Von Wasserleichen und Wildpinklern

Kuckuck Eimsbüttel!

Wasser lebt. Wasser labt. Wasser kocht. Wasser friert! Wasser kann alles!  Es löscht – auch den Durst. Es höhlt Steine. Und: Es rinnt. Es reinigt. Es regnet.  Ein Hoch auf das Wasser!  Ein Wasserfall ohne Wasser? Undenkbar. Der Park am Weiher ohne Weiher? Sinnlos. Wo sollte ein Liebespaar in einer Sommernacht spazierengehen, wenn nicht am Isebekkanal? Wie kämen die Schiffe in den Hamburger Hafen?

Wasser hat auch eine dunkle Seite. Wenn es als Masse auftritt und außer Kontrolle gerät. Wie bei der Hamburger Sturmflut und dem Tsunami im Indischen Ozean. Oder der Elbe-Flut im Jahr 2002. Dann ist Wasser brutal, brachial und schlussendlich blutrünstig, weil es über Wasserleichen geht.

Ein ganz anderes Problem verursacht Wasser, wenn man mal muss. Also: Wasser lassen muss. Pinkeln halt. Die Blase meldet sich, doch wohin mit der überflüssigen Flüssigkeit? Bei Babies ist das einfach. Die haben Windeln. Doch irgendwann wächst man aus der Windel raus. Dann ist im Notfall guter Rat vonnöten. So kann ein Toilettengang auf eine öffentliche Hamburger Toilette nicht nur die Blase, sondern auch den Geldbeutel leeren. Oft ist gar kein Pissoir in der Nähe. Die Notdurft drängt einen in die Enge und an den nächsten Baum oder die naheliegende Wand. Dabei sinkt mit steigendem Alkoholpegel die Hemmschwelle, vor allem was unfreiwillige Zeugen betrifft. Dass solche Verzweiflungstaten nicht ohne Folgen bleiben, davon können die traumatisierten Anwohner nach dem Osterstraßenfest ein Lied singen.

Wildpinkeln ist nicht scheißegal

Deshalb ist Wildpinkeln kein Kavaliersdelikt. Vielmehr blecht richtig, wer untenrum undicht ist. In Hannover sind es bis zu 5000 Euro – ohne Wassergeld. Das täte sogar Prinz Ernst August weh. Wildpinkeln ist überwiegend Männersache. Vom Prinzen bis zum Penner. Wegen der genderspezifischen Unterschiede. Obwohl eine Urinierhilfe für die Dame aus hautverträglichem Polypropylen für nicht einmal 20 Euro zu haben ist und anatomische Andersartigkeiten ausgleichen könnte.

Praktisch, dass fast alle Wohnungen, Häuser und Etablissements mit einer Toilette mit fließendem Wasser ausgestattet sind. So stellt sich nicht die Frage, wohin mit dem Blaseninhalt. Doch in deutschen Badezimmern lauert für den Mann eine große Gefahr. Denkt Mann nicht, ist aber so. Denn: An der Kloschüssel kommt es zur Gretchenfrage, an der sich die Geister scheiden: sitzen oder stehen? Die Geister sind meistens Putzteufel, die die entstandenen Spuren wegwischen müssen. Die Teufel und Geister können verdammt noch mal richtig spuken, wenn man in einem schwachen Moment zu bequem ist, sich zu setzen. Dies kann dazu führen, dass ein eheähnliches Verhältnis über diesen Status nicht hinauskommt und verkümmert. Dabei gibt es einen simplen Trick, Stehpinkler in die Schranken zu weisen: Putztuch, Putzmittel und Gummihandschuhe. Selbst ist der Mann, der nach der stehenden Verrichtung Hand an die gelben Spritzer legt.

Weicheier und Warmduscher

Ist es nur Bequemlichkeit, die Männer stehen lässt? Oder steckt mehr dahinter? Medizinisch spricht nichts dagegen, sich zu setzen. Psychologisch schon. Sitzpinkler sind als Weicheier und Warmduscher verschrien. Das hört niemand gerne. Männlich ist, wessen Strahl in hohem Bogen strahlt. So wie früher in der Pubertät beim Weitpinkel-Wettbewerb im Wald. Trotzdem: Der Trend geht dahin, dass heutzutage schon kleinen Jungs eingetrichtert wird, auf der Schüssel Platz zu nehmen. In Ordnung so.

Dabei kann alles so einfach sein: Kuhstall auf, Rüssel raus und das Zielfernrohr justiert. Vorher die Brille hoch für den richtigen Durchblick.

Schönen Tag noch. Ich habe jetzt frei.