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Seit knapp 20 Jahren arbeitet Torsten Meinicke in der linken Buchhandlung. Foto: Lea Freist
Hamburger Buchhandlungspreis

Buchladen Osterstraße: Abseits der Bestseller

Am 3. September wird zum zweiten Mal der Hamburger Buchhandlungspreis verliehen. Aus Eimsbüttel sind vier Buchhandlungen nominiert. Eine davon ist der Buchladen Osterstraße. Mit einer großen Stammkundschaft – oft in dritter Generation – und linker Literatur hält er gegen den Mainstream an.

Von Lea Z. Freist

Am ersten April 1978 öffnete der Buchladen Osterstraße seine Türen. „Das war kein Aprilscherz“, sagt Torsten Meinicke, der zusammen mit Doris Claus und Gerlinde Schneider die Buchhandlung führt. Seit 38 Jahren hält sich die linke Buchhandlung schon an der Osterstraße, zwanzig Jahre davon ist Torsten Meinicke dabei. Mittlerweile sei er der Dienstälteste, sagt er, und erinnert sich zurück an die Anfänge.

Damals habe es ein Positionspapier gegeben, mit einem strikten politischen Anspruch: Die Gründer hätten zu Beginn nur harte politische Literatur im Laden angeboten. Doch nach zwei Wochen sei immer noch kein Kunde gekommen. Sie hätten aber einen Businessplan aufgestellt, der besagte, dass sie mindestens 800 Mark am Tag Umsatz machen müssten, um zu überleben. Die Flaute sei daraufhin gemeinsam im Kollektiv diskutiert worden und man habe kleinlaut zugegeben, dass man wohl doch mal ein Rowohlt-Taschenbuch ins Sortiment nehmen müsse.

Linke Literatur, Kinderbücher und Krimis

Der explizit politische Anspruch ist geblieben, der Buchladen Osterstraße hat sich ein besonderes Sortiment auf die Fahnen geschrieben: „Wir bespielen die politische Szenerie“, sagt Meinicke. Man findet Bücher zu politischer Theorie und Praxis und Queer-Literatur. Der Schwerpunkt ist die Geschichte des Nationalsozialismus. Aber auch viele Krimis und Kinderbücher stehen heute in den Regalen des Ladens am oberen Verlauf der Osterstraße. Torsten Meinicke, der Geschichte studiert hat, ist auch Experte für Krimis. Nicht verwunderlich, dass sein aktuelles Lieblingsbuch ein politischer Thriller ist: „Schwarzes Gold“ von Dominique Manotti spielt in den 70er Jahren zu Beginn der Ölkrise. Es geht um die Spekulation mit Bodenschätzen und Scheinfirmen. Nicht nur das Buch sei aufwendig recherchiert, auch die 1942 geborene französische Autorin sei einfach cool, findet Meinicke.

Leseempfehlungen finden Kunden im "Lesefutter" und als Newsletter. Foto: Lea Freist
Leseempfehlungen finden Kunden im „Lesefutter“ und als Newsletter. Foto: Lea Freist

Kleine selbstgemachte Bestseller

„Auffällig ist, dass wir von der Spiegel-Bestsellerliste nicht mal die Hälfte überhaupt im Laden haben“, meint Meinicke. Ein Triumph für ihn sind kleine „selbstgemachte Bestseller“. Wenn man von irgendeinem Buch, für das man brenne, das nirgendwo auf der Bestsellerliste stehe, hundert Stück verkaufe, dann wisse man, warum man Buchhändler geworden sei.

1978 galt Eimsbüttel als das linke Zentrum Hamburgs. Heute sind die Mieten im Kerngebiet mit am höchsten in der Hansestadt. Damals saß der Buchladen noch ein paar Treppenstufen tiefer in einem kleinen Geschäft, das bis oben hin mit politischer Literatur vollgestopft war. Der Umzug auf die andere Straßenseite 2001 in einen größeren ebenerdigen Laden steht auch für den Wandel des Viertels: Gut situierte Kunden mit Kinderwagen, die in sanierten Altbauwohnungen leben, gehören immer mehr dazu. „Es gibt nicht wenige, die seit 1978 kommen, damals als junge Referendare. Jetzt sind es pensionierte Lehrerinnen, deren Töchter selbst schon wieder mit Kind auf dem Arm nach Bilderbüchern stöbern.“ Dennoch nimmt er ein eindeutig überaltertes Publikum war. Diejenigen, die viel lesen und dann auch kaufen, sind mehrheitlich über 50 Jahre alt.

Anspruchsvolle Kunden

Der Buchladen Osterstraße lebt von seinem großen Netzwerk und den jahrelangen Kontakten zu Instituten, zur Forschung und zu Galerien. Gute Beziehungen bestehen zur Gedenkstätte Neuengamme oder dem Hamburger Institut für Sozialforschung am Mittelweg. Der Laden lebt aber auch von seiner Stammkundschaft. Die Kunden erwarten sehr gute Beratung, manchmal erwarten sie sogar, dass Torsten Meinicke den Buchgeschmack der Ehefrau besser kennt als der Käufer selbst. „Meistens stimmt das auch“, sagt er achselzuckend. Aber er gibt auch zu: „Wir könnten nicht existieren, wenn Steuerberater und Ärzte nicht auch ihre Fortsetzungsliteratur oder medizinischen Fachbücher bei uns kaufen würden.“

Zum Buchladen gehört ein Webshop, Bücher werden vor Ort, wenn gewünscht, als Geschenk verpackt. Man könne nicht anmeckern gegen die Großen, gegen Amazon und selbst nichts tun, so Torsten Meinicke, der übrigens selbst kein Handy besitzt. Ein Dauerbrenner zweimal im Jahr ist der Buchvorstellungsabend mit Weinprobe, vier verschiedene Weine werden verkostet, zwischendrin neue Bücher vorgestellt, die den drei Buchhändlern besonders am Herzen liegen, und ein Vorleser untermalt die Veranstaltung mit heiteren Texten. Auch zur Langen Nacht der Literatur findet im Buchladen in der Osterstraße Programm statt. Sachbücher und politische Veranstaltungen seien eben auch keine Selbstgänger mehr.

Konkurrenz in der Osterstraße

Wie läuft es grundsätzlich hier, an der Osterstraße, wo es noch drei weitere Buchhandlungen in direkter Nähe gibt? Der 55-Jährige sagt, dass es nicht sein tiefer Wunsch sei, dass es hier so viele Buchläden gebe. Aber in Eimsbüttel sitze nunmal das Geld und sein Laden würde eine andere Klientel ansprechen als die Mitbewerber. Nur hier, in Eimsbüttel funktioniert das Überleben der kleinen Läden so gut.

Einen anderen Standort kann sich Torsten Meinicke nicht vorstellen, schließlich heiße das ganze Unternehmen ‚Buchladen in der Osterstraße‘.

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