
Mikroapartments: Anwohner fordert Reaktion der Politik
Sechs Quadratmeter für 695 Euro: Auch in Eimsbüttel gibt es Mikroapartments. Ein Anwohner eines betroffenen Hauses will nun dagegen vorgehen.
Von Frieda StadtlanderMikroapartments sind kleine Wohnungen, die meist auf Zeit und zu hohen Preisen vermietet werden. In der Nähe der Apostelkirche gibt es ein solches Angebot: sechs Quadratmeter für 695 Euro im Monat. In der offenen Fragestunde der Bezirksversammlung Eimsbüttel am Donnerstag hat sich ein Bewohner des Hauses damit an die Politik gewandt.
Wucherpreise für halbe Zimmer
Er berichtete, eine 3,5-Zimmer-Wohnung in der Apostelkirche 13, wo auch er wohne, sei zu vier Mikroapartments umfunktioniert worden. Jedes Zimmer der Wohnung wird einzeln vermietet, wie sich der Seite des Anbieters Stacey entnehmen lässt. Das kleinste Zimmer, etwa 6 Quadratmeter groß, ist mit einem schmalen Bett und einer Kommode ausgestattet – für Mieter kostet das 695 Euro im Monat. Für das größte Zimmer mit 16 Quadratmetern verlangt Stacey 1.095 Euro im Monat. Das Bad und die Küche teilen sich die Bewohner der insgesamt vier Mikroapartments.
Das kleinste Zimmer hat nach Angaben des Hausbewohners keine Heizung. Damit wären die Mindestanforderungen für Wohnraum nicht erfüllt.
Stacey.de
Stacey mietet die Wohnungen selbst nur vom eigentlichen Vermieter. Sie werben damit, dass die Vermieter so eine stabile Einnahmequelle haben und keinen Stress mit ihren Mietern. Die Verträge sollen bis zu 20 Jahre laufen.
Für die Menschen, die in Mikroapartments ziehen, sei Stacey häufig die letzte Option, eine Wohnung in Hamburg zu finden, sagten Vertreter der SPD-Fraktion Eimsbüttel in der Bezirksversammlung. Meist zögen die Menschen nur übergangsweise in die Wohnungen, teilweise seien die Mietzeiten von Stacey selbst befristet.
Er fragte weiter, ob die Bezirksversammlung Impulse an die Bürgerschaft geben könne, das Wohnraumgesetz so zu verschärfen, dass solche Geschäfte nicht mehr möglich seien.
Mietpreisbremse: Zu viel Aufwand?
Die SPD-Fraktion wies darauf hin, dass die SPD gemeinsam mit den Grünen bereits im Bundestag aktiv gegen solche Untervermietungskonzepte vorgegangen sei. Der Antrag scheiterte jedoch.
Die Fraktion fügte hinzu, dass es in Hamburg eine Mietpreisbremse gibt. Jedoch würde kaum ein Mieter von Mikrowohnungen darauf hinweisen, da sich der behördliche Aufwand bei Wohnzeiten um die 3 Monate kaum lohne.
FDP: Müssten viele Gesetze ändern
Die Linksfraktion verwies auf den Wohnungsmangel in Hamburg. Es sei eine Schande, dass Menschen, die in Hamburg arbeiten oder studieren, nicht in Hamburg wohnen könnten und deshalb auf Mikroapartments mit Wuchermieten ausweichen müssten.
Die FDP-Fraktion argumentierte eher destruktiv: Es gebe zu viele Gesetze, die geändert werden müssten, um den Mikrowohnungen entgegenzuwirken.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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