„Ich bin sehr pragmatisch“

EN: Warum ist das Kaiser-Friedrich-Ufer Ihr Lieblingsort??

Kersten Artus: Es gibt ein paar wunderschöne Ausblicke in Hamburg, die mir sehr wichtig sind und das ist einer davon. Er hat irgendwie alles: Er hat Romantik, er hat Tradition, man sieht in der Ferne die Altbauten. Und hier vorne dieses einzigartige Hausboot! Es verändert sich zwar viel in diesem Bezirk, aber dieser Ausblick hat sich in der gesamten Zeit, die ich in Eimsbüttel lebe, überhaupt nicht verändert. Das hat etwas Bewahrendes.

EN: Was verbinden Sie mit diesem Ort?

Kersten Artus: Früher bin ich hier oft mit den Kindern gewesen. Wir sind immer viel spazieren gegangen. Hier sind wir hergekommen, um mal einen Moment Pause zu machen. Es gibt Fotos davon, wie die Kinder hier auf dem Geländer herumklettern.

EN: Wie erleben Sie diese Wahlkampfzeit persönlich?

Kersten Artus: Ich arbeite sehr viel im Wahlkampf. Weil unglaublich viele Fragen an mich herangetragen werden, muss ich viel Textarbeit leisten. Ich soll zu ganz vielen Fragen – unter anderem vom Friseurhandwerk – Stellung nehmen. Das sind immer kleine Hausarbeiten. Die Podiumsrunden, an denen ich bisher teilgenommen habe, erlebe ich als sehr interessant. Ich nehme immer wieder etwas mit, wenn die Menschen ihre spezifischen Fragen stellen.

EN: Was unterscheidet Sie von den anderen Kandidaten?

Kersten Artus: Ich rattere am wenigsten das Parteiprogramm herunter. Ich sage am wenigsten was die Linke will, sondern ich sage was ich will. Diesen Unterschied bemerke ich. Ich traue mich auch mal in die Offensive zu gehen. Wie neulich im Eidelstedt Center: Da wurde gefragt, warum wir die Griechen noch unterstützen. Und ich habe am deutlichsten gesagt, dass ich es falsch finde, sich gegen die griechischen Menschen zu stellen. Ich habe nochmal den Zusammenhang zwischen dem Niedriglohnland Deutschland, den Exporten und den schlechten sozialen Bedingungen der Griechen deutlich gemacht. Das hören die Leute nicht so oft, stattdessen hören Sie immer Politsprech über den Euro. Aber das hilft ihnen nicht, diesen Zusammenhang zu erkennen.

EN: Was ist denn das wichtigste Thema für Sie?

Kersten Artus: Das wichtigste Thema ist soziale Gerechtigkeit. Damit meine ich konkret die Themen Pflege, Rente und Altersarmut. Gerade die Ungerechtigkeit bei den Renten ist zu meinem Hauptthema geworden. Viele fragen mich, warum das so ist und was man ändern kann. Und auch die Pflegepolitik ist ein wichtiger Schwerpunkt in diesem Fall. Viele Menschen haben Angst davor, vielleicht mal in Pflege zu sein. Da hat sich in den letzten vier Jahren nichts getan. Schwarz-gelb kommt damit aber viel zu gut weg.

EN: Was können Sie vom Bundestag aus für Eimsbüttel erreichen?

Kersten Artus: Eimsbüttel ist ein Durchschnittsbezirk für Hamburg und deshalb ein guter „Leitbezirk“ für die gesellschaftliche Veränderung in ganz Hamburg. Sowohl was die Altersentwicklung angeht, aber auch den jungen Nachzug und die Wohnungsentwicklung. Da lässt sich von Eimsbüttel sehr viel ableiten. Es ist ganz wichtig, dass die soziale Infrastruktur erhalten bleibt. Die Schuldenbremse ist falsch. Wir kommen in eine Situation, wo die Kommunen sparen und kürzen müssen, um diese fatale Schuldenbremse einzuhalten. Das wird zu Lasten der Eimsbütteler gehen.

EN: Was müssen wir noch über Sie wissen?

Kersten Artus: Ich bin eine ganz bodenständige Person. Ich bin sehr pragmatisch. Da ich seit über 30 Jahren Betriebsrätin bin, kann ich sehr gut zuhören. Und ich schaue erstmal: Was will der Mensch von mir bevor ich sage, was gut für ihn ist. Das ist ein Leitmotiv, wie ich Politik mache. Es ist ganz häufig so, dass Menschen sich zu wenig informiert, zu wenig einbezogen fühlen, deshalb muss man für Transparenz sorgen. Häufig fühlen sich die Leute nicht ohne Grund ungerecht behandelt. Ansonsten habe ich mehr als mein halbes Leben in Eimsbüttel verbracht und ich liebe diesen Bezirk in allen seinen Facetten. Ich fühle mich hier einfach auch zu Hause und möchte deswegen etwas für Eimsbüttel tun.

Kersten Artus wird am 12. September bei der Podiumsdiskussion der Eimsbütteler Nachrichten mit Bundestagsdirektkandidaten dabei sein (12.9. 19:00 Uhr Apostelkirche).

Schickt uns eure Fragen an Kersten Artus für die Podiumsdiskussion per E-Mail an a.decken@eimsbuettler-nachrichten.de.  

Oder stellt sie öffentlich: Hier geht es zu Kersten Artus Profil auf abgeordnetenwatch.de.

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