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Mit einem "Finger" spielt Roboterarm Armin Klavier. Foto: Holger Vogel
Roboterarm Armin spielt mit einem "Finger" Klavier. Foto: Holger Vogel
Klavier vor Sperrmüll gerettet

Der Mann am Klavier ist ein Roboter

Zufällig rettet das Team des Eimsbütteler IT-Start-ups Cybus ein klappriges Klavier vor dem Sperrmüll und hievt es in die Büroräume in der Herlingsburg. Dort greift jetzt Roboterarm Armin in die Tasten und spielt präzise und zuverlässig einprogrammierte Melodien.

Von Holger Vogel

„Alle meine Entchen“, „Für Elise“ oder die „Jeopardy“-Melodie – Klavierspieler Armin ist vielseitig und präzise wie ein Uhrwerk. Sein Repertoire beschränkt sich nicht auf diese drei Stücke. Theoretisch kann er jedes Lied spielen. Und das ohne Notenblatt. Man muss ihn nur entsprechend programmieren und füttern – mit Daten. Denn Armin ist kein Mensch. Er ist eine Maschine. Genauer ein Roboterarm, der sich über einen Computer steuern lässt. Streng genommen müsste Paul Kuhn seinen Schlagerhit „Der Mann am Klavier“ posthum umschreiben. Anno 2016 hieße es treffender: „Der Roboter am Klavier“.

Roboter trifft Klavier

Verantwortlich für diese technische Innovation zeichnet das Team von Cybus. In den Büroräumen des Eimsbütteler IT-Start-ups in der Herlingsburg freuen sich der Roboterarm und das Klavier, dass sie einander gefunden haben. Die Computernerds hatten das nötige Wissen, die erforderliche Geduld und nebenbei riesigen Spaß, dem Roboterarm das Klavierspielen beizubringen. „Da steckt keine Magie dahinter. Das kann im Prinzip jeder“, sagt Marius Schmeding, der Cybus vor anderthalb Jahren mit Peter Sorowka und Pierre Manière gegründet hat. Man müsse 300 bis 400 Euro für einen handelsüblichen Computerarm investieren, und schon könne der Spaß beginnen.

Der Roboter spiele alles und sei absolut zuverlässig, lobt der 32-Jährige seinen folgsamen Klavier-Schüler, der nie krank oder verstimmt ist. Eine kleine Einschränkung gebe es allerdings: Armin habe nur einen Finger: „Eine Partitur kann er nicht spielen.“ Immerhin verfüge der metallene Musikus über eine Spannweite von drei Oktaven, das entspreche zirka 60 Zentimeter auf der Klaviatur. Armin heißt Armin, weil Cybus-Mitarbeiter Laurent Schüller den Roboter spontan so getauft und der Name die Zustimmung der Kollegen gefunden hat. Wenn es die Zeit zulässt, jammen Armin und Peter Sorowka zusammen. Die Maschine spielt die Begleitmelodie, der Mensch das Stück – und die Belegschaft lauscht beseelt der Session.

Kommunikation über Schnittstellen

„Wir haben mit einer Software ein Programm angefertigt, das Armin sagt, an welche Stelle er sich bewegen soll“, erzählt der Elektro- und Informationstechniker. Es sei kein großer Akt, die Klaviatur auf dem Computer abzubilden. „Das ganze Potenzial entwickelt sich aber erst, wenn der Roboter über eine Schnittstelle verfügt, über die man sich mit beliebigen Anwendungen anschließen kann.“ Cybus hat sich auf Schnittstellen im Internet der Dinge spezialisiert. Internet der Dinge meint, dass heute immer mehr Geräte oder halt Dinge mit Schnittstellen über das Internet kommunizieren. Die Computerfreaks entwickeln Industriegeräte mit ähnlichen Schnittstellen weiter, damit diese eben einfach und sicher Daten über das Internet austauschen können. Der IT-Experte veranschaulicht am Beispiel eines Kühlgeräteherstellers für Schaltschränke, der bisher nur die Geräte verkauft hat, was in Zukunft möglich sein soll: „Ziel der so genannten Industrie 4.0 ist es, dass der Hersteller eine Dienstleistung verkauft, in diesem Fall das Kühlen, und dem Kunden das Versprechen gibt, dass das Gerät immer perfekt gekühlt ist.“ Sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket, bei dem der Kunde nur noch den Zugang zum Gerät gewähren muss, wenn es mal nicht rund läuft.

Ein rollendes Klavier

Bevor Armin zum Klavierspieler wird, sortiert er bei Cybus akribisch Schokoladenstücke und schreibt mit einem Kugelschreiber mehr oder weniger stümperhaft Worte auf ein kleines Stück Papier. Dann der Aufstieg zum Virtuosen. Erst am Klavier entfaltet er seine volle Blüte und sein großes Talent. Aber wie kommt ein Klavier in die Büroräume eines IT-Start-ups? Mit viel Ächzen, Stöhnen und Schweiß. Und sehr zufällig. Rückblende: Als die Cybus-Belegschaft geschlossen auf dem Weg zum Döner-Imbiss ist, entdeckt der Trupp auf dem Gehweg nahe der Lenzsiedlung ein Klavier mit Gebrauchsspuren, versehen mit dem Zettel: „Zu verschenken. Sofort mitnehmen. Sonst Sperrmüll.“ Kurze Teambesprechung auf der Straße: Es sei bescheuert, das Klavier mitzunehmen, ist zunächst die einhellige Meinung. „Aber dann fanden alle die Idee doch irgendwie gut“, erinnert sich Schmeding.

Keine Waschlappen

Eine Tortur in zwei Akten beginnt. Zwar hat das Klavier Rollen, doch auf dem Schotterweg durch den kleinen Park bleibt das Musikinstrument im Kies stecken. Guter Rat und gutes Rad sind teuer, lassen aber nicht lange auf sich warten. Flugs organisieren die IT-Experten einen Gabelhubwagen – auch Ameise genannt – und bringen das betagte Stück zum Bürogebäude, wo sich das nächste Hindernis auftut: die Laderampe, anderthalb Meter hoch. „Wir sitzen zwar den ganzen Tag am Schreibtisch, aber man kann beileibe nicht sagen, dass wir Waschlappen sind“, sagt Schmeding schulterzuckend. Trotzdem misslingt es dem Team zu fünft, das Klavier auf die Rampe zu wuchten. Wiederum rettet sie ein brillanter Einfall: ein Gabelstapler vom Baustoffhandel um die Ecke soll die Lösung sein. „Wir haben unseren Nachbarn das Problem geschildert, und die haben sich auf den Stapler geschwungen, sind hergefahren und im Nu war das Klavier im Lastenaufzug“, sagt der 32-Jährige. Der Weg vom Fahrstuhl ins Büro sei dann wegen der Rollen am Klavier wieder kein großer Akt gewesen. Ein letztes Problem gibt es dann noch: Das Klavier ist total verstimmt, ein Klavierstimmer muss her und es richten. Obwohl der Profi anfangs nicht glaubt, dass dieses Klavier noch zu stimmen ist, schafft er es, und sein Handwerk findet am Ende die volle Zustimmung aller sechs Cybus-Mitarbeiter – und die von Armin.

Klavier und Roboter

Am Wegesrand steht ein Klavier, und drei Cybus-Mitarbeiter nehmen es in Augenschein. Foto: Eimsbütteler Nachrichten
Mit Muskelkraft ist hier nichts zu machen. Ein Gabelstabler muss her, um das Klavier auf die Rampe zu schaffen. Foto: Eimsbütteler Nachrichten
Marius Schmeding lehnt am Klavier und sieht dem Roboterarm beim Spielen zu. Foto: Holger Vogel
Das Gehirn von Klavierspieler Armin: ein Laptop. Foto: Holger Vogel

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