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Abfall am Straßenrand

Müllberge in Eimsbüttel

Ralph Schreiner* ist verärgert. In der Eichenstraße/Ecke Ottersbekallee häuft sich schon wieder ein großer Stapel Altpapier. „Mich stört das Optische. Und dass die Leute so rücksichtslos sind, die getroffenen Vereinbarungen nicht einzuhalten.“ Mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Eine schnelle Lösung für die Altpapier-Bündelsammlung oder die rosa Säcke am Straßenrand ist jedoch nicht in Sicht.

Von Lena Schnüpke

Mit getroffenen Vereinbarungen meint Schreiner die Vorgaben der Stadt, die vorschreiben, dass Mülltonnen und eben auch Altpapier frühestens am Vorabend des Abholtages auf die Straße gestellt werden darf. „Es fängt klein an, aber wir leben ja in einer Gesellschaft, wo man Rücksicht auf die anderen Leute nehmen sollte.“

Abholung vom Straßenrand

Hamburg hat die blaue Tonne für Altpapier im August 2008 eingeführt. Seitdem kann man sie kostenlos bei der Stadtreinigung bestellen. Was aber, wenn im Haus kein Platz für eine weitere Mülltonne ist?

In 24 Hamburger Stadtteilen wird das Altpapier weiterhin auch vom Straßenrand abgeholt, so auch in Eimsbüttel. Es gibt keine festen Plätze für die Bündelsammlung, theoretisch kann es an jeder Straßenecke abgestellt werden. Voraussetzung ist laut der Website der Stadtreinigung nur, dass das Papier „gebündelt und sichtbar“ bereitgestellt wird.

Ein Schild der Anwohner hat zu keinen Veränderungen geführt. Foto: Lena Schnüpke
Ein Schild der Anwohner hat zu keinen Veränderungen geführt. Foto: Lena Schnüpke

Diese Sichtbarkeit ist es auch, die Ralph Schreiner stört. Er hat selbst eine blaue Tonne im Vorgarten und muss sein Altpapier deswegen nicht am Straßenrand deponieren. Im Prinzip stört ihn die sogenannte Bündelsammlung auch nicht, nur, dass sich bereits im Laufe der Woche ein Stapel anhäuft. Seine Idee wäre es, durch die Stadtreinigung Schilder zur Information aufzustellen und Strafen für die Missachtung zu verhängen.

Das ist laut Andree Möller von der Pressestelle der Stadtreinigung jedoch keine Lösung. Es gibt zwar „Mülldetektive“, die Verstöße prüfen, jedoch wären die Personalkosten viel zu hoch, um eine generelle Überwachung durchzuführen. Auch die Schilder sind laut Möller nicht durchsetzbar. Dadurch, dass es keine festen Sammelplätze gibt, müsste man dann an jeder Straßenecke ein solches Schild aufstellen.

Informationen für die Haushalte

Die Stadtreinigung versucht deswegen, mit Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung gegen das Müllproblem anzugehen. So verteilen sie Anfang jedes Jahres eine Infobroschüre an die Haushalte.

Desweiteren ist der Anteil an Beschwerden über Straßensammlungen Möller zufolge sehr gering. Im vergangenen Jahr haben sich bei der Stadtreinigungshotline acht von 998 Meldungen im Stadtteil Eimsbüttel darauf bezogen. Ralph Schreiner hat sich auch nicht beschwert, weil er glaubt, dass das keine Auswirkungen hätte. „Es ist ja auch nicht Sinn der Sache, da jedes Mal die Hotline anzurufen. Die können ja nicht an jede Ecke kommen und da sauber machen.“

Extra Container für Altpapier, Glas und Leichtstoffverpackungen

Abgesehen von der Bündelsammlung, gibt es für Anwohner die Möglichkeit ihren Müll zu einem der Container zu bringen, die in Eimsbüttel aufgestellt sind. In Eimsbüttel gibt es 20 Standplätze mit insgesamt 138 Containern. Fast die Hälfte davon sind Papiercontainer. Doch auch hier gibt es Probleme. Oft wird das Altpapier neben die Container gestellt. Das gibt nicht nur ein Bußgeld, sondern ist auch ein zusätzlicher Aufwand. Die Wände des Containerwagens sind meterhoch, sodass die danebengestellten Teile einzeln darüber geworfen werden müssten. Hier rückt deswegen eine Extra-Reinigung an.

Ärgerlich ist das vor allem dann, wenn der Container eigentlich gar nicht voll ist. Oft wird das Papier nicht ordentlich in den Container geschoben, sodass es im Schlitz stecken bleibt und für die kommenden Anwohner den Eindruck erweckt, es gäbe keinen Platz mehr. Deswegen will die Stadtreinigung laut Pressestelle die Container mit einer Klappe versehen, sodass das Papier besser in den Container gefüllt werden kann.

Die Leerungszeiten der Container werden aber nicht bekannt gegeben. Jeder Container hat hier seine eigenen Zeiten und auch in der Häufigkeit ihrer Entleerung unterscheiden sich die verschiedenen Standorte.

„Der Stadtteil ist verdreckt“

Frau B. stört der ständige Müll vor ihrer Haustür. Foto: Lena Schnüpke

Frau B., die ebenfalls in der Eichenstraße wohnt, sieht den Müll auf der Straße jeden Tag. Sie glaubt nicht, dass die Anzahl der Container ausreicht, da auch sie häufig einen vollen Container vorfindet. Ihr Vorschlag für die Stadtreinigung wäre deswegen, mehr Container aufzustellen und die Bündelsammlung komplett abzuschaffen: „Solange man diese Abholung macht, werden die Leute ihr Papier immer auf die Straße stellen.“ Dadurch hat sie permanent Müll vor der Haustür liegen. „Die Gebäude hier sind schön und die Straßen sind dreckig. Das passt für mich nicht zusammen.“ Gerade bei Regen wird das Altpapier zu einem matschigen Haufen. Teilweise werden auch einzelne Papierteile abgelegt, die dann vom Wind durch die Gegend geweht werden.

Zu viele Müllsäcke auf den Straßen

Das Altpapier ist aber nicht das einzige Problem. Laut Ralph Schreiner werden häufig auch andere Müllsäcke zu früh auf die Straße gestellt. Und Frau B. merkt an, dass häufig auch Sperrmüll am Straßenrand abgeladen wird. „Neulich stand ein ganzes Bett da.“ Dabei wird Sperrmüll eigentlich nur auf Anfrage abgeholt und hat somit am Straßenrand überhaupt nichts verloren.

Rosa Müllsäcke. Foto:??
In den rosa Müllsäcken wird Hausmüll gesammelt. Foto: Jan Hildebrandt

Die rosa Müllsäcke können genau wie das Altpapier überall an den Straßenrand gestellt werden, festgelegte Sammelplätze gibt es nicht. Die Bürger bekommen die Säcke quartalsweise von der Stadtreinigung ausgehändigt. Dabei bekommen sie auch ein Informationsblatt, das über das Herausstellen am Vorabend informiert. Trotzdem werden sie laut Pressestelle der Stadtreinigung meistens dann herausgebracht, wenn sie gefüllt sind. Um die Müllsammelstellen optisch ansprechender zu machen, hat sich die Stadtreinigung bereits etwas überlegt. Sogenannte Unterflursysteme (UFS) sind in die Erde eingelassene Container, die mehr als 100 Müllsäcke fassen. Sie gibt es sowohl für Restabfall, als auch für Bioabfall, die Hamburger Wertstofftonne und eben Papier. Im Bezirk Eimsbüttel gibt es mittlerweile schon 38 solcher Systeme, alle befinden sich auf privatem Boden. Das erste wurde 2011 in der Lutterothstraße errichtet.

Unterflursystem der Stadtreinigung- Müll Foto: Jan Hildebrandt
Die Unterflursysteme der Stadt verlagern das Müllproblem unter die Erde. Foto: Jan Hildebrandt

Doch der Einbau eines UFS ist der Pressestelle der Stadtreinigung zufolge gerade in Bestandsgebieten sehr problematisch. Der Standplatz muss mit einem LKW angefahren werden können, der mit einem Kran dann den Container aus dem Boden hievt. Außerdem dürfen keine Leitungen oder Ähnliches im Boden verlaufen. Dies ist laut Elmar Schleif von der Pressestelle des Bezirksamtes Eimsbüttel im öffentlichen Grund immer der Fall, weswegen das Bezirksamt für öffentlichen Boden keine Baugenehmigungen erteilt. Auf privatem Grund verlaufen abgesehen von den Hausanschlüssen keine Leitungstrassen, weshalb dort nach geeigneten Standplätzen gesucht wird. Der Eigentümer trägt hierbei die Kosten für den Bau des Schachtes, der Behälter wird von der Stadtreinigung gestellt.

Bezirkspolitik will sich kümmern

Das Müllproblem zu lösen ist auch für Anne Schum, stellvertretende Vorsitzende der SPD in Eimsbüttel, ein wichtiges Anliegen. Denn die Bezirksversammlung setzt sich schon lange für die Änderung der Müllentsorgungspraxis ein. „Wir sind richtig genervt“, sagt Schum und kündigt an, im nächsten Kerngebietsausschuss nach einem Bericht zur Lage zu fragen. Die Verwaltung ist im Moment dabei, einen Kataster zu möglichen Standplätzen anzulegen. Das Problem ist laut Schum, dass die Bezirkspolitik hier kaum die Möglichkeit hat, etwas zu bewegen. Die Politik habe keine Handhabe gegenüber den Hausbesitzern. Damals habe man den Eigentümern den Ausweg durch die rosa Müllsäcke angeboten, nun gehe es nicht mehr einfach zurück. „Wir sind hier auf deren ‚Goodwill‘ angewiesen.“ Unverständlich ist es für die Politikerin auch, dass die Müllentsorgung auf Kosten des öffentlichen Raumes durchgeführt wird, weil es am billigsten sei. Von den UFS ist sie begeistert und „es hat sich auch was getan“, die ersten Erfolge seien zu erkennen. Die SPD will weiterhin dran bleiben.

Um eine kurzfristige Lösung zu erreichen, ist Andree Möller von der Pressestelle der Stadtreinigung der Meinung, dass in diesem Fall auch die verstärkte Kommunikation zwischen den Nachbarn weiterhelfen könne. „Manche denken vielleicht, das stört gar keinen.“ Wenn sie nun aber darauf angesprochen und auf den richtigen Abstellzeitpunkt hingewiesen würden, könnten sie ihr Verhalten ändern.

Frau B. findet, dass die Stadt für eine Lösung zuständig ist. „Ich will ja auch nicht die Aufpasserin sein, in die Rolle will ich nicht.“ Sie wünscht sich, dass alle im Stadtteil aufeinander Rücksicht nehmen. Selbst hat sie schließlich auch keine blaue Tonne im Haus, bringt ihre großen Pappen aber zum Container und stellt kleine Mengen am Sonntagabend an den Straßenrand. „Wir haben nie keinen Müll vor der Tür und es ist immer dreckig. Es ist einfach sehr, sehr schade.“

*Name von der Redaktion geändert

Dieser Artikel wurde am 10. März aktualisiert und der Vorspann angepasst.

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