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Die Bezirksversammlung tagt einmal im Monat in den Grindelhochhäusern. Foto: Annika Demgen
Streit um Wohnungsbau

Buhrufe in der Bezirksversammlung

Der Wohnungsbau für Flüchtlinge am Duvenacker in Eidelstedt beschäftigte am Donnerstagabend auch die Bezirksversammlung. Erst nach anderthalb Stunden verließen die aufgebrachten Bürger den Sitzungssaal.

Von Laura Wesseler

Ein seltenes Bild. An diesem Donnerstagabend sind alle Stühle im großen Sitzungssaal in den Grindelhochhäusern belegt. Die Stimmung wirkt nicht locker, wie sonst bei den Zusammentreffen der Bezirksversammlung, sondern angespannt. Vor Ort sind zahlreiche Mitglieder der Eidelstedter Bürgerinitiative, die sich gegen die geplanten Wohnungen für Flüchtlinge unter anderem am Duvenacker ausspricht. Bereits bei der Info-Veranstaltung in der Aula des Gymnasiums Dörpsweg am Abend zuvor artikulierten Mitglieder der Gruppe ihr Anliegen deutlich. Jetzt suchen sie den direkten Kontakt zu den Abgeordneten im Bezirksamt. Anstatt den Politikern Fragen zu stellen, nutzen einige Besucher die Gelegenheit, für eine umfangreiche Schilderung ihrer Sicht der Dinge. Die Argumente unterscheiden sich dabei kaum. Viele vereint die Angst vor einem „Ghetto“ in Eidelstedt.

Gärten, Lärmschutz und Wertverfall

„Wenn es sich um vierstöckige Gebäude handelt, kann ich bald meinen Garten nicht mehr nutzen. Der ist dann von oben vollständig einsehbar“, beschwert sich eine Anwohnerin. Ein weiterer Redner weist darauf hin, dass es sich bei dem besagten Grundstück um ein Landschaftsschutzgebiet handele. Außerdem sei eine vorherige Bebauung bereits wegen Lärmbelästigung durch die Autobahn unmöglich gewesen. Falk Schmidt-Tobler (Grüne) entgegnet darauf, dass es sich um „kein bemerkenswertes Naturschutzgebiet“ handelt. Die Lärmschutzwände würden zudem um einen Meter erhöht. Er hofft, dass sich dann eine „erträgliche Belastung“ ergibt. Zudem gebe es keinen Garten, der nicht einsehbar sei.

Foto: Laura Wesseler
Auf dem Info-Abend am vergangenen Mittwoch: Daniela Bohnet, Sprecherin der Bürgerinitiative Duvenacker. Foto: Laura Wesseler

Daniela Bohnet, Sprecherin der Bürgerinitiative, fordert ein Entgegenkommen der Politik: „Warum kann dort nicht anders gebaut werden, was wäre zum Beispiel mit Reihenhäusern?“ Sie bekommt keine Antwort.

Auch Hans-Hinrich Brunckhorst findet die Pläne für den Duvenacker „völlig okay und gut machbar“. Bei 114 Wohnungen für Flüchtlinge sieht der verkehrspolitische Sprecher der CDU keine Gefahr für eine Ghettoisierung und verweist auf ein Fachgutachten, das die Lärmbelastung als nicht zu hoch einschätze. Die nächsten Redner machen sich Sorgen um den Wertverlust ihrer Grundstücke. Sie begründen dies nicht nur mit der Unterbringung von Flüchtlingen, sondern auch mit der Höhe der neuen Gebäude, die dann direkt neben ihren Einfamilienhäusern stünden. Frank Wiedemann (SPD) weist das als moralisch verwerflich zurück, gerade weil es um Kriegsflüchtlinge gehe. Er prangert zudem die Bezeichnung Ghetto an: „Wenn ich an die historische Bedeutung dieses Wortes denke, wird mir Angst und Bange. Ich schäme mich für Sie.“ Damit kippt die Stimmung endgültig. Daniela Bohnet springt auf: „Ich verbinde diese Bezeichnung nicht nur mit Ausländern und lasse mich nicht in die rechte Ecke stellen. Ein Ghetto würde auch bei 2.600 arbeitslosen Deutschen entstehen.“

„Eine Herausforderung“

Zum Thema Integration stellt Zaklin Nastic (Die Linke) klar, dass diese nicht einseitig funktioniert: „Wenn man sich mit seinen neuen Nachbarn unterhält, versteht man sie auch besser.“ Sie wohnt selbst in Eidelstedt und ist der Meinung, dass die geplanten Wohneinheiten zusammen mit der Flüchtlingsunterkunft am Hörgensweg eine Herausforderung sind. „Die Menschen haben keine Wahl, sie suchen hier Schutz und wir können sie nicht weiterhin in Zelten und Containern unterbringen“, sagt sie. Ein Mann reagiert genervt: „Erzählen sie uns nicht immer, was das Problem ist, das bezweifeln wir nicht. Wir sagen nur: Das, was die Politik macht, ist keine Lösung.“ Rüdiger Kuhn (CDU) bezeichnet die Fragen der Bürger als berechtigt und bestätigt, dass sich die ausgesuchten Flächen in Eidelstedt ballen. Er stellt aber klar: „Wir sind hier nur die Bezirksversammlung und die Füchtlinge sind nun einmal da.“ Kuhn verweist auf einen Antrag der CDU, der vor Weihnachten in der Bezirksversammlung eingebracht worden sei. Dabei gehe es unter anderem um die Größe der Bauten, Schulen und Kindergärten. Der Antrag befinde sich mittlerweile im Stadtplanungsausschuss. Doch die negativen Stimmen unter den Anwesenden werden trotzdem lauter, ständig ertönen Buhrufe. Die Vorsitzende Mechthild Führbaum (SPD) ruft mehrmals zur Ruhe auf – mit kaum anhaltendem Erfolg. Nach anderthalb Stunden verlassen die meisten Bürger schimpfend den Saal.

Überblick über Unterkünfte für Flüchtlinge und Hilfsinitiativen in Eimsbüttel.

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