Catharina Junk: „Bis zum Himmel und zurück“
Nach ihrem Debütroman „Auf Null“ veröffentlicht die Eimsbütteler Bestsellerautorin Catharina Junk ihren zweiten Roman. „Bis zum Himmel und zurück“ erscheint im Kindler Verlag und erzählt die Geschichte einer zerbrochenen Familie, vom Beginn einer neuen Liebe und zeigt einen Blick hinter die Kulissen der Fernseh-Branche.
Von Vanessa LeitschuhDie Protagonistin Katja ist Drehbuchautorin, sie schreibt Geschichten, erfindet Leben von ihrem Schreibtisch aus. Doch ihr eigenes stellt sie so konsequent wie möglich hinten an.
Ihr neuester Auftrag: das Drehbuch zu einer Familienserie. Und so gut sie auch versucht in ihrem eigenen Leben bloß eine Nebenrolle zu spielen, ihre persönliche Familiengeschichte holt sie wieder ein. Mit nur einem Anruf bricht ihr sorgfältig aufgebauter Panzer auf und ihr Leben ins Chaos.
Ein tragisch-komischer Familienroman
„Ich war zwölf Jahre alt und die Schuld folgte mir überallhin, wie ein feindlicher Schatten. Sie war ein Gewicht auf meinen Schultern, ein Dröhnen in meinem Kopf und ein Splitter in meinem Herzen.“
Im Leben mancher Menschen gibt es einen Augenblick, der es in ein Vorher und ein Nachher unterteilt. Für Katja war dieser Moment der Tod ihrer kleinen Schwester Lina.
Als wäre das Erwachsenwerden allein nicht schwer genug, verliert die zwölfjährige Katja mit dem Tod ihrer jüngeren Schwester auch die Fürsorge ihrer Eltern. Diese verschwinden in ihrer Trauer und lassen Katja mit ihren Schuldgefühlen allein.
Als die Tochter, die überlebte, manifestiert sich in Katja das Gefühl, nichts Gutes verdient zu haben. In sich gekehrt lernt sie mit den Schuldgefühlen zu leben und trifft eine Abmachung mit sich selbst, die sie bis ins Erwachsenenalter mit sich trägt. Das Zulassen von Gefühlen oder die Möglichkeit auf Glück erlaubt sie sich nicht.
„Pass bloß auf, Katja. Das darfst du alles nicht haben“ mahnt sie sich, als sie auf jemanden trifft, der ihr seit einer langen Zeit das Gefühl gibt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
„Die Stille schleicht sich in mein Herz und höhlt es aus.“
„Katja?“ Eine vertraute Stimme. So lange nicht mehr gehört. Ich halte die Luft an. Sekunden vergehen. Die Stille schleicht sich in mein Herz und höhlt es aus.“
Als Katjas Mutter sie nach Jahren eines Morgens anruft, wird Katja in eine Zeit zurück geworfen, in der der Schmerz begann.
Katjas Vater liegt nach einem Schlaganfall im Koma, eine Halbschwester taucht vor ihrer Wohnungstür auf und der gutaussehende Halbbruder ihrer Halbschwester macht das Durcheinander komplett. In Rückblicken erfährt der Leser mehr über ihre Vergangenheit, ihre Familie und das Leben, das die Ich-Erzählerin zu verstecken versucht.
Eine emotionale Geschichte humorvoll erzählt
„Bis zum Himmel und zurück“ bleibt nicht oberflächlich, sondern zieht den Leser im Laufe des Romans immer tiefer in Katjas Vergangenheit. Dabei spricht Junk schwere Themen an – vom Tod ihrer Schwester, der Alkoholabhängigkeit der Mutter, der Scheidung ihrer Eltern bis hin zu Katjas selbstverletzendem Verhalten – doch durch den Wechsel zwischen komischen Alltagssituationen mit schlagfertigen Dialogen und emotionalen Momenten, wird Katjas Geschichte nicht nur sentimental, sondern auch mit Humor und Leichtigkeit erzählt.
Mit der Protagonistin Katja schafft Junk eine sympathische, oft selbstironische Heldin. Auch die anderen Charaktere sind lebendig und authentisch ausgestaltet. Mit flüssigem und angenehmen Sprachstil und in treffenden Bildern beschreibt Junk die Gefühlswelt ihrer Hauptfigur. Der Leser leidet und lacht mit ihr und bleibt neugierig darauf, wie die verworrene Familiengeschichte weiter geht.