Fragen gibt es zur Flüchtlingsunterkunft. Gibt es eine Durchmischung der Ethnien, um Konflikte zu vermeiden? Wie viele Deutschlehrer stehen zur Verfügung und wie sieht der Unterricht aus? Viele scheint es nicht zu interessieren, was vor Ort passiert. Vielmehr geht es um die Auswirkungen auf den Stadtteil und auf die anliegenden Grundstücke. Eine Frau spricht von der Problematik einer „Ghettoisierung“. Die leitende Architektin Koch antwortet auf diese Frage: „Das Wort Ghetto tut mir in der Seele weh.“ Die Erstaufnahme sei wie ein Dorf konzipiert, mit einzelnen Wohneinheiten und verschiedenen kleineren Gebäuden. Alles andere als ein Container-Ghetto.

Eine Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge in Niendorf einsetzt und hauptsächlich in der Kleiderversorgung tätig ist, beklagt sich darüber, dass die Stadt Hamburg sich zu sehr auf die Unterstützung aus der Bevölkerung verlasse: „Was wird von uns eigentlich noch erwartet, wenn jetzt noch 1.800 Menschen dazu kommen, die auch noch bekleidet werden müssen?“ Ihrer Meinung nach müssten die Flüchtlinge Kleidungsgutscheine erhalten, mit denen sie sich Kleidung kaufen können. Zumindest wenn es die Ehrenamtlichen nicht gäbe. Schon während sie erzählt, wird zustimmend geklatscht. Das Podium erwidert, dass man durchaus Menschen für diese Aufgaben beschäftige, also nicht alles auf die Freiwilligen abschiebe. Grundsätzlich sei jedoch „alles nicht so einfach“.

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