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Enis (Cem Ali Gültekin, vorne) wird von Rocky (Christoph Letkowski, hinten) im Keller als Geisel gehalten. Foto: NDR/Marion von der Mehden
Interview mit Cem Ali Gültekin

Spaßvogel und Charakterdarsteller

Cem Ali Gültekin hat 2014 mit seiner Kreativagentur eine Schule für Comedy in Eimsbüttel eröffnet. Ende März ist er in einer Hauptrolle im Tatort zu sehen. Wir trafen den Schauspieler zum Interview.

Von Fiona Kleinert

Cem Ali Gültekin (*1981) ist in Hamburg aufgewachsen. Während seiner Ausbildung zum Medienkaufmann entwickelte er großes Interesse an der Schauspielerei, sodass er 2005 ein Schauspielstudium begann. Heute ist er als Comedian auf den verschiedensten Bühnen unterwegs und als Schauspieler unter anderem in der ARD-Vorabendserie „Sibel & Max“ zu sehen. Die Eimsbütteler Nachrichten haben Gültekin getroffen und mit ihm über das Leben als Comedian und die Herausforderungen seiner Tatort-Rolle gesprochen und nachgefragt, wie man lernt lustig zu sein.

Du hast 2014 die erste Schule für Comedy in Deutschland mit Jan Harries gegründet. Wie kamst du auf die Idee?

Um das zu erklären, muss ich früher anfangen: 2007 haben wir die ComedyTour gegründet – eine Comedyshow in einem Bus. Mittlerweile sind wir in sechs Städten mit jeweils drei bis vier Künstlern vertreten, die ich über die Jahre angelernt habe. Dazu fliege ich immer in die Städte, mache Castings und probe mit den Künstlern vor Ort. Irgendwann haben wir uns gedacht, dass es doch ganz cool wäre, wenn die Leute zu uns kommen. Dann muss ich nicht so viel verreisen (lacht). Die Idee haben wir weiterentwickelt und uns gedacht, dass es toll wäre, Leuten, die in den Comedybereich wollen, das Handwerk der Komik beizubringen. Natürlich gucken wir uns auch unsere Absolventen an und überlegen, wer Potenzial hätte, unsere Shows zu spielen. René Koch war zum Beispiel Schüler bei uns und moderiert jetzt das ComedyBoot in Hamburg.

Kann man Witzigsein überhaupt lernen?

Die Grundvoraussetzung ist, dass man auf die Bühne will. Und ein ausgeprägter Mitteilungsdrang (lacht). Aber 90 Prozent sind Handwerk, Ehrgeiz, Geduld und stetiges Arbeiten. Nur zehn Prozent kommen durch das Talent. An unserer Schule haben wir drei Fächer, um das Handwerk zu erlernen. Einmal das ‘Sprechen’, wo die Leute Sprechen auf der Bühne, Artikulation und Atemtechniken lernen. Die ‘Textentwicklung’, bei der die Schüler tatsächlich am Schreibtisch sitzen und lernen, Gags zu schreiben. Im dritten Block geht es um ‘Bühnenperformance’ und wie man die Gags richtig inszeniert. Wir wollen, dass man unseren Schülern nach dem Abschluss nicht anmerkt, dass sie Anfänger sind.

Was für Leute melden sich bei euch in der Comedyschule an?

Das ist komplett gemischt. Vom Studenten über eine Dessousverkäuferin, einen Apotheker bis hin zum pensionierten Mathelehrer, hatten wir schon alles dabei.

Viele Comedians machen Witze über sich selbst. Du zum Beispiel über deine arabischen Wurzeln. Warum?

Wenn du auf die Bühne gehst, dann musst du die Leute in kürzester Zeit auf deine Seite ziehen. In der Comedy ist es sehr wichtig, dass die Leute nicht denken, dass du über ihnen stehst, sondern einer von ihnen bist. Wenn man über sich selbst Witze macht, dann erlaubt man den Leuten über einen zu lachen und baut somit in kürzester Zeit eine emotionale zwischenmenschliche Beziehung auf.

Am 20. März bist du im Tatort in einer ernsten Rolle zu sehen. Du spielst den Syrien-Heimkehrer Enis Günday, der einen Anschlag plant. Ist es für dich einfacher, eine lustige oder ernste Rolle zu spielen?

Weder noch. An die Rollenarbeit geht man in beiden Fällen gleich ran. Die Herausforderung beim Tatort war es, jemanden zu spielen, der so radikale Emotionen in sich trägt, und Wege zu finden, diese den Zuschauern genau so zu vermitteln.

Cem Ali Gültekin hat als Kind auch schon gerne seine Familie zum Lachen gebracht. Foto: Marcus Wagner
Cem Ali Gültekin hat als Kind auch schon gerne seine Familie zum Lachen gebracht. Foto: Marcus Wagner

Wie bist du an die Rolle gekommen?

Das war purer Zufall. Ich war gerade bei den Dreharbeiten zu dem ARD-Krimi „Nord bei Nordwest“ und habe dort einen Wikinger gespielt, für den ich mir einen Bart habe wachsen lassen. So habe ich die Casterin Deborah Congia getroffen, die mich fast nicht erkannt hätte (lacht). Zu der Zeit hat sie gerade den Tatort besetzt und mich dann vorgeschlagen.

Und wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?

Wenn du an so eine Rolle rangehst, dann fragst du dich immer, was treibt sie an und warum handelt sie so, wie sie handelt. Man beschäftigt sich mit dem Umfeld der Figur und versucht herauszufinden, woher diese Emotionen kommen. Meine Figur Enis muss zum Beispiel mit dem frühen Tod der Mutter klarkommen und hat sich nie vom Vater geliebt gefühlt. Im Film gibt es einen Bruch: Enis ruft seinen Vater an, der sich entgegen Enis‘ Erwartungen ihm gegenüber emotional öffnet. All diese Details helfen einem, die Figur zu spielen. Es gibt dann verschiedene Techniken, um sich Rollen zu nähern. Man fragt sich zum Beispiel, ob man selbst schon einmal enttäuscht worden ist. Die Emotionen baut man sich dann zusammen und versucht damit, so nah wie möglich an die Figur zu kommen.

Du bist nicht nur im Filmgeschäft tätig und als Comedian unterwegs, sondern spielst auch Theater. Was davon bringt dir am meisten Spaß?

Ich liebe alle drei Bereiche. Am Anfang meiner Schauspielausbildung wollte ich unbedingt zum Film, aber je länger die Ausbildung dauerte, desto mehr habe ich die Liebe zum Theater entdeckt. Das war auch der Grund, warum ich nach der Schauspielschule die ersten Jahre nur Theater gespielt habe. Irgendwann wurde die Comedy auch immer größer und ich bekam Lust zu drehen. Das habe ich dann angefangen und mittlerweile stehe ich so viel vor der Kamera, dass ich leider keine Zeit mehr habe Theater zu spielen. Das vermisse ich sehr.

Wie soll es in deiner Karriere weitergehen?

Ich würde gerne nochmal Kino machen. Bisher hat sich das noch nicht ergeben. Aber ich stelle mir das sehr cool vor, wenn man sich auf einer so riesigen Leinwand sieht.

Was ist deine Traumrolle, die du unbedingt nochmal spielen möchtest?

James Bond (lacht). Da hätte ich nichts dagegen. Der erste türkische James Bond. Warum nicht?

Tatort „Zorn Gottes“ am 20. März, um 20.15 Uhr, ARD.

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