
Warum es bei Edeka so häufig funkt
Liebe geht durch den Magen – und manchmal funkt es schon vor dem Kühlregal. Über Singles im Supermarkt und Amor an Kasse acht.
Von Christiane TauerManche Menschen spielen Lotto, andere hoffen, die große Liebe zufällig zu treffen – in der U-Bahn, beim Sport oder an der Supermarktkasse. Hoffnungslose Romantiker, sagen Studien. Warum nicht, sagen sich die Singles bei Edeka Niemerszein an der Osterstraße 120. Eimsbüttel zählt zu den Single-Hochburgen in Hamburg – und einkaufen müssen sie schließlich alle.
An Kasse acht hat’s fünfmal gefunkt
Dagmar Prüter weiß, dass dieser Optimismus aufgehen kann. Sie ist 83 Jahre alt und sitzt seit über 20 Jahren an Kasse acht des Eck-Edekas. Mindestens fünf Liebespaare gehen auf ihr Konto – oder auf das Konto ihres Kassenbands. Wirklich verkuppelt habe sie die Paare nicht. Aber mit Sicherheit spielt es eine Rolle, dass es an ihrer Kasse menschelt wie kaum woanders. Ein flotter Spruch, ein freundliches Lächeln, ein offenes Ohr.
„Wenn ich mit den Kunden spreche, kommen auch sie untereinander ins Gespräch“, erzählt Prüter. Es wird gequatscht, gelacht – und geflirtet.
Ein Gespräch ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: Vor einigen Jahren flüsterte ihr eine Kundin über das Band hinweg zu: „Daggi, der Mann, der an vierter Stelle steht – wenn es mit dem klappt, lad’ ich dich zur Hochzeit ein.“ Wenig später kamen die beiden zu zweit an ihre Kasse: „Wir heiraten!“ Dagmar Prüter war eingeladen.
Obwohl sie selbst nach ihrer Scheidung das Kapitel Liebe abgeschlossen hat, freut sie sich über das Glück ihrer Kunden. Ihren Stammkunden-Brautpaaren schenkt sie zur Hochzeit ein selbst gesticktes Bild – mit einer Rose, den Initialen des Paares und dem Hochzeitsdatum.
Singletreff im Supermarkt
Vor einigen Jahren lud sie zum „Singletreff im Supermarkt” ein. Richtig gezündet habe die Aktion nicht. Ob sich darüber letztlich Paare gefunden haben, weiß Prüter nicht. Sie lässt die Dinge seitdem lieber wieder laufen und bringt die Leute per Zufall zusammen.
Nachdem sie in letzter Zeit vor allem vormittags gearbeitet hat, übernimmt sie nun auch wieder eine Spätschicht bis 20 Uhr am Freitagabend. Vielleicht die ideale Uhrzeit, um Liebespaar Nummer sechs an Kasse acht zusammenzuführen?
Neue App hilft Edeka-Singles auf die Sprünge
Und wenn Dagmar Prüter nicht an Kasse acht sitzt? Seit einigen Monaten gibt es für Singles, die sich zwischen den Supermarktregalen bei Niemerszein entdecken, eine weitere Möglichkeit, in Kontakt zu treten. „Angefangen hat es mit dem Wunsch, dass alle wieder weniger aufs Handy und öfter hochgucken: in den Raum, in offene Gesichter statt auf Online-Profile”, sagt Linn Kuhlmann. Sie hat die App „Meet First” entwickelt. Interessierte können sich über die Plattform ein Profil erstellen und an ausgewählten Orten in Hamburg einchecken. So landen sie in einer Teilnehmerliste und können sich nach dem ersten Offline-Treffen online verknüpfen.
Bislang ist das vor allem an öffentlichen Orten, zum Beispiel im Stadtpark oder an der Alster und in Bars wie dem Baby Goat House im Grindel möglich. Aber auch bei Edeka Niemerszein an der Osterstraße.
Stadtbekannter Single-Edeka
Für Kuhlmann war klar, dieser Edeka passt ins Konzept. Zum einen, weil ihre Schwester Dagmar Prüter kennt, zum anderen, weil in der Umgebung viele Menschen wohnen, die zur Zielgruppe von „Meet First” passen: Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, Singles, neu Hinzugezogene.
Der Eck-Supermarkt sei außerdem ein stadtbekannter Single-Edeka, sagt Linn Kuhlmann. Mit der Plattform „Meet First” will sie es den Singles ermöglichen, nach dem ersten Kontakt im Supermarkt in Verbindung zu bleiben. Wie oft sich bisher wirklich Edeka-Besucher gematcht haben, weiß Kuhlmann nicht. Die Analyse und Technik der App befinde sich noch im Ausbau. Für sie ist die Anzahl der Matches jedoch auch zweitrangig. Vielmehr
gehe es darum, den Blick zu öffnen – für neue Kontakte jeder Art, nicht nur für die große Liebe.
Single-Hochburg Eimsbüttel?
Im Bezirk ist der Stadtteil Eimsbüttel Spitzenreiter, wenn es um Einpersonenhaushalte geht. Knapp 68 Prozent der Menschen leben nach Angaben von Statistik Nord alleine, das sind 26.352 Menschen. Dem stehen 4.873 Haushalte mit Kindern gegenüber, von denen wiederum 1.250 Alleinerziehende sind. Auf Platz zwei folgt der Stadtteil Hoheluft-West, hier machen die Einpersonenhaushalte 66,4 Prozent aus. In Schnelsen gibt es prozentual gesehen die wenigsten Haushalte mit nur einer Person (44 Prozent).
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