Das Kochhaus – kulinarisches Herz von Eimsbüttel?

PRO – von Pierre: Er liebt das Kochhaus. Er besitzt sogar das Kochhaus-Kochbuch und nahm am Freitag an einem Kochkurs teil.

Jetzt ist es soweit. Die Arbeit nervt, das Wetter ist grau, der Bus ist mir vor der Nase weggefahren. Ein ganz normaler Dienstagabend. Um 20:30 Uhr endlich in Eimsbüttel angekommen habe ich natürlich Hunger.

Angelockt vom Licht traue ich mich hinein in den kulinarischen Einkaufstempel bei der Karl-Schneider-Passage.

Alles steht für mich bereit

Für mich neu – alles glänzt. Die handbeschriftete Schiefertafel begrüßt mich, ebenso wie die netten Bedienungen, die ausgefallenen Gerichte in ansprechender Postergröße laden mich ein zum Stöbern. Vom laiengerechten Risotto bis zur Profi-Lammkeule kann ich mich für eines von sechs Gerichten zwischen knapp drei und neun Euro pro Person entscheiden.

Ansprechende Aufbereitung

Die Zutaten sind charmant angerichtet: hier drei Minz-Stielchen im Bund, dort zwei Portionen Linsen, süß verpackt. Farben, Frische und Deko überzeugen, auch ungewöhnliche Kombinationen wie Radicchio und Manchego zu probieren. Ob das gut geht?
Ich koche gern, aber nicht so oft und vielleicht auch nicht so gut. Aber mit der Rundum-Hilfe, die man hier bekommt, kann eigentlich nichts schiefgehen: Geräte und Accessoires, wie Mühlen mit hochwertigem Pfeffer, die benötigten Reiben und perfekte Pürierstäbe stehen schon Spalier und sehen aus, als ob sie gleich ohne mich anfangen würden. Auch der zum Gericht passende Wein erstrahlt perlmutartig neben der einzeln portionierten Knoblauchzehe.

Zeitsparend Einkaufen

Und wenn ich schon dabei bin, kann ich noch eine kleine Ölflasche oder eine bezaubernde Teesorte mitnehmen – ideale Geschenke. Nach dem ersten Staunen habe ich innerhalb kürzester Zeit alles beisammen und kann mir noch vor den Tagesthemen zu meinen neu erworbenen Kochkünsten gratulieren.

Ich hätte fast noch ein paar hübsche Kochbücher gekauft, aber für heute Abend reicht mir die schick bebilderte Anleitung völlig aus. Bei den handlichen Mengen gibt es hier keine Reste, also kann ich schon morgen das nächste Zwei-Personen-Gericht ausprobieren. Und wenn meine Gäste mein Kulinarium loben, leite ich das Lob an das Kochhaus weiter.

Guten Appetit!

CONTRA – von Dorothée: Waaaruuum? Das Wort fällt ihr ein, wenn ihr auf der Einkaufstour die zahlreichen Besucher des Kochhauses begegnen, die stolz ihre braunen Papiertüten mit dem Kochhaus-Logo vor sich hertragen.

Es ist nicht weiter kompliziert, Esskastanien mit Äpfeln und Gewürzen zu einer Suppe zu komponieren. Gutes Kochen muss auch nicht lange dauern, das weiß jeder der hin und wieder mal in der Küche steht.

Was motiviert diese Leute, in winzige Päckchen portionierte Zutaten zu überhöhten Kilopreisen zu kaufen und ihr Essen nach Bilderbuchanleitungen zu kochen?

Das Einkaufen auf dem Wochenmarkt, im Discounter, im Asia-Laden oder im Biomarkt ist ein fester Bestandteil in meinem Tagesablauf. Daher bin ich mit den Basics immer gut ausgestattet. Auch außergewöhnliche Zutaten lassen sich rund um die Osterstraße zu fast jeder Tageszeit leicht auftreiben.

Rezepte übers Smartphone

Seit Chefkoch.de und Co. auch jederzeit mobil erreichbar sind, sind die unerschöpflichen Rezeptinspirationen doch allgegenwärtig. Selbst auf dem Wochenmarkt erhalte ich ungefragt immer wieder gute Tipps, wie ich das frische saisonale Gemüse zubereiten und raffiniert kombinieren kann. Ich kann nur empfehlen, der EIGENEN Kreativität in der Küche freien Lauf zu lassen und Gäste, Freunde und die Liebsten mit einem selbst komponierten Gericht zu verwöhnen.

Marketing für gewöhnliche Produkte

Vielleicht macht es Spaß in der Kochhaus-Wohlfühl-Atmosphäre zu verweilen, aber im Gesamtkonzept geht es doch eher um Lifestyle und um Marketing für ganz gewöhnliche Produkte.

Zugegeben, wer über wenig Koch- und Backerfahrung verfügt, dem wird im Kochhaus geholfen. Aber zu den Preisen kann man (fast) schon essen gehen.