
Flüchtlinge besuchen Hagenbeck
Am Freitag hat der Tierpark Hagenbeck die Flüchtlinge der Lokstedter Höhe zu einem Ausflug eingeladen. Liza-Melina Stamos erzählt im Interview, warum die Aktion so gelungen war.
Von Ada von der DeckenEN: Was für eine Aktion war das?
Liza-Melina Stamos: Der Tierpark Hagenbeck hat alle Flüchtlinge der Lokstedter Höhe und alle ehrenamtlichen Helfer zu einem gemeinsamen Ausflug eingeladen.
Rund 140 Leute sind zusammengekommen – mehr als 100 Flüchtlinge und rund 20 Helfer. Wir haben gemeinsam einen wirklich schönen Nachmittag im Tierpark verbracht.
EN: Was habt ihr im Tierpark gemacht?
Liza-Melina Stamos: Zehn Kollegen aus der Zooschule haben die Aktion ehrenamtlich unterstützt. Sie haben zum Beispiel geholfen Tierfutter auszugeben. Außerdem wurden vier Stationen aufgebaut: Dort konnten die Kinder beispielsweise ein Löwenfell streicheln.
EN: Und wie kam das bei den Flüchtlingen an?
Liza-Melina Stamos: Es kam super an! Bis kurz vorher war unklar, wie viele überhaupt mitkommen.
Wir haben jede Familie einzeln und persönlich eingeladen. Oftmals ging das nur mit „Händen und Füßen“, eine wahre Herausforderung.
Dass wirklich fast das gesamte Dorf mitgekommen ist, war einfach überwältigend. Die Kinder und auch die Erwachsenen waren glücklich, dass sie mal etwas anderes gesehen haben. Einen Zoo, hatten die meisten noch nie gesehen.
EN: Du kanntest sowohl die Arbeit mit den Flüchtlingen als auch die Arbeit im Zoo. Woher?
Liza-Melina Stamos: Ich bin seit einigen Wochen im Flüchtlingsdorf ehrenamtlich tätigt und helfe bei der Betreuung des Spielecontainers. Ich möchte gerne einmal in der Woche etwas Zeit schenken. Und seitdem bin ich jeden Donnerstag da, und betreue die Kinder: Wir spielen, basteln, tanzen, spielen Fußball. Und seit zwei Jahren arbeite ich als Zooschulpädagogin bei Hagenbeck. Dadurch kenne ich sowohl die Arbeit mit Kindern als auch die Tiere im Tierpark.
EN: Warum ist dir diese Aktion so wichtig?
Liza-Melina Stamos: Ich finde es wichtig, dass wir mit der Aktion für Aufmerksamkeit sorgen. Zum einen möchten wir auch andere Unternehmen motivieren zu helfen. Und zum anderen sind viele Anwohner immer noch besorgt, dass die Flüchtlinge gefährlich, kriminell oder sonst was seien.
Aber ich habe im Flüchtlingsdorf ganz liebe nette Menschen kennengelernt, die sich gerade in einer sehr sehr blöden Situation befinden: Für die meisten ist unklar, wie lange sie hier sein werden. Wenn man offen auf die Flüchtlinge zugeht, dann kriegt man das auch in vollen Maßen zurück. Ich habe selten so viel Freundlichkeit und Herzlichkeit erlebt wie dort.
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