
„Lose Enden“: Neue Ausstellung im MARKK
Hamburg und die Marshall Islands sind nicht nur „lose“ miteinander verflochten.
Von GastFlechtkunst – Marshall Islands – Koloniales Erbe
Die neue Austellung „Lose Enden“ dreht sich rund um Flechtkunst, die Marshall Islands und kolionales Erbe. Das MARKK eröffnet die Austellung am Mittwoch, den 19. April 2023 um 19 Uhr.
Ob als Kleidungsstücke, Decken oder Wanddekoration – die geflochtenen Matten der Marshallinseln sind alltagstaugliche Kunstwerke die vielfältige Verwendungszwecke bieten. Ehemals wurden die Kleidermatten, die als Jaki-ed bezeichnet werden, auf den Marshallinseln getragen. Nun stehen sie seit einigen Jahren im Mittelpunkt eines Revival-Projekts, denn sie verschwanden im Laufe des 20. Jahrhunderts fast vollständig aus dem öffentlichen Leben und sind hauptsächlich nur noch in westlichen Museen vorzufinden.
Was verbindet die Marshall Islands mit Hamburg?
Die Ausstellung berührt ein weitgehend unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte: Ab 1885 – durch einfache Flaggenhissung markiert – war Deutschland Kolonialmacht auf den Marshall Islands. Doch bereits 1859 ließ sich der deutsche Kaufmann Georg E. A. Capelle (1838-1905) auf dem Atoll Ebon nieder, arbeitete für die Hamburger Handelsfirma Godeffroy, die im gesamten Pazifikraum Plantagen aufbaute und Objekte aufkaufte. Capelle erwarb – auch durch die Heirat mit der Marshalleserin Limenwa begünstigt – das Atoll Likiep und gründete 1864 die Firma A. Capelle & Co., zusammen mit dem Portugiesen José deBrum. Sie legten Kokosplantagen zur Gewinnung von Kopra an.
Anfang der 1880er Jahre wurde Capelles Firma wegen Zahlungsunfähigkeit abgewickelt und ging in der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft auf, die sich wiederum – zusammen mit der Firma Robertson & Hernsheim – für den Erwerb der Marshallinseln von Spanien eingesetzt hat. 1906 wurden sie bis 1919 offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.
Das Programm
Die Austellung „Lose Enden“ soll das Flechten als eine Kunstform würdigen. Sie befasst sich mit kulturellen Veränderungen und behandelt die Einflüsse von kolonialer Präsenz und Missionierung.
Das Programm wird durch die Zusammenarbeit mit Méitaka Kendall-Lekka, Professorin am College der Marshall Islands, verflochtene Geschichten aufzeigen, „die Hamburg als einstige Metropole des Kolonialhandels bis heute mit den Menschen auf den Marshallinseln verbinden“. Auch Anfernee Nenol Kaminaga hat als Artist in Residence die Ausstellung begleitet und ergänzt die historischen Artefakte mit eigenen, in Hamburg entstanden Werken.
Wann? 19. April bis zum 30. Juli 2023
Wo? MARKK – Museum am Rothenbaum, Rothenbaumchaussee 64
Preis: Museumspreise