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Prüfmarathon im Gesamten HVV-Gebiet. Foto: Tim Eckhardt

Schlechte Presse, Lügenpresse und der HVV

In einer internen E-Mail hat der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) seinen Prüfdienst angewiesen, bei der Kontrolle von Geflüchteten „Augenmaß“ walten zu lassen. Das Schreiben landete auf Twitter und das Unternehmen steht nun dafür in der Kritik. Es will seine Anweisung aber lediglich als Erinnerung an gängige Praxis verstanden wissen. Ein Kommentar.

Von Lukas Gilbert
20140223_S-Bahn_Stellingen_0004. Foto: Tim Eckhardt

Eine S-Bahn des HVV in Stellingen. Foto: Tim Eckhardt

Unter dem Titel „HVV drückt bei Flüchtlingen ein Auge zu“ berichtete vergangene Woche das Boulevard-Blatt Bild von dem Schreiben und lässt CDU-Politiker Dennis Thering zu Wort kommen. „Die ,Augen-zu-Anweisung‘ muss zurückgenommen werden“, fordert er und verbindet seinen Unmut mit einer kleinen Senatsanfrage. Autor Markus Arndt beendet seinen Artikel, der völlig ohne Nachfrage beim HVV auskommt, mit dem Hinweis, dass im monatlichen Taschengeld für Flüchtlinge ohnehin ein Teil für Fahrkarten vorgesehen sei. Im Unterton schwingt mit: Geflüchtete bekommen ohnehin genug Geld von uns. Und jetzt dürfen die auch noch ohne Ticket fahren? Das Resultat solcher „Berichterstattung“: Hasskommentare in den sozialen Netzwerken. Die „Lügenpresse“ wird verdächtigt, die Wahrheit zu verschweigen.

 

 

 

Klar, nur die Bild sagt dem kleinen Mann, was in der Welt tatsächlich passiert.

Keine Unterschiede zwischen Fahrgästen

Auf unsere Anfrage stellt Christina Becker, stellvertretende Pressesprecherin der Hamburger Hochbahn klar, dass es bei der Anweisung: „Weder um ein Einfallstor zum Schwarzfahren noch um eine Ungleichbehandlung von Fahrgästen“ geht. Die Anweisungen seien darüber hinaus nicht auf Geflüchtete beschränkt. Grundsätzlich ist der Prüfdienst angewiesen, auch in ähnlichen Fällen Kulanz walten zu lassen. Neben Sprachbarrieren, durch die das Tarifsystem des HVV schwer zu verstehen sei, ist dem Schreiben zu entnehmen, dass Geflüchtete häufig Opfer von Fahrkartenfälschern werden. Die Kontrolleure sollen daher sensibel agieren, wenn Geflüchtete keines oder nur ein ungültiges Ticket vorweisen können.

Rainer Vohl, Pressesprecher des HVV, wird noch deutlicher: „Was in den Medien aus dieser Anweisung gemacht wird und wie in den letzten Tagen berichtet wurde, war teils unterirdisch.“ Es gehe dem HVV lediglich darum eine Sensibilisierung für ein Vorgehen zu schaffen, das ohnehin angewand wird. Auch Vohl macht deutlich, dass keinerlei Unterschiede zwischen Menschen gemacht werden, die kontrolliert werden. „Ob Hamburger, Flüchtlinge oder Touristen betroffen sind, macht für uns keinen Unterschied.“ Wenn glaubhaft versichert wird, dass man sich beim Fahrkartenkauf vertan hat oder Opfer von Fälschern wurde, dürfe jeder mit Kulanz rechnen. Die Entscheidungen würden im Einzelfall getroffen.

Durch das Schreiben soll Vohl zufolge lediglich den aktuell hohen Zahlen von Zufluchtsuchenden Rechnung getragen werden. Er weist darauf hin, dass es sich bei der Anweisung um ein internes Dokument handelt, das aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt wurde.

Die Sorge vor schlechter Presse

Grundsätzlich ist es erst einmal begrüßenswert, dass der HVV seine Mitarbeiter darauf hinweist, bei Menschen, die das Tarifsystem offensichtlich nicht verstehen oder Betrügern auf den Leim gegangen sind, Kulanz walten zu lassen. Dass in dem Schreiben die Sorge vor schlechter Presse – Zitat: „Wir möchten verhindern, dass die Verkehrsunternehmen und der HVV hier durch zu strenge Handhabung bei der Fahrkartenprüfung eine schlechte Presse erfahren“ – schwerer zu wiegen scheint als „Menschen hier eine sichere Zuflucht zu bieten“, wie es nach Ansicht des Verkehrsverbundes andere Unternehmen, die Bürger und die Stadt versuchen, ist dennoch kritisch zu bewerten.  Zumal die „schlechte Presse“ bereits im April passiert ist.

Es wäre wünschenswert, dass der HVV  seine Kontrolleure auch unabhängig von der Sorge um schlechte Presse so auswählt und schult, dass sie immer mit dem erforderlichen „Augenmaß“ handeln. Unabhängig von der Sorge um schlechte Presse, sollte Verständnis für die Situation von Geflüchteten gezeigt werden. Unabhängig von der Sorge um schlechte Presse sollte der HVV konkrete Hilfe leisten. Etwa durch einen besseren Anschluss von abgelegenen öffentlichen Unterbringungen wie in der Schnackenburgallee.

Über das Schreiben hinaus gibt es nach den Informationen Vohls keine konkreten Bestrebungen des HVV, Hilfe für Geflüchtete anzubieten. Da das Verkehrsunternehmen in städtischer Hand ist, verweist der Pressesprecher dabei auf die Verantwortlichkeit der Stadt.

Ein Vorstoß des HVV in eine solche Richtung wäre dennoch ein gutes Zeichen. Auch als Reaktion auf die Bild-Berichterstattung und die Hasskommentare im Netz. Vor allem aber für all jene, die momentan Unterstützung benötigen.

 

 

 

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