„Oben ohne“-Schwimmen im Kaifu-Bad: „Bäderland“ zieht Bilanz
Das Ergebnis des Pilotprojekts für das Schwimmen mit freiem Oberkörper fällt ernüchternd aus. Wie „Bäderland“ und die Initiatorin der SPD reagieren.
Von Christiane TauerVor einem Jahr hat Bäderland den Weg für das „Oben ohne“-Schwimmen für alle in einem Pilotprojekt frei gemacht. Im Eimsbütteler Kaifu-Bad sowie im Hallenbad Wandsbek durften fortan an einem Tag pro Woche nicht nur Männer mit freiem Oberkörper ins Wasser steigen, sondern auch Frauen und nichtbinäre Personen. Nun ist die Testphase vorbei – und das Ergebnis fällt ernüchternd aus.
„Oben ohne“-Schwimmen von einer Person genutzt
Eine einzige Person habe in dem gesamten Jahr die Möglichkeit zum „Oben ohne“-Schwimmen genutzt, und das sei im Hallenbad Wandsbek gewesen, teilt Bäderland-Sprecher Michael Dietel mit. Im Kaifu-Bad habe niemand das Bikinioberteil beim Schwimmen weggelassen, so die Beobachtung des Schwimmbad-Personals.
Dies ist insofern überraschend, als der Anstoß für das „Oben ohne“-Schwimmen aus Eimsbüttel kam, nämlich von der SPD-Politikerin Paulina Reineke-Rügge. Sie hatte bereits im Sommer 2022 mehr Gleichberechtigung bei der Nacktheit gefordert und mit ihrem Antrag die Unterstützung des Hauptausschusses erhalten. „Diskriminierende Kleidervorschriften haben in Eimsbüttel keinen Platz“, erklärte sie. Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien nicht mehr zeitgemäß.
Neun Prozent wollten „oben ohne“ schwimmen gehen
In der Praxis hat sich diese Sichtweise offenbar nicht durchgesetzt – wenngleich sie in der Theorie durchaus Unterstützung fand. Bei einer von Bäderland beauftragten repräsentativen Onlinebefragung hatten zuvor neun Prozent der Befragten angegeben, das „Oben ohne“-Schwimmen nutzen zu wollen. 47 Prozent sagten, dem Angebot zu ausgewählten Zeiten oder an bestimmten Orten positiv gegenüberzustehen.
Die Onlinebefragung fand vor dem Start des Pilotprojekts statt und erreichte insgesamt 16.000 Personen. Etwa zwölf Prozent machten mit, sodass es am Ende rund 2.400 vollständig ausgefüllte Bögen gab.
„Diskriminierende Badeordnung“ sollte geklärt werden
Trotz der geringen Resonanz auf das „Oben ohne“-Schwimmen findet Paulina Reineke-Rügge, dass sich ihr Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit gelohnt hat. „Ziel für mich war es nicht, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, ‚oben ohne‘ zu schwimmen.“
Vielmehr sei es ihr darum gegangen, allen, die es möchten, die Möglichkeit zu geben. Zudem sollte eine „nicht eindeutige und diskriminierende Badeordnung“ geklärt werden. Dort ist allgemein von einer „üblichen Badekleidung“ die Rede.
Angebot nicht auf einen Wochentag begrenzen
Was die SPD-Politikerin jedoch kritisiert: Dass das „Oben ohne“-Schwimmen auf einen Tag in der Woche begrenzt war – und es zukünftig auch sein wird, wie Bäderland-Sprecher Dietel bestätigt. Im Kaifu-Bad und der Kaifu-Sole dürfen alle Badegäste auch nach der Testphase weiterhin dienstags das Oberteil weglassen. Im Hallenbad Wandsbek gibt es donnerstags die Möglichkeit.
Man sehe keine Notwendigkeit, die Regelung auf weitere Tage auszuweiten, so Dietel. Von dem Ganzen unberührt sei die seit Jahrzehnten gängige Praxis, sich auf der Liegeweise des Kaifu-Freibads „oben ohne“ zu sonnen.
Keine Sonderregelungen für weibliche Brust
„Gleichberechtigung kann es nicht nur an einzelnen Tagen geben“, sagt Paulina Reineke-Rügge. Durch derartige Sonderregelungen werde wieder ein großes Thema aus der weiblichen Brust gemacht. „Wenn das Bad nicht befürchten muss, von nackten weiblichen Personen überrannt zu werden, kann es die Regelung doch auch ohne große Konsequenzen öffnen und es zu jeder Zeit – wie den männlichen Schwimmern – erlauben“, findet sie.
Entweder bleibe es dann bei wenig Resonanz – dann habe das Bad ja nichts zu „befürchten“. „Oder das Angebot wird von mehr Menschen genutzt und hat ihnen den Freiraum gegeben, so zu baden, wie sie es möchten.“
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