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Ein spätes Gegentor hat dem SC Victoria im vorletzten Heimspiel der Regionalliga-Saison gegen den Goslarer SC eine bittere 0:1-Niederlage beschert. Die Chancen auf den Klassenerhalt haben sich aber absurderweise erhöht – durch Ereignisse, die abseits der Hoheluft an diesem Wochenende geschahen.
Von Gast[cycloneslider id=“sc-victoria-gegen-goslarer-sc“]
Fotos: Tim Eckhardt
Der eingewechselte Turkan Hajdari traf mit seinem Tor in der 88. Minute die sogar auf einen Sieg hoffenden Victorianer schwer. Bis dahin hatte der individuell bessere Gast aus dem Harz viele Chancen vergeben, aber auch einige Konter zugelassen, die Vicky bei Besitz eines wirklich herausragenden Stürmers hätte verwandeln können. So aber stand am Ende die zweite Heimniederlage der Rückrunde in der Bilanz.
Zugleich aber schaffte Holstein Kiel den Klassenerhalt in der 3. Liga, weshalb es höchstens drei Absteiger aus der Regionalliga geben wird – falls der Nordmeister in die 3. Liga aufsteigt, sogar nur zwei. Das würde dann bedeuten, dass der vom SCV aktuell eingenommene 17. Platz zum Verbleib in der Liga reichen würde. Diesen vorletzten Rang verteidigte Victoria ohne eigenes Zutun, da Schlusslicht Eichede am Sonntag sein Heimspiel gegen Neumünster verlor und drei Punkte hinter den Hamburgern bleibt.
Positive Stimmung war an der Hoheluft aber zunächst nicht auszumachen. Vor der tristen Kulisse von nur 168 Zuschauern, die einmal mehr die Unattraktivität des Spieltermins am Sonnabend um 13:30 dokumentierte, begannen die Gäste aus Goslar furios und erspielten sich in den ersten zehn Minuten gleich vier Großchancen.
Der 18-jährige Marius Kleinsorge, Goslars Entdeckung der Saison, scheiterte mit einem ersten Abschluss noch an Tobias Grubba, nachdem Rico Gladrow ihn im Rücken von Rechtsverteidiger Noel Below perfekt eingesetzt hatte. Im nächsten Angriff traf Kleinsorge dann nach einem tollen Diagonalball von Sven Hartwig von links den langen Pfosten.
Und als sei das noch nicht genug der Unsicherheit auf Vickys rechter Abwehrseite gewesen, spielte Below nach zehn Minuten Goslars Kapitän Karsten Fischer den Ball unbedrängt in den Fuß. Der ehemalige Wolfsburger Bundesligaspieler schloss aber überhastet ab, so dass Keeper Grubba einmal mehr zur Ecke klären konnte.
Nach diesem von Thomas Ströhl ausgeführten Standard kam Kevin Pannewitz völlig frei zum Kopfball, verfehlte das blaugelbe Tor aber knapp.
Kevin Pannewitz? Kenner werden sich erinnern, dass der heute 22-Jährige einst als Riesentalent von Hansa Rostock galt, Deutscher A-Jugendmeister wurde und von Felix Magath zum VfL Wolfsburg geholt wurde. Dann aber wuchsen dem schnell als Enfant terrible geltenden Berliner Probleme außerhalb des Rasens über den Kopf, und seine Profikarriere schien nach Vertragsauflösung beendet, bevor sie richtig in Gang gekommen war.
Heute hat Pannewitz die Figur von Homer Simpson, aber immer noch den Fuß von Xavi Hernández. Bei Goslar spielt er in der Innenverteidigung und kompensiert seine augenscheinlichen physischen Defizite mit herausragender Spielintelligenz, sehr gutem Zweikampfverhalten und toller Spieleröffnung.
Pannewitz war an der Hoheluft der beste Mann auf dem Platz und ein Grund dafür, warum der SC Victoria, der nach dem Anfangsdruck der Gäste besser ins Spiel kam, einmal mehr kein Tor erzielen konnte. Vicky machte nur einen Treffer in den letzten sechs Punktspielen, und das durch einen unberechtigten Elfmeter gegen Wilhelmshaven. Seit 542 Minuten ist Vicky kein Tor mehr aus dem Spiel heraus gelungen, seit dem Siegtreffer von Sergej Schulz gegen Cloppenburg im März.
Tatsächlich hat der SCV mit nur 23 erzielten Treffern in 32 Spielen die harmloseste Offensive aller 146 Teams in Deutschlands obersten vier Ligen. Bizarrerweise hat Victorias Zweite in der Bezirksliga derweil 100 Saisontore in 29 Spielen erzielt, und man muss schon bis in die Kreisliga hinuntergehen, um in Hamburg eine bessere Offensive zu finden als die der blaugelben Reserve. Das hilft Vickys Ligamannschaft aber nicht viel, denn Einsätze von Spielern der Zweiten in der drei Klassen höheren Regionalliga offenbarten meist, dass der Leistungsunterschied zwischen den Ligen einfach zu groß ist.
Dennoch hätte es auch für Vickys keiner Fliege etwas zu Leide tuende Offensive fast gereicht, gegen den Tabellenvierten aus Goslar zu treffen – wie im Hinspiel, als der SCV beim 3:1 seinen einzigen Auswärtssieg der Saison gefeiert hatte und Benjamin Bambur eines von nur zwei Regionalligatoren seines Lebens markiert hatte.
Der gelernte Mittelstürmer Bambur, vor dem Tor oft zu fahrig, wird nach längerer Verletzungspause inzwischen im zentralen Mittelfeld eingesetzt – und macht seinen Job, den er vor allem aufgrund der Sperre von Vincent Boock erhalten hat, erstaunlich gut. Gegen Goslar fiel das Gegentor erst unmittelbar nachdem Bambur ausgewechselt worden war.
Dass der SCV gegen eine nominelle Spitzenmannschaft wie den GSC überhaupt auf einen Erfolg hoffen durfte, lag nicht zuletzt daran, dass der Mannschaft – im März noch punktgleich mit Tabellenführer Wolfsburg II – überraschend eröffnet wurde, dass der Club keine Lizenz für die 3. Liga beantragen werde. Die Motivation ist seitdem dahin.
Vor dem Gastspiel an der Hoheluft hatte die Mannschaft aus Südniedersachsen nur eines von sieben Spielen gewonnen und in Oldenburg vor zwei Wochen eine blamable 0:8-Klatsche bekommen. Dass es mit der Stimmung im Team nicht zum Besten bestellt ist, merkte man einmal mehr, als Trainer Mario Block schon nach 22 Minuten alle seine Reservespieler zum Warmmachen schickte. Wohl gemerkt beim Stand von 0:0, und das wohl nur, weil die Anfangsoffensive seines Teams ins Stocken geraten war.
Fortan waren die Chancen etwas gleichmäßiger verteilt, aber an Stelle einer herausgespielten Gelegenheit kam Victoria dem Führungstreffer am nächsten, als Benny Hoose kurz vor der Pause aus 40 Metern versuchte, Gästekeeper Dávid Gróf zu überlupfen. Das gelang ihm auch, aber der Ball landete von oben auf dem Tornetz.
Nach Wiederanpfiff hatte Vicky zunächst sogar die besseren Chancen und schien dem Sieg streckenweise näher zu sein als die Gäste. In der 54. Minute brachte Robert Subasic eine wunderschöne Hereingabe von Hoose mit der Hacke aus der Luft aufs Tor, wie Cristiano Ronaldo neulich gegen Valencia. Aber der sichere Keeper Gróf konnte diesen Abschluss aus wenigen Metern noch zur Ecke lenken.
Victoria wurde nun immer mutiger,inzwischen war Michael Sara für Linksverteidiger Kutay Keklikci gekommen und Steven Lindener nach hinten gerückt. Als Lindener einen Freistoß aus dem linken Halbfeld ausführte, musste SCV-Trainer Lutz Göttling seine Spieler lautstark an die Absicherungsaufgaben erinnern, weil alle nach vorne in den Strafraum eilten. Seine Ermahnungen erreichten die Spieler jedoch nicht rechtzeitig.
Jedenfalls münzte Goslar genau diesen Vicky-Freistoß in einen eigenen Konter um, der eine 5-vs-4-Situation brachte. Obwohl Schulz den Konter mit einem taktischen Foul unterbinden wollte, kam Sven Hartwig frei vor Grubba zum Abschluss, scheiterte aber an einer Glanzparade des einmal mehr starken Schlussmanns.
Nachdem der gebürtige Hamburger Nils Pichinot einen freien Kofpball nach Freistoß von Hartwig neben das Tor gesetzt hatte, kamen in den Schlussminuten zunächst die Gastgeber zu Chancen. Ein sehr gut ausgespielter Konter resultierte aus einem Ballgewinn von David Eybächer gegen Fischer. Hoose bediente Subasic perfekt, und der konnte sich im Eins-gegen-eins-Duell ausnahmsweise gegen Pannewitz durchsetzen, so dass der Goslarer zu einem Foul greifen musste.
Anschließend gab es noch eine Ecke, nach der Lindener aus dem Rückraum abzog und Gróf zu einer Parade zwang. Als alles nach einem 0:0 aussah, stocherte aber Turkan Hajdari den Ball nach einer Brustablage des ebenfalls eingewechselten Daniel Vaughan aus zwölf Metern unter Grubba hindurch und über die Linie. Es war ein bitteres Ende für eine insgesamt gar nicht so schlechte Vorstellung des SC Victoria.
Der rein sportliche Klassenerhalt ist nicht mehr möglich, Vicky muss darauf hoffen, dass der Meister sich nach der Saison in den Aufstiegsspielen durchsetzt – und Platz 17 halten. Einen großen Schritt dahin könnte Lutz Göttling mit seiner Mannschaft am kommenden Wochenende in Norderstedt machen. Dazu wäre es allerdings hilfreich, mal wieder ein Tor zu erzielen.
Regionalliga, 32. Spieltag
SC Victoria – Goslarer SC 0:1
Victoria (4-4-1-1): Tobias GRUBBA – Noel BELOW, Mike KEYSER, David EYBÄCHER, Kutay KEKLIKCI (64. Michael SARA) – Sergej SCHULZ (88. Jerry SAMPANEY), Benjamin BAMBUR (85. Tim GRUNDMANN), Kerim CAROLUS, Steven LINDENER – Benny HOOSE – Robert SUBASIC.
Goslar (4-3-3): GRÓF Dávid – Oliver HOFMANN, Kai-Fabian SCHULZ, Kevin PANNEWITZ, Thomas STRÖHL (27. Daniel VAUGHAN) – Sven HARTWIG, Kevin KAHLERT, Karsten FISCHER – Nils PICHINOT (80. Turkan HAJDARI), Rico GLADROW (64. Garrit GOLOMBEK), Marius KLEINSORGE.
Tor: 0-1 HAJDARI (88.)
Zuschauer: 168
Gastautor: Klaus Katzenbach
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