A7-Deckel: Baubeginn im Herbst
Eine breite Schneise zerschneidet Schnelsen und Stellingen: die Autobahn A7. Jetzt ist ein schon in den 70er Jahren angedachter Plan in eine konkrete Phase getreten. Ein Deckel soll die Autobahn verschließen. Die Eimsbütteler Grünen hatten am Sonntag zu einer informativen Radtour für Einwohner eingeladen.
Von Anja von BihlTreffpunkt ist an der Frohmestraße, Ecke Wählingsallee. Ein “historischer” Ort, erklärt Volker Bulla, Kreisvorsitzender der Eimsbütteler Grünen und Spitzenkandidat im Wahlkreis Schnelsen: Hier war einst die Endstation der 1978 eingestellten letzten Hamburger Straßenbahn, der Linie 2. Noch heute steht eine Reihe von hohen Betonpfeilern, die damals die elektrische Oberleitung trugen. Vielleicht fährt hier in Zukunft einmal eine moderne Stadtbahn? Im Gespräch ist sie. Doch jetzt geht der Blick nach vorn zum Autobahndeckel.
Erste Station der Fahrradtour ist einige Schritte weiter auf der Frohmestraßenbrücke über die A7. Es ist ohrenbetäubend laut. Das soll sich ändern: Nördlich der Brücke soll kurz vor dem Schleswiger Damm der Deckel über den Fahrbahnen beginnen. Dadurch soll unter anderem das Zentrum Frohmestraße ruhiger werden, ein Ort, an dem die Menschen sich gern aufhalten.
Grüne Flächen für Schnelsen
Bauen kann man auf dem Autobahndeckel nicht. Wenn er fertig ist, sollen auf dem nördlichen Teil Kleingärten angelegt werden. Südlich der Frohmestraßenbrücke bis zur Heidlohstraße wird eine Parklandschaft entstehen.
Der Baubeginn ist für September vorgesehen, etwa im Juni wird es für die Schnelsener Bürger eine Informationsveranstaltung geben, wo auch Detailfragen erläutert werden. So müssen angrenzende Kleingärten aufgegeben werden, sollen aber durch Flächen in der Nähe ausgeglichen werden.
Zehn Jahre werden die Überdeckelungsarbeiten dauern. Und gebaut wird bei laufendem Autobahnverkehr. Noch strittig sind Fragen der Emissionen, des Brandschutzes und des Rauchabzugs.
Ein ganz großes Problem
Weiter geht es zum Stellinger Teil des geplanten A7-Deckels. Am Imbekstieg sind die Eigentümer von Reihenhäusern direkt an der Autobahn am schlimmsten betroffen. Von ihren schmalen Hintergärten werden sieben Meter wegfallen, und nicht nur das. Hinter den Gärten wird schließlich eine massive Wand aufragen. Denn die Betondecke über der Autobahn wird 2,80 Meter dick und darüber werden nochmals etwa 1,20 Meter Erde aufgeschüttet. Entschädigt werden die Hausbesitzer vom Bund, der die Kosten des A7-Deckels trägt. Allerdings nur für die weggenommene Fläche, nicht aber für den Wertverlust ihrer Häuser.
Würden alle Eigentümer ihre Häuser verkaufen wollen, wäre die Stadt Hamburg zur Übernahme bereit, erklärt Falk Schmidt-Tobler, Grünen-Kandidat im Wahlkreis Stellingen. Was auch Verluste für sie bedeuten würde, denn gezahlt würde nur der Verkehrswert, der im Normalfall unter dem Marktwert liegt. Bislang sehe es aber so aus, als weigere sich einer von ihnen. Wenn keine Lösung gefunden werde, “dann könnte es hier Wohnraum zum Nulltarif geben.”
Die Zukunft hat schon begonnen
Der Stellinger Deckel wird an der Kieler Straße enden. Südlich davon sollen sich Galerien anschließen, also seitlich offene Überdachungen. Sie reichen bis zur Langenfelder Brücke. Allerdings nicht der Brücke, wie sie heute dort steht. Sie wird abgerissen und um zwei Fahrbahnen verbreitert neu errichtet.
Die Brücke ist 40 Jahre alt und zeigt Alterserscheinungen. Hat man damals schlampig gebaut? Ganz so ist es nicht, sagt Klaus Hofmann, Grünen-Spitzenkandidat in Eidelstedt. Vielmehr seien zu der Zeit beim Anmischen von Beton noch Bestandteile wie Kalk erlaubt gewesen, die man heute nicht mehr verwenden dürfe. Allerdings: Wie man richtig Beton herstellt, wussten schon die alten Römer – das Pantheon im Rom mit seiner Betonkuppel steht noch heute. Das ist aber Geschichte. Nun steht der Neubau an.
Verkehrsbehinderungen
Vor zwei Wochen haben die Vorbereitungen zum Abriss begonnen. Die Fahrspuren wurden verschwenkt und verengt, damit zuerst die eine Seite der Brücke weggebrochen werden kann und danach die zweite – alles bei laufendem Verkehr.
Vier Jahre soll die Erneuerung dauern. Schon jetzt sind die Staus morgens und abends im Berufsverkehr beträchtlich. Dazu kommt während der Abriss- und Neubauzeit der Baustellenverkehr. Er soll ebenfalls über die Autobahn selbst gehen, damit die umliegenden Stadtteile nicht allzu sehr leiden. Klaus Hofmann rechnet damit, dass das Dauerthema Verkehrslage hier noch für politischen Druck sorgen wird.
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