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Flüchtlingsprojekt Hamburg
Beim Matching im Café Why Not? lernen sich die Geflüchteten und potenzielle Paten erstmals kennen. Stadtplan und Smartphone helfen bei der Vereinbarung des Treffpunktes. Foto: Magdalena Gärtner
Hand in Hand durch Hamburg

Flüchtlingspaten sollen Integration erleichtern

Aus Fremden werden Freunde — das Projekt „New Home Hamburg“ bringt Hamburger und Geflüchtete zusammen.

Von Magdalena Gärtner

Die Abendsonne flutet das Café Why Not?, in dem in Kürze Flüchtlingspaten und Geflüchtete erstmals aufeinandertreffen. Stefanie Fulge, Projektleiterin von „New Home Hamburg“, arrangiert Tische und Stühle zu Gesprächsinseln, platziert Ratgeber, Flyer und Snacks auf den Tischen. Nach und nach betreten potentielle Paten und Geflüchtete den Raum, suchen sich Stühle und kleben sich Namensschilder mit Klebeband auf T-Shirts, Pullover und Hemden.

„New Home Hamburg“ ist ein Patenschaftsprojekt der Zeitspender-Agentur des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Kooperation mit dem Freiwilligenzentrum Hamburg. Geflüchtete können bei sogenannten „Matchings“ Hamburger kennenlernen, die sich für eine Patenschaft interessieren. „Wir schaffen Räume und Möglichkeiten – zum einen für die Geflüchteten, damit sie sich integrieren können, und zum anderen für die Hamburger, damit sie sich öffnen können“, erklärt Fulge.

Im Büro der Zeitspender

In der Regel nehmen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern an den Matchings teil – an diesem Abend kommen allerdings alle Geflüchteten aus Afghanistan. Nach der Vorstellungsrunde sind die Gesprächsinseln eröffnet. Zügig mischen sich Hamburger mit Neu-Hamburgern, meist kommen nebeneinander sitzende Menschen ins Gespräch.

Stefanie Fulge koordiniert im Büro der Zeitspender an der Weidenallee das Patenschaftsprojekt für Geflüchtete. Foto: Magdalena Gärtner
Stefanie Fulge koordiniert im Büro der Zeitspender an der Weidenallee das Patenschaftsprojekt für Geflüchtete. Foto: Magdalena Gärtner

Alle potenziellen Paten waren vorher bei einem Treffen im Büro der Zeitspender in der Weidenallee. Seit Mai sitzt dort Stefanie Fulge mit zwei Kollegen, organisiert Matchings und betreut Patenschaften. Die studierte Ethnologin unterstützt die Ehrenamtlichen, bei Bedarf auch mit Adressen von Beratungsstellen. Denn Aufgaben wie Rechtsberatung oder psychologische Betreuung sollen nicht Teil der Patenschaften sein. Das Ziel sei vielmehr, den Geflüchteten das Ankommen zu erleichtern und ihnen ein Zuhause zu geben, so Fulge. Dabei kooperiert die Zeitspender-Agentur zur Zeit mit drei Unterkünften in Niendorf, Barmbek und Fuhlsbüttel. Pate werden kann jeder, der genug Zeit hat, zuverlässig, motiviert und über 18 Jahre alt ist. Ein polizeiliches Führungszeugnis muss nur vorgelegt werden, wenn bei der Patenschaft Kinder dabei sind.

Die sieben potenziellen Paten sind zwischen 23 und 60 Jahre alt, sechs Männer und eine Frau, alle Akademiker. Meist würden sich mehr Frauen als Männer melden, dabei seien viele der Geflüchteten Männer, die sich sehr über männliche Paten freuen, berichtet Fulge. Wichtig sei aber vor allem ein Treffen auf Augenhöhe, deshalb versuche sie altersgerechte Patenschaften zu vermitteln.

Treffen auf Augenhöhe

Die Geflüchteten helfen sich gegenseitig auf Dari, auch mit Übersetzungsprogrammen auf Smartphones gelingt es den Teilnehmern, anfängliche Unsicherheiten schnell zu überbrücken. Auch Fulge unterstützt dabei. Einige Paare gestikulieren viel, andere unterhalten sich auf Englisch. Es wird viel gelacht. Die Menschen tauschen Telefonnummern, verabreden sich fürs Museum, Miniaturwunderland, die meisten zum Spazierengehen und Reden.

Beim Matching im Café Why Not? lernen sich Geflüchtete und ihre potenziellen Paten erstmals kennen. Foto: Magdalena Gärtner
Nach anfänglichen Unsicherheiten kommen sich die Teilnehmer schnell näher. Foto: Magdalena Gärtner

Wenn sich zwei Menschen gefunden haben, unterschreiben beide eine Patenschaftsvereinbarung und jeder bekommt ein Erinnerungsfoto. Trotz Unterschrift verpflichten sich die Paten erstmal nur für drei Treffen.

Die Förderung für das Projekt läuft Ende des Jahres aus

Inzwischen ist es dunkler geworden im Café Why Not?, die Sonne hinter Wolken verschwunden, doch die Gesichter der Menschen strahlen. Es scheint ein erfolgreicher Abend gewesen zu sein, denn am Ende hat jeder ein Foto bekommen und eine erste individuelle Verabredung vereinbart.

Das Projekt läuft im Rahmen des Programms „Menschen stärken Menschen“, finanziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zunächst bis Ende des Jahres. Eine Verlängerung der Förderung sei allerdings so gut wie gesichert, da es sehr gut angenommen werde, ist Fulge optimistisch. Die Zeitspender vom ASB konnten in Kooperation mit dem Freiwilligenzentrum Hamburg bisher mehr als 60 Patenschaften vermitteln. Oft würden aus den ursprünglich geplanten drei Treffen richtige Freundschaften.

So erging es auch Hannah Hillebrand (28) und Jonathan Jarchow (28), die seit Juli Paten sind.

„Es war ein Glücksgriff!“

„Es war ein Glücksgriff“, sagt Hillebrand über ihre Patenschaft. Jarchow und sie lernten bei einem Matching im Café Why Not? Zerit Misgna (20) und Gereye Okbalase (25) aus Eritrea und den 17-jährigen Abdiwasan kennen.  Man müsse nur zu Beginn den Bann brechen, meint die gebürtige Hamburgerin Hillebrand über den Abend des Kennenlernens, dann sei es ganz einfach. Man brauche nur Humor, Hand und Fuß und der Rest laufe von selbst. Ihre Hoffnung war, ein Teil zu dem großen Thema Integration beizutragen, so Hillebrand. Auch Jarchow wollte nicht immer nur reden, sondern selbst etwas tun.

Seit dem Matching treffen sie sich regelmäßig zu fünft und haben dafür eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet. Sie gehen spazieren, fahren Fahrrad oder gucken Fußball. An diesem Abend kochen sie zusammen. Hillebrand und Okbalase übernehmen dabei die Arbeit, denn Hillebrand ist gelernte Köchin und Okbalase möchte es werden.

Aus Paten werden Freunde: Jonathan (v.l.), Zerit, Hannah und Gereye. Foto: Magdalena Gärtner
Aus Paten werden Freunde: Jonathan Jarchow (v.l.), Zerit Misgna, Hannah Hillebrand und Gereye Okbalase. Foto: Magdalena Gärtner

Hillebrand und Jarchow waren auch auf einer eritreischen Feier in der Unterkunft von Misgna und Okbalase, haben traditionelles Essen mit den Fingern gegessen und einer Predigt in der Landessprache Tigrinya gelauscht. „Wir haben kein Wort verstanden, aber es war schön zu sehen, wie sich alle in dem Moment zuhause fühlten“, sagt Hillebrand.

Misgna und Okbalase wollen vor allem eins: Deutsch lernen! Bei jedem Treffen lernen die Hamburger je fünf Wörter auf Tigrinya und die Neu-Hamburger fünf auf Deutsch. Misgna, der Tischler werden möchte, lernt meist eher zehn Wörter und ist sehr eifrig. Auf dem Tisch liegt ein Text, in welchem er immer wieder liest.

Mit Fulge stehen sie in engem Kontakt und fühlen sich gut beraten. Sie würden jedem Hamburger empfehlen, an dem Projekt „New Home Hamburg“ teilzunehmen, denn selbst mit minimalem Zeitaufwand könne man viel bewirken – und vor allem Spaß haben.

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