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Foto: Paulina Loreth

Stumme Willkommenskultur

Informationsveranstaltungen für neue Flüchtlingsunterkünfte veranstaltet das Bezirksamt derzeit am laufenden Band. In der vergangenen Woche trafen sich Betreiber, Behörde und Bezirksamt mit den Anwohnern des Hörgenswegs, in dem 800 Menschen in einem ehemaligen Baumarkt untergebracht sind. An diesem Abend sind die besorgten Bürger lauter als die Willkommenskultur.

Von Paulina Loreth

Die Aula des Gymnasiums im Dörpsweg ist gut besucht aber nicht voll. Auf einem Podium sitzen Vertreter des Bezirksamts, der Behörde für Inneres und vom Unterkunftsbetreiber Fördern und Wohnen (f&w). Barbara Strauß, die für die Koordination und Unterstützung des freiwilligen Engagements im Bezirk Eimsbüttel zuständig ist, moderiert den Abend. Zur Begrüßung betont Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke, dass im Rahmen der Veranstaltung keine politische Grundsatzdiskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen möglich sei, an einigen Stellen des Monologs ertönt missbilligendes Gemurmel aus dem Publikum. Es kommen täglich geflüchtete Menschen nach Hamburg und „wir müssen damit umgehen“, so Sevecke.

Im ersten Teil der Veranstaltung geht es um den aktuellen Stand der Flüchtlingsunterbringung in Hamburg sowie einige Fakten zur Notunterkunft Hörgensweg. Dann ist Zeit für Fragen.

Notunterkunft Hörgensweg. Foto: Anja von Bihl
Notunterkunft Hörgensweg. Foto: Anja von Bihl

Die ersten Wortmeldungen kritisieren unter anderem den späten Termin der Veranstaltung, erst mehr als einen Monat nachdem die ersten Bewohner in den ehemaligen Baumarkt eingezogen sind. „Momentan passiert sehr viel auf einmal“, entschuldigt Sevecke. Weitere Fragen lassen sich in wenigen Sätzen beantworten: „Für andere Obdachlose steht das Winternotprogramm zur Verfügung“, „Der Baumarkt ist nur bis März 2016 angemietet, bis dahin muss es eine andere Lösung geben.“

Die Sorgen der Anwohner

Eine Frau geht zum Mikrofon. Sie beschwert sich über verstreute Klamotten und Müll um die Unterkunft und darüber, dass die Zäune nicht fest montiert sind, so könnten doch alle unkontrolliert ein- und ausgehen. Ansonsten findet sie die Bewohner des Baumarkts aber „ganz nett“. Als sie einmal mit Fahrrad auf die Gleise stürzte, hätte ihr eine Gruppe Flüchtlinge wieder auf den Bahnsteig geholfen. Der nächste Sprecher fürchtet sich vor Masern und Tuberkulose.

Die Wortmeldungen werden aufgeregter. „Warum arbeiten die Flüchtlinge in der Unterkunft nicht, sondern haben Personal, das Essen ausgibt oder die Toiletten putzt?“, fragt eine Frau. Ein Besucher fordert Polizeistationen bei den Unterkünften, damit die Beamten bei Problemen sofort vor Ort sind. Ein Mann nennt es „unverantwortlich“, wenn Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge neben einer Kita einquartiert werden und „halbnackt im Hof rumrennen“ – daraufhin kommt die Antwort direkt aus dem Publikum: Eine Erzieherin aus einer Kita erzählt, dass es überhaupt keine Probleme gibt. Ihre neuen Nachbarn würden sich nur hin und wieder einen Ball leihen.

Es ist eine Handvoll Besucher, die das Klischee des „besorgten Bürgers“ an diesem Abend erfüllen. Sie melden sich immer wieder zu Wort. Von „ich bin kein Nazi, aber …“ und rechtlichen Schritten gegen die Unterkunft ist zu hören. Die meisten Anwesenden bleiben stumme Beobachter.

Nach einer besonders aufgebrachten Wortmeldung meldet sich eine Frau zu Wort. Von den Kritikern will sie nicht als „wir Bürger“ verallgemeinert werden, denn „ich bin ganz anderer Meinung“. Sie glaubt an die Entstehung einer Willkommenskultur und betont, dass es bereits sinnvolles Engagement für Flüchtlinge in Eidelstedt gibt.

Mit ihrem Beitrag geht ein Aufatmen durch den Saal. Sie erntet mit Abstand am meisten Applaus.

Info

Geflüchtete, die nach Hamburg kommen, müssen sich zuerst in der Zentralen Erstaufnahme in der Harburger Poststraße registrieren und werden von dort auf die Zentralen Erstaufnahmen (ZEA) verteilt. Die steigende Zahl der Registrierungen kann nicht mehr ausschließlich in Harburg bearbeitet werden, auch weil viele Flüchtlinge abends ankommen, wenn die Erstaufnahme in der Poststraße geschlossen ist. Für die Geflüchteten erfolgt in diesem Fall eine Schnellregistrierung durch den Sicherheitsdienst und sie kommen dann in eine Notunterkunft. Dort findet dann die eigentliche Registrierung durch das mobile Team der Behörde statt. Nach der Registrierung können die Flüchtlinge dann in eine reguläre ZEA umziehen. Rosanna Paulsen von f&w berichtete, dass dadurch sehr viel Wechsel in der Unterkunft stattfindet und soziale Angebote wie beispielsweise Sprachkurse kaum realisiert werden können. Es solle jedoch bald eine Kleiderkammer und eine Kindergruppe geben.

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