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Laufroute Niendorfer Gehege

Orientierungslos

Neulich, an einem sonnigen Sonntag, standen das Kind und ich ratlos an einer Waldwegkreuzung im Niendorfer Gehege. Mit der einen Hand versuchte ich, das vollbeladene Fahrrad zu halten, mit der anderen tippte ich hektisch auf mein Handy ein.

Von Frau Sisyphos

„Moment Schatz“, informiere ich meine Tochter, „das Handy sagt uns gleich, wo wir entlangfahren müssen.“

Wir haben uns verfahren. Im Wald. Und bei der Gelegenheit auch meinen Mann und das zweijährige Kleinkind verloren. Auf einer Strecke, die man immer nur geradeaus fahren müsste, um wieder nach Eimsbüttel zu gelangen. Das jedenfalls hatte mir mein Mann versichert, bevor er „nur kurz ein paar Meter“ vorausfahren wollte, um das Kleinkind auf einer Bank zu wickeln.

„Haaaa“, brülle ich innerlich und versuche meinem Kind mit einem Lächeln Zuversicht zu signalisieren, „das kann wirklich nur mir passieren.“

Orientierungslos seit Neunzehnhundert…

An der Stelle des Gehirns, wo bei anderen Menschen Nervenzellen und Synapsen für einen stabilen Orientierungssinn sorgen, herrscht bei mir eine große Leere. Oder ein labyrinthartiges Wirrwarr, das wiederrum für eine große Leere sorgt. Wie man’s nimmt. Jedenfalls verlaufe ich mich immer und überall.

Ich entsinne mich, wie ich als Kind von meiner Tante zu einem Supermarkt geschickt wurde, der zwei Querstraßen weit von ihrem Haus entfernt lag. Der Hinweg war kein Problem. Leider lag der Eingang des Supermarkts jedoch an einer Ecke. Gedankenverloren trat ich nach dem Einkauf ins Freie und lief los. Als ich irgendwann hochschaute, erblickte ich fremde Häuser, fremde Geschäfte, fremde Menschen.

Den Weg zurück zum Supermarkt konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Geschweige denn den zum Haus meiner Tante (zu dem mich später zwei hilfsbereite Rentnerinnen begleiteten). Das Problem ist nicht nur, dass ich mir Wege schlecht selber erschließen kann, ich vergesse auch noch Wege, die ich mir mühsam eingeprägt habe, wenn ich sie eine Weile lang nicht gegangen bin.

Etwa im Studium, als ich mit einer Freundin zusammen wochenlang für unsere Abschlussprüfung gelernt habe. Einen Tag ist sie zum Lernen zu mir gekommen, am nächsten bin ich mit dem Auto zu ihr gefahren. Immer dieselbe Strecke. Nach dem Studium verließ ich meinen Studienort, um nach Hamburg zu ziehen. Als ich nach etwa einem Jahr zu einem Besuch zurückkehrte, saß ich ratlos hinterm Steuer. Ich konnte mich an den Weg zur Wohnung meiner Freundin nicht mehr entsinnen.

Am besten kann ich mich immer noch in einer belebten Stadt orientieren. Denn dort kann ich typisch weibliche Orientierungsmuster anwenden. Während sich Männer im Allgemeinen nach Himmelsrichtungen orientieren, so las ich mal in einem Artikel, richten sich viele Frauen eher nach Ortsmarken. Etwa: Dort, wo die schönen roten Schuhe im Schaufenster stehen, links abbiegen. Immer geradeaus bis Karstadt. Dann hinter der Eisdiele rechts.

Zwischen Bäumen verloren

In einem Wald hingegen, wo es rechts, links und geradeaus nur Bäume gibt, bin ich verloren.

Meine Tochter blickt mich erwartungsvoll an. Ich schaue ratlos auf mein Handy. Der Empfang ist schlecht. „Vielleicht sollten wir mal hier rechts abbiegen“, sage ich zu meinem Kind.

Eine völlig fremde Dame, in Begleitung von Teenagertochter und einem Terrier an der Leine, tritt unverhofft auf uns zu. „Da“, sagt sie und zeigt auf den Weg, auf den ich gerade abbiegen wollte, „da wollen Sie nicht hin. Da kommen sie her.“ Rat- und fassungslos schaue ich sie an.

„Na ja“, erklärt sie, „Sie sind schon vor einer Viertelstunde orientierungslos an uns vorbeigefahren.“

Kurz darauf befinden wir uns auf dem Heimweg. Erklärt von der Hundebesitzerin anhand von Ortsmarken (Waldende, Hauptstraße, Hagenbeck, Bäcker). Und von meinem Mann, der inzwischen zu Hause angekommen war und uns vom Festnetz anrief, weil sein Handy gemeinsam mit meinem bei mir in der Satteltasche steckte.

Als wir in Eimsbüttel ankamen, erkannte mein Kind den Weg. „Das kenne ich Mama“, sagte sie mir. „Wir müssen dort lang.“

Ich hoffe, sie und ihre Schwester haben den Orientierungssinn vom Vater geerbt.

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