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Die Azubis aus dem Café Veronika mit Eric Juma-Stichel im Zentrum. Foto: Annika Demgen
Die Azubis aus dem Café Veronika mit Eric-Juma Stichel im Zentrum, links daneben Daria Panek. Foto: Annika Demgen
Schließung

Produktionsschule Eimsbüttel verlässt Café Veronika

3,60 Euro für eine warme Mahlzeit – das Café Veronika bot Preise, die einkommensschwachen Menschen in Eimsbüttel, Lokstedt oder Stellingen ein günstiges Mittagessen ermöglichten. Seit Montag ist damit Schluss. Die Produktionsschule Eimsbüttel verlässt das zeltförmige Gebäude neben der Lenzsiedlung. Grund dafür ist jedoch nicht der Wasserschaden in der Küche, sondern Kommunikationsprobleme zwischen Betreiber und Eigentümer.

Von Annika Demgen

Zwei Parteien stehen sich beim Café Veronika gegenüber. Auf der einen Seite der Verein Lenzsiedlung, der das Gebäude besitzt und zahlreiche Veranstaltungen und Beratungen für die Bewohner der angrenzenden Hochhaussiedlung organisiert. Auf der anderen Seite befindet sich der Bildungsträger Alraune gGmbH, der die Produktionsschule Eimsbüttel betreibt. Er gibt im Café Veronika, genauso wie im Hamburg-Haus, Jugendlichen ohne oder mit niedrigem Schulabschluss die Chance, erste Berufserfahrung zu sammeln und sich ein Leben aufzubauen.

Beide Organisationen arbeiten gemeinnützig, beide kennen sich schon lange und arbeiten seit Jahren zusammen. Inhaltlich stehe man sich sehr nahe, sagt Petra Lafferentz, eine der Geschäftsführer der Alraune gGmbH, ebenso wie Ralf Helling, Geschäftsführer des Vereins Lenzsiedlung. Trotzdem ist die Kooperation seit Montag beendet. Eine zufriedenstellende Erklärung dafür gibt es nicht.

Die Verhandlungen

Doch von vorn. Die Geschichte beginnt im Sommer 2014, als Petra Lafferentz den bestehenden Pachtvertrag kündigt. Ihr Ziel ist jedoch nicht die Beendigung des Mietverhältnisses, wie sie uns am Telefon erklärt, sondern die Aushandlung eines neuen Vertrags. Der alte habe unpraktische Klauseln enthalten, die beispielsweise die Buchhaltung der Produktionsschule erschwerten. Zunächst kamen sich die beiden Geschäftsführungen näher. 1.800 Euro als fixe Pacht waren im Gespräch. Noch vor der finalen Einigung kommt Ende 2014 jedoch ein Wasserschaden dazwischen – wir berichteten.

Der Betrieb des Cafés ist lahmgelegt. Der Verein Lenzsiedlung kündigt Alraune, um sich vor Schadensansprüchen zu schützen. Bis zum März 2015 will die Schule ausziehen. „Alraune teilte uns mit, dass sie frühestens in einem Jahr wieder ihren Vollbetrieb aufnehmen können, weil sie an den Ablauf des Schuljahres gebunden sind“, sagt Ralf Helling. Entsprechend habe er sich auf die Suche nach alternativen Pächtern gemacht.

Im Sommer finden die Beteiligten allerdings noch eine Zwischenlösung. Der Betrieb der Produktionsschule startet neu im Café Veronika, in eingeschränkter Form: ohne Küche, dafür mit warm gehaltenem Büffet auf einem Servierwagen. Gekocht wird nur noch im Hamburg-Haus. Bei der Realisierung der Zwischenlösung helfen die SAGA GWG und das Bezirksamt. Der Verein Lenzsiedlung bezieht in diesem Zeitraum kein Geld von Alraune. Lange wollen beide Seiten dieses Konzept nicht aufrechterhalten. Alraune ist der Aufwand durch Transport und Einschränkungen vor Ort zu hoch. Der Verein wiederum braucht Geld. „Wir sind auf die Pachtzahlungen angewiesen, damit wir unseren Kredit bedienen können“, sagt Helling.

Kommunikation „über Bande“

Die Verhandlungen stagnieren jedoch. Das Bezirksamt fungiert inzwischen als Mediator. Der Behörde zufolge sind „Misstrauen und fehlende Offenheit“ ein zentrales Problem des Prozesses. Die Beteiligten hätten sich „inhaltlich und organisatorisch immer weiter voneinander entfernt“. Nur „über Bande“, sprich durch das Bezirksamt, sei eine Weiterarbeit überhaupt möglich gewesen. Warum? Ging es doch ums Geld?

Eine Mietsteigerung habe der Verein nicht gefordert, sagt Petra Lafferentz von Alraune. Stattdessen habe es Auseinandersetzungen über andere Bedingungen des neuen Vertrags gegeben. Die Produktionsschule wollte etwa größere Sozialräume für die Jugendlichen und eine Glasfront in Richtung Lenzsiedlung, um die Sichtbarkeit des Betriebs zu erhöhen. Die Gegenseite habe jedoch keine Anstalten gemacht, einem Umbau zuzustimmen. Der Verein wiederum betont, dass man zuvor die offenen Vertragsfragen klären wollte.

Foto: Anja von Bihl
Das Café Veronika gehört zum Vereinshaus des Lenzsiedlung e.V. Foto: Anja von Bihl

Schließlich habe Alraune angeboten, das Café zu kaufen. „Wir hätten uns gewünscht, dass Alraune in diesem Fall ein Konzept vorlegt, das die inhaltliche Arbeit für die Lenzsiedlung beschreibt“, sagt Ralf Helling. Dies habe die Produktionsschule jedoch nie geliefert. Lafferentz hingegen hätte sich im Voraus ein positives Zeichen vom Verein erhofft und Klarheit über die Rahmendaten eines möglichen Kaufs. Sie beendet schließlich die Vertragsverhandlungen und resigniert: „Mir fiel einfach nichts mehr ein. Es gab einfach überhaupt keine Bewegung.“

Das Bezirksamt bezeichnet das Nichtzustandekommen des Vertrags als „ausgesprochen ärgerlich“. Noch im März 2015 hat die Bezirksversammlung rund 110.000 Euro an Sondermitteln an den Verein Lenzsiedlung gegeben, damit die Reparatur in der Küche schnell gelingt und der Gastronomiebetrieb weitergeht. Das Bezirksamt hätte sich eine Weiterführung des Café Veronika durch die Produktionsschule gewünscht. Der Verein Lenzsiedlung ist als Eigentümer aber natürlich frei in der Auswahl seiner Kooperationspartner. Gespräche werden bereits geführt, sagt Ralf Helling, ohne jedoch auf weitere Details eingehen zu wollen. Fest steht, dass es auch ohne die Produktionsschule im Café Veronika wieder Essen und Trinken geben wird. Seiner Meinung nach sind die Verhandlungen mit Alraune „aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen von Pachtkonditionen“ gescheitert.

Zum Abschied

Ein unglückliches Ende vor allem für die Seniorengruppen, die den Mittagstisch der Produktionsschule häufig frequentierten, und das Team. Eric-Juma Stichel, Chefkoch im Hamburg-Haus und Betreuer der Jugendlichen, hat noch bis zur letzten Sekunde gehofft, dass sich die Geschäftsführungen einigen. Vom negativen Ergebnis ist er „höchst enttäuscht“. Ebenso wie Daria Panek. Sie ist seit zweieinhalb Jahren in der Ausbildung bei Alraune, die meiste Zeit davon im Café Veronika: „Ich bin traurig, dass es hier nicht weitergeht.“ Nach ihrem Abschluss in wenigen Monaten wird sie ihren eigenen Weg gehen.

Die Produktionsschule arbeitet nach wie vor im Hamburg-Haus. Die verbleibenden Auszubildenden werden auf andere Standorte auch außerhalb des Bezirks verteilt. In dem kleinen Ableger am Doormansweg ist nicht genug Platz für alle. Alraune ist derweil auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten in Eimsbüttel. „Wir sind Eimsbütteler und wollen auch hier arbeiten“, sagt Stichel.

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Dieser Artikel wurde am 18. Dezember aktualisiert. In der ersten Version stand, dass der erste Pachtvertrag ohne die Teilnahme von Frau Lafferentz zustande gekommen ist, diese Information kann die Redaktion jedoch nicht mit Gewissheit verifizieren. Außerdem wurde die neue Information ergänzt, dass der Verein Lenzsiedlung vor der Diskussion über einen möglichen Umbau des Café Veronikas erst einen neuen Vertrag wünschte.

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