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Trotz Regen auf der Straße: Rund 1.000 Demonstranten protestierten für die Flüchtlingsunterbringung Sophienterasse. Foto: Annika Demgen
Trotz Regen auf der Straße: Rund 1.000 Demonstranten protestierten für die Flüchtlingsunterbringung Sophienterasse. Foto: Annika Demgen
Sophienterrasse

Anti-rassistische Demo um Sophienterrasse

Mehr als 1.000 Menschen haben am Sonntagnachmittag in Harvestehude gegen Rassismus und für die Flüchtlingsunterbringung in Harvestehude demonstriert – trotz strömenden Regens. Die Gruppe „Refugee support Harvestehude“ hatte zu der Versammlung aufgerufen. Der Verein „Flüchtlingshilfe Harvestehude“ blieb hingegen fern. Beide Gruppen verfolgen ein Ziel mit sehr unterschiedlichen Ansätzen.

Von Annika Demgen

„Nationalismus raus aus den Köpfen!“, tönt es durch den Mittelweg. Um 15 Uhr am Sonntag setzt sich der Demonstrationszug vom Bahnhof Dammtor aus in Bewegung. Die Masse läuft in Richtung Sophienterrasse. Den Veranstaltern zufolge sind insgesamt 1.200 Menschen gekommen, um für den Umbau des ehemaligen Kreiswehrersatzamts zur Flüchtlingsunterbringung zu demonstrieren. Drei Anwohner haben gegen dieses Vorhaben Klage eingereicht und einen einstweiligen Baustopp erwirkt.

Feuer und Flamme

„Flüchtlinge kommen nach Europa, und das schon seit Jahren. Es muss daher grundsätzlich darüber nachgedacht werden, wie wir mit der Thematik umgehen wollen“, sagt uns ein Demonstrant vor dem Gebäude an der Sophienterrasse 1a. „In dem Denken der Leute ist immer noch viel Rassismus vorhanden, und das wird ausgeblendet. Die Situation hier ist ein klassisches Beispiel dafür.“ In den skandierten Parolen, die aus dem Menschenzug erklingen, wird ein deutliches Feindbild umrissen: „Feuer und Flamme den Abschiebebehörden!“ Während eines Redebeitrags heißt es, den Harvestehudern ginge es darum „ihre arische Nachbarschaft zu erhalten“. In Gewalt schlägt die Versammlung jedoch nicht um. Lediglich als an der Ecke zur Milchstraße das Polizeiaufgebot größer wird, steigen Rauchschwaden eines bengalischen Feuers an der Spitze der Demonstration auf.

Pressesprecherin Azadeh Schmitt bestreitet, dass die Gruppe die Absicht verfolgt, den Stadtteil als rassistisch darzustellen. „Wir wollen den Rassismus in der gesamten deutschen Gesellschaft, natürlich auch in Hamburg und in Harvestehude, thematisieren.“ Außerdem fordern sie das Verwaltungsgericht auf, dafür zu sorgen, dass die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden. Tage vor der Demonstration distanzierte sich die Flüchtlingshilfe Harvestehude (FHH), die sich bisher prominent für die Flüchtlingsunterbringung in der Sophienterrasse einsetzte, von der Demonstration und den Organisatoren.

Über den Mittelweg lief der Zug Richtung Sophienterrasse. Foto: Annika Demgen
Über den Mittelweg lief der Zug Richtung Sophienterrasse. Foto: Annika Demgen

Konflikt zwischen Gleichgesinnten?

Dem Verein um die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hendrikje Blandow-Schlegel sind die Äußerung der Gruppe Refugee support Harvestehude zu „undifferenziert“. „Der Flüchtlingshilfe Harvestehude e.V. geht es nicht um Vorwürfe, sondern um die Suche nach Gemeinsamkeit und Lösungen. Dabei sind die Befindlichkeiten und Meinungen aller Beteiligten mitzunehmen, sonst kommt es nicht zu einem konstruktiven Prozess im Stadtteil“, heißt es in einer Pressemitteilung. Schmitt bedauert, dass die FHH sich nicht an der Demonstration beteiligt, kritisiert jedoch auch deren Haltung. Ihrer Meinung nach verklärt der Verein Rassismus als Ängste: „Wieso kann man nicht einfach sagen: Ja, es gibt rassistische Äußerungen im Stadtteil. Ja, das ist ein Problem. Ja, auch wir als Stadtteil müssen uns damit befassen.“

Dass über 1.000 Menschen für die Sophienterrasse auf die Straße gegangen sind, begrüßt Blandow-Schlegel in einer E-Mail an die Eimsbütteler Nachrichten: „Wir freuen uns, wenn die Organisation Refugees support Harvestehude meint, ihre Ziele, die wir zumindest teilweise teilen,  mit dieser Demo erreicht zu haben.“ Den Vorwurf von Schmitt, sich nicht mit dem Problem des Rassismus auseinandersetzen zu wollen, „um in Harvestehude nicht als Nestbeschmutzerin zu gelten und das Ansehen des Stadtteils nicht zu gefährden“, will sie jedoch nicht gelten lassen.
„Wir haben uns in allen Veranstaltungen eindeutig geäußert: gegen Rassismus, gegen rassistische Äußerungen, gegen dumpfe Ängste, die an Rassismus grenzen – auch im Übrigen gegen Bewertungen in dem VG-Beschluss, die an rassistische Äußerungen grenzen.“ Auch die Klagen der Anwohner seien vom Verein „ausdrücklich verurteilt“ worden.  „Wenn die Organisatoren das nicht zur Kenntnis nehmen, ist das nicht unser Problem.“

Der erste Kontakt

Beide Gruppen verfolgen grundlegend unterschiedliche Ansätze. Während FHH freiwillige Helfer organisiert, um die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in der Sophienterrasse zu unterstützen, planen die Organisatoren der Demo keinerlei „realpolitische anti-rassistische Flüchtlingsarbeit“. „Unsere politische Arbeit sehen wir darin, das Problem des Rassismus in die Öffentlichkeit zu bringen“, sagt Azadeh Schmitt. „Wir sind sehr froh, dass wir so viele Teilnehmer auf dieser Demonstration haben, die laut und friedlich den Rassismus kritisieren. Auch hier in Harvestehude.“  Getroffen haben sich beide Gruppen noch nicht. Es gibt jedoch erste Kontaktversuche. Ein Treffen wird von beiden Seiten nicht ausgeschlossen.

 Hör dir unsere Audiomitschnitte der Demo auf Audioguideme an.

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