Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“: Solo Sunny
Wie war das Menschenbild im sozialistischen Film der DDR? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“ bietet die Galerie Morgenland/Geschichtswerkstatt Eimsbüttel im Februar und März verschiedene Filmseminare zur DDR-Filmgeschichte im Filmraum an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstand das Filmwesen in Ostdeutschland der staatlichen Leitung, wodurch sich eine andere Filmkultur entwickelte. Unter der staatlichen Produktionsfirma DEFA wurde das Kino auch zu Propagandazwecken genutzt.
Beginnend im Jahr 1954 führen die Seminare der Geschichtswerkstatt durch die Filmgeschichte der DDR und dringen bis ins Jahr 1980 vor. Im letzten Teil der Veranstaltungsreihe wird der Film „Solo Sunny“ von 1980 gezeigt. Er handelt von der früheren Arbeiterin Ingrid, die heute als Schlagersängerin „Sunny“ mit ihrer Band durch die Dörfer tourt und in Klubhäusern und auf Festen auftritt. Allerdings kommt die Künstlerin mit ihrem Privatleben nicht klar.
Der Film über eine Außenseiterin in der DDR basiert auf der Lebensgeschichte von Sanije Torka, die im Film nicht erwähnt wird. Gedreht wurde bevorzugt in Abrisshäusern in Prenzlauer Berg, einer Gegend, die dem Drehteam besonders geeignet erschien, Raum und Atmosphäre der eigenwilligen Sängerin in Szene zu setzen. Letztendlich wird gefragt: Wie können Glücksansprüche im DDR-Alltag verwirklicht werden? Wie kann ein Ausbruch des Einzelnen aus der „geschlossenen Gesellschaft“ der DDR gelingen?
„Solo Sunny“ war der letzte Spielfilm des vielleicht bedeutendsten Regisseurs der DDR, Konrad Wolf. Sowohl im In- als auch im Ausland wurde er ausgezeichnet. Bei der Berlinale 1980 erhielt er den Filmkritikerpreis und Renate Krößner einen Silbernen Bären als beste Darstellerin. In der DDR erhielt der Film einen Kritikerpreis.
Wann? Dienstag, den 19. März, 20:15 Uhr
Wo? Filmraum, Müggenkampstraße 45
Preis: Eintritt frei – Spende erbeten
Foto: Lukas Gilbert