Klimaneutrales Freibad: Das hat ein Schwimmverein in Eidelstedt vor
Bis 2030 will der SV Poseidon klimaneutral sein. Welche Maßnahmen der Eidelstedter Schwimmverein dafür schon umgesetzt hat – und was für das Freibad noch geplant ist.
Von Michael BurkhardtWie große Bettdecken liegen sie nachts auf den Schwimmbecken in Eidelstedt. Der Schwimmverein SV Poseidon hat kürzlich an zwei der drei Becken Abdeckplanen installiert. Das Ziel: Die Wassertemperatur möglichst konstant halten – um weniger heizen zu müssen.
Hinter der Maßnahme stehen ambitionierte Pläne. Bis 2030 will der größte Schwimmverein Norddeutschlands klimaneutral werden. Was dafür noch passieren muss, hat Leif Ahme, zweiter Vorsitzender des SV Poseidon, im Gespräch mit den Eimsbütteler Nachrichten verraten.
Ziel: Wassertemperatur konstant halten
In sehr kalten Nächten verliert ein Schwimmbecken bis zu vier Grad Celsius, sagt Ahme. Wenn am Morgen wieder die ersten Schwimmer ins Wasser springen, müssten die rund 3 Millionen Liter Wasser wieder auf Betriebstemperatur sein. Nachts gegen die Kälte anzuheizen, sei energieintensiv und teuer.
Doch der SV Poseidon hat eine Lösung gefunden: Die neuen Abdeckplanen – vergleichbar mit einer Aluminiumfolie – sollen den Temperaturverlust der Schwimmbecken drastisch reduzieren, sagt Ahme.
Um das Vorhaben zu realisieren, habe der Schwimmverein vieles umgebaut. Unter anderem mussten die Startblöcke auf der Seite der Plane dauerhaft entfernt werden. Zudem benötigen die Folien tagsüber ein kleines Depot am Beckenrand als Schutz vor der Sonneneinstrahlung, so Ahme.
„Der Mahner“ im Vorstand
Doch Ahme sagt auch: Die Überlegungen zur Klimaneutralität waren ursprünglich weniger ökologisch motiviert, sondern mehr wirtschaftlich. Als im Winter 2022 infolge des Ukraine-Krieges die Gaspreise stiegen, wurde das Beheizen der Schwimmbecken teurer.
Der Verein begann damals, systematisch zu schauen, wie viel Gas und Strom verbraucht wird – und wo Einsparpotenziale liegen. So kam der Vorstand auf die Idee, die Schwimmbecken nachts abzudecken, um weniger heizen zu müssen. Ohne den Anstieg der Gaspreise hätte die Anschaffung der rund 280.000 Euro teuren Abdeckplanen wirtschaftlich keinen Sinn ergeben.
Ahme versteht seine ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand als Herzensangelegenheit. Er werde dort liebevoll „der Mahner“ genannt, erzählt er. Bei der ökologischen Umgestaltung ist der promovierte Maschinenbauer federführend.
Ohne die Abdeckplanen keine Klimaneutralität
Neben den Abdeckplanen hat der SV Poseidon weitere Maßnahmen umgesetzt, um Energie einzusparen. So wurde die gesamte Beleuchtung einschließlich der Flutlichtanlage auf LED umgestellt.
Weil aber vor allem die Pumpen im Becken viel Energie verbrauchen, seien weitere Umstellungen notwendig. Der nächste Schritt: eine Photovoltaik-Anlage. Anfang 2025, vielleicht Ende 2024, soll sie kommen.
Und Ahme hat bereits weitere Ideen – zum Beispiel, die Gasheizung durch eine Industriewärmepumpe zu ersetzen. Sie könne mit Solarenergie die Becken beheizen.
Ohne externen Stromanbieter gehe es trotzdem nicht. Denn die Pumpanlagen, die das Wasser durch die Filter pumpen, müssen auch nachts arbeiten. Dafür wolle der Verein einen ökologischen Stromvertrag abschließen.
Positive Resonanz im SV Poseidon
Von den Mitgliedern des Schwimmbads würden die Aktionen sehr wohlwollend aufgenommen, sagt Ahme. Größer waren die Bedenken im Vorstand – wegen des finanziellen Aufwands.
Insgesamt rechnet Ahme mit einem Investitionsvolumen von weiteren 700.000 Euro – zusätzlich zu den bereits investierten rund 500.000 Euro –, um das Schwimmbad bis 2030 klimaneutral zu gestalten.
Glücklicherweise ist der SV Poseidon bei der Finanzierung nicht auf sich allein gestellt. Unterstützung gab es vom Hamburger Sportbund und von den rund 1.100 Vereinsmitgliedern: Mit einer Crowdfunding-Kampagne habe der SV Poseidon ungefähr 25.000 Euro auftreiben können – das meiste davon Mitgliederspenden.
Aber auch die Bezirkspolitik unterstützte die Folienabdeckung mit 80.000 Euro. An der Umstellung der Flutlichtanlage auf stromsparende LEDs hat sich der Bezirk ebenfalls beteiligt.
Für Ahme ist daher klar: Ohne die Politik geht es nicht.
Aktualisierung am 22. August 2024, um 14:25 Uhr: Das Investitionsvolumen von 700.000 Euro bezieht sich auf weitere Investitionen in die Klimaneutralität. Im Text wurde das klargestellt. Zudem war die Zahl der Mitglieder mit 10.000 falsch angegeben.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
Eimsbüttel+
Mit Eimsbüttel+ hast du Zugriff auf alle Plus-Inhalte der Eimsbütteler Nachrichten. Zudem erhältst du exklusive Angebote, Deals und Rabatte von unseren Partnern.