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Flüchtlingsprojekt New Home Hamburg Eimsbüttel
Lena Borowski aus Hoheluft engagiert sich als Freiwillige beim Projekt "New Home Hamburg". Foto: Laura Lagershausen
New Home Hamburg

Kurzzeitpatin für Flüchtlinge trotz 9-to-5-Job

Ein Hamburger, ein Geflüchteter und drei Treffen – das steckt hinter „New Home Hamburg“. Lena Borowski aus Hoheluft ist eine der Freiwilligen des Projekts und erzählt von ersten Hürden, einem Treffen in der Kunsthalle und wie sie Hamburg gerade ganz neu entdeckt.

Von Laura Lagershausen

Ein Job als Pressesprecherin, Treffen mit Freunden, Engagement bei Amnesty International, Theaterbesuche und ab und an zum Sport – Lena Borowskis Tage sind gut gefüllt. Schon länger wollte sich die 35-jährige aber auch nebenbei für Flüchtlinge engagieren. Bei der Suche musste sie jedoch schnell feststellen: mit einem 9-to-5-Job ist das nicht so einfach. Anfang des Jahres besuchte Lena dann die Aktivoli Freiwilligenbörse in Hamburg – und wurde fündig. Gleich der erste Stand, den sie sich ansah, gehörte der Zeitspender-Agentur des Arbeiter-Samariter-Bundes. Hier informierte Koordinatorin Stefanie Fulge sie über das Patenschaftsprojekt „New Home Hamburg„.

Lena war sofort angetan, denn das Programm passte genau zu ihren Vorstellungen und vor allem: dem Zeitaufwand, den sie investieren konnte. Die Idee von „New Home Hamburg“ ist, dass sich Hamburger und Geflüchtete bei drei individuellen Treffen kennenlernen und gemeinsam die Hansestadt erkunden. „Das Programm gibt es seit Mai 2016 und bisher konnten schon 190 Patenschaften vermittelt werden“, erzählt Koordinatorin Stefanie Fulge stolz.

„Eine Art Freundschaft mit unbekannten Menschen“

Eine ist die von Lena und ihrem Tandempartner Sadeq (30). Er kommt ursprünglich aus Afghanistan und ist mittlerweile schon fast zwei Jahre in Deutschland. Lena und er lernten sich im Frühjahr bei einem Treffen der Organisation im Café „Why not?“ kennen.“Natürlich ist es am Anfang etwas steif, weil sich niemand kennt“, erzählt sie. Sie musste sich selbst ein wenig überwinden. „Das ist schon komisch, wenn man irgendwohin kommt und dann mit fremden Menschen eine Art Freundschaft eingehen möchte“, gibt sie zu, „aber es geht da ja allen so.“

Flüchtlingsprojekt Hamburg

Flüchtlingspaten sollen Integration erleichtern

Aus Fremden werden Freunde — das Projekt "New Home Hamburg" bringt Hamburger und Geflüchtete zusammen.

Mittlerweile kennen sich Lena und Sadeq schon einige Monate. Auch Cynthia (30) ist Teil des Tandems. Das hatte sich damals bei der Kennenlernveranstaltung so ergeben. Über die drei ersten Treffen, die bei dem Projekt vorgeschrieben sind, sind sie schon lange hinweg. Aktuell schaffen sie es sich fast jede Woche zu treffen. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Gemeinsam waren sie schon auf der Plaza der Elbphilharmonie, im Wildpark Schwarze Berge, beim Hafengeburtstag und im Planten un Blomen. Erst vor Kurzem haben sie das erste Mal an einer kostenlosen Führung durch die Kunsthalle teilgenommen.“Sadeq hatte einen ganz anderen Blickwinkel. Von den meisten berühmten Malern aus Europa hatte er noch nie was gehört, stattdessen war er von dem Stil der Bilder beeindruckt“, erzählt Lena von ihrem Ausflug. Dieser wurde von Koordinatorin Stefanie Fulge organisiert. In unregelmäßigen Abständen gibt es für Freiwillige und Flüchtlinge solche Aktionen oder Freikarten für andere Hamburger Events.

Lena wohnt mittlerweile seit fünf Jahren in ihrer Wohnung in Hoheluft-West, Sadeq in einem 8er-Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg Niendorf. Er besucht Deutsch- und Integrationskurse. Wenn diese jedoch mal ferienbedingt ausfallen, hat er in seinem Alltag nicht viel Abwechslung. Umso wichtiger ist es, dass er durch Projekte wie „New Home Hamburg“ auf andere Menschen trifft. Diese und ihre Kultur kennenlernt und Veranstaltungen in Hamburg besucht.

Gegenseitiger Austausch zwischen den Kulturen

In Eimsbüttel haben sie zu Dritt noch nichts unternommen. Ganz oben auf ihrer Liste steht jedoch ein Grillabend auf der Wiese am Kaifu-Ufer. Einer von Lenas Lieblingsorten im Stadtteil. Außerdem wollen sie zusammen kochen. Typisch deutsch und afghanisch. Oder einfach afghanisch essen gehen. Da Sadeq sehr höflich ist, ist es für Lena und Cynthia manchmal nicht einfach Programmvorschläge zu machen. „Ich will ihm unsere Ideen nicht aufzwingen oder ihn bemuttern“, sagt sie. Deswegen freut sie sich, wenn auch von ihm Anregungen kommen. So waren sie auf seine Initiative hin gemeinsam bei einem Flüchtlingsfest im Karoviertel und haben dort Sadeqs Freunde kennengelernt.

Bei „New Home Hamburg“ verpflichten sich die Tandems für drei individuelle Treffen. Lena und Sadeq gehören zu den 80 Prozent, die auch darüber hinaus in Kontakt bleiben. „Besondere Voraussetzungen braucht man als Hamburger nicht. Wichtig ist, dass man ein wenig Zeit hat, mindestens 18 Jahre alt ist und Motivation mitbringt. Besondere Sprachkenntnisse sind nicht nötig, denn die Hauptsprache ist Deutsch“, sagt Projektkoordinatorin Stefanie Fulge.

Flüchtlingsprojekt Hamburg New Home
Eindrücke von einem Kennenlerntreffen im Café „Why not?“. Foto: Magdalena Gärtner

Lena hat ihren Freunden bisher selten von ihrem Engagement erzählt. „Ich möchte ja niemanden missionieren“, sagt sie. Dabei ist es wichtig über Projekte dieser Art mit anderen Hamburgern zu sprechen, erklärt Stefanie Fulge. Denn die Nachfrage der Geflüchteten ist, auch nach mehr als einem Jahr „New Home Hamburg“, höher als die Zahl der Freiwilligen, die sich melden. Diese stoßen vor allem bei Facebook auf die Aktion, ein Großteil melde sich aber immer noch über Mund-zu-Mund-Propaganda, so die Projektkoordinatorin.

Die eigene Stadt neu entdecken

Für Lena lässt sich das ehrenamtliche Engagement bei „New Home Hamburg“ gut mit Job und Alltag verbinden. „Es ist super unkompliziert und perfekt für Menschen mit wenig Zeit“, sagt sie. Außerdem könne man die eigene Stadt neu entdecken und sie aus eine anderen Blickwinkel betrachten. Besonders schön findet sie, dass man durch das Projekt neue Leute kennenlernt und aus diesen, im besten Fall, Freunde werden.

Wenn fremde Menschen aufeinander treffen, kann das natürlich auch schief gehen. „Niemand ist verpflichtet nach den drei Treffen in Kontakt zu bleiben. Die Chemie muss einfach stimmen“, sagt Stefanie Fulge. Und die stimmt bei Lena, Cynthia und Sadeq. Sie haben schon ihr nächstes Event geplant: Wenn das Wetter sommerlich bleibt, werden sie in den nächsten Tagen ihre Freikarten fürs Open Air Kino einlösen. Am liebsten für einen afghanischen Film. Damit der kulturelle Austausch nicht nur einseitig stattfindet.

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