Gräber auf dem Uni-Campus
Gut 80 Studierende kamen am frühen Montagabend auf dem Campus der Universität Hamburg zusammen – ausgerüstet mit Spaten, Schubkarren voller Blumenerde und Kreuzen. Idee und Ziel: Ein Zeichen setzten gegen das tausendfache Sterben von Flüchtlingen vor Europas Grenzen.
Von Robert BeckerDer Aufruf, um 18 Uhr auf dem Gelände der Uni zusammenzukommen, wurde ohne lange Vorbereitung von einigen Mitgliedern des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) formuliert und über soziale Netzwerke gestreut, wie Till Meerpohl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des AStA, uns bestätigte. Nach seinen Angaben wurden vor allem über Facebook etwa 80 Personen – überwiegend Studierende – mobilisiert. Begleitet mit Musik und unter dem Schutz von einigen Zelten und mobilen Pavillons kamen die Teilnehmer zunächst am Teich auf dem Unigelände zusammen und gingen dann als Protestmarsch zum Hauptgebäude der Universität an der Edmund-Siemers-Allee.
#Die Toten kommen
An verschiedenen Stellen auf dem Gelände wurden symbolisch Gräber angelegt, Kreuze aufgestellt, Blumen gepflanzt und Kerzen aufgestellt. Auf Transparenten waren Aufschriften wie „Grenzen töten“ und „JE SUIS gesichtlose tote Flüchtlinge im Mittelmeer“ zu sehen. „Symbolik allein ändert noch nichts am Abschottungssystem, aber sie klagt diejenigen an, die für diese Verbrechen verantwortlich sind“, sagte Meerpohl. „Sie schafft Orte, an denen den Ermordeten gedacht werden kann. Und sie macht klar, dass die Festung Europa zum Einstürzen gebracht werden muss!“
Ziel sei es gewesen, die auf dem Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge unter dem Slogan #DieTotenKommen in den Alltag der Menschen zu heben. Eine ähnliche Aktion fand unter gleichem Motto auch in Berlin statt. An prominenter Stelle hatten am vergangenen Sonntag tausende Aktivisten symbolisch zahlreiche Gräber auf Grünanlagen rund um das Berliner Reichstagsgebäude ausgehoben. Die Aktion wurde initiiert von der Organisation „Zentrum für politische Schönheit“ und fand ein bundesweites Medienecho.
Verwischte Spuren
Am Dienstagmorgen war von der Hamburger Aktion auf dem Campus nichts mehr zu sehen. Till Meerpohl zufolge wurden die Banner und Gräber mit Holzkreuzen und Grablichtern über Nacht von Unbekannten entfernt.
Das Präsidium der Universität Hamburg begrüßte die Gedenkveranstaltung als „absolut angemessen“. „Wenn die Aktionen den Alltag ’stören‘, dann ist damit ihr Ziel erreicht“, hieß es in einer Pressemitteilung. Man wolle „eine Lösung finden, die an prominenter Stelle auf die Geschehnisse aufmerksam macht“.
Ende März fand die letzte Demonstration zur Unterstützung der Flüchtlinge im Bezirk Eimsbüttel statt. Dabei ging es um den Baustopp der Flüchtlingsunterkunft Sophienterrasse.