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Jan Christian Wendt-Ahlenstorf von Op de Wisch möchte dazu beitragen, das Schamgefühl zu nehmen, sich bei Problemen Hilfe zu suchen. Foto: Ella Schinkel
Jan Christian Wendt-Ahlenstorf von Op de Wisch möchte dazu beitragen, das Schamgefühl zu nehmen, sich bei Problemen Hilfe zu suchen. Foto: Ella Schinkel
Magazin #39

Es ist okay, Hilfe zu brauchen

Für viele Menschen sind es persönliche und individuelle Krisen, die das Leben verdunkeln. Damit das Licht zurückkehrt, braucht es oft Hilfe. Sich das einzuge­stehen, kann schwerfallen, sagt ein Psychotherapeut.

Von Ella Schinkel

Plötzlich fallen scheinbar kleine Dinge schwer. Zur Arbeit zu gehen wird zur täglichen Heraus­forderung, Freunde zu treffen belastet. Trotz Müdig­keit findet man nicht in den Schlaf. Die Anzeichen sind unterschiedlich, etwa 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind laut aktuellen Schätzungen von psychischen Erkrankungen betroffen. Nur etwa 19 Prozent der Betroffenen nehmen Kontakt zu Behandelnden auf. Vielen Menschen fällt es schwer, über ihre Belastungen zu sprechen – diese anzuerkennen und zu akzeptieren.

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Das zu ändern und psychische Krankheiten zu entstig­matisieren, ist ein Anliegen von „Op de Wisch”. Die Eingliederungshilfe mit Sitz im Grindel führt Projekte der psychosozialen Begleitung durch. Jan Christian Wendt-Ahlenstorf ist Fachbereichsleiter und möchte dazu beitragen, Menschen das Schamgefühl zu nehmen, sich Hilfe zu suchen. Laut ihm fällt schon das Eingeständnis der eigenen Probleme vielen schwer.

Wie erkenne ich persönliche Krisen?

Zu erkennen, wann die Belastung durch Probleme und Sorgen überhandnimmt und die eigene mentale Gesundheit beeinträchtigt, kann schwerfallen. Der psychologische Psy­cho­therapeut rät dazu, das eigene Verhalten genau zu beobachten. Oft zeige der Körper, wann aus einem Problem eine Krise wird. Schlafstörungen und andere körperliche Anzeichen, die nach längerer Zeit nicht verschwinden, seien Warnsignale. Auch wenn die Freude an Aktivitäten, die früher Spaß bereitet haben, verschwinde oder man sich aus dem sozialen Umfeld zurückziehe, könnten das Anzeichen von zunehmender Belastung sein.

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Wendt-Ahlenstorf empfiehlt, sich in diesen Situationen Hilfe zu suchen und sich beispielsweise nahestehenden Personen anzuvertrauen. Auch Hausärzte könnten oft weiterhelfen und Betroffenen eine Einschätzung geben, ob weitere professionelle Hilfe angezeigt ist. Bei „Op de Wisch” könne recht kurzfristig eine kostenlose psychosoziale Beratung vereinbart werden.

Wie kann ich Menschen in meinem Umfeld helfen?

Freunde und Familie bemerken oft eher als Betroffene selbst, wenn sich jemand verändert. Wendt-Ahlenstorf empfiehlt, offen und aufmerksam dafür zu sein. Und zu zeigen: Du kannst dich mir mit Sorgen und Ängsten anvertrauen.

Von gut gemeinten Ratschlägen rät er ab. Egal ob von Freun­den persönlich oder von Fremden aus dem Internet: Seiner Erfahrung nach fühlen sich viele Betroffene von Tipps unter Druck gesetzt. Häufig würden sich Ansprüche und Forderungen dahinter verstecken.

Er selbst versuche jedem, der bei „Op de Wisch” anklopft, das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Zum Beispiel mit den Worten: „Schön, dass du hier bist.” Oft würden seine Klientinnen und Klienten das zunächst nicht glauben, erzählt er. Zu viele negative Erfahrungen hätten ihre eigene Wahrnehmung verschoben. Das Gefühl, akzeptiert zu werden, empfinden laut Wendt-Ahlenstorf viele Menschen bei „Op de Wisch” zum ersten Mal.

Ist meine Angst vor Katastrophen in der Welt bereits krankhaft?

Ängste können lähmen und Betroffene in ihrem Alltag stark limitieren. In Deutschland zählen Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Betroffene leiden unter starken, irrationalen Ängsten. Wann eine Angst nicht mehr rational zu begründen ist, lässt sich in manchen Fällen schwer sagen.

Ein Beispiel: Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine hat viele Deutsche in ihrem Sicherheitsgefühl erschüttert. Dass sich Menschen dadurch bedroht fühlen, kann Wendt-Ahlenstorf nachvollziehen. Er sagt, Unsicherheit und Gefährdung angesichts näher gerückter Kriege seien heute Realitäten, in denen wir auf unabsehbare Zeit leben müssten.

Die Herausforderung für einen guten Umgang damit bestehe darin, die Gefährdungen auf der einen Seite nicht zu verleugnen – und auf der anderen Seite nicht in Angst oder Depression zu erstarren. Es gehe somit um eine Haltung „radikaler Akzeptanz“, und diese lasse sich erlernen und trainieren.

Wie wirken sich Ängste auf die Gesellschaft aus und was hilft dagegen?

Dass die aktuellen Kriege, die Folgen des Klimawandels und wirtschaftliche Sorgen die Menschen belasten, erfahren die Mitarbeiter bei „Op de Wisch” täglich, sagt Wendt-Ahlenstorf. In Gruppengesprächen komme es immer wieder zu politischen Diskussionen und Konflikten. Einige Betroffene ließen sich von Parolen einfangen, die durch Schuldzuweisungen einfache Lösungen und Schuldige präsentieren.

Als Therapeut sei es wichtig, zwischen psychologischer Begleitung und politischer Meinung zu unterscheiden. Trotzdem müssten Mitarbeitende immer wieder in Gruppengespräche eingreifen, wenn Parolen aufkommen, die dem Leitbild von „Op de Wisch” nicht entsprechen, sagt Wendt-Ahlenstorf.

Im Einzelgespräch könnten Mitarbeiter gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten persönliche Hintergründe herausarbeiten, damit diese verstehen, warum sie andere herab­setzen. Häufig könne Menschen dadurch geholfen werden, sich selber auf die Schliche zu kommen.

Was macht die Stadt, um mehr Hilfe anzubieten?

Anfang des Jahres hat die Stadt Hamburg einen Psychiatrie-Plan beschlossen. Dieser soll verhindern, dass Menschen aufgrund bürokratischer Unklarheiten durch die Maschen des Hilfesystems fallen. Jeder Bezirk soll einen eigenen Koordinator bekommen, um Hilfe über Einrichtungs- und Gesetzesgrenzen hinweg zu gewährleisten. Dafür hat die Stadt Geld zur Verfügung gestellt. „Das ist ein wichtiger Schritt”, sagt Wendt-Ahlenstorf und erzählt, in Eimsbüttel sei man mit der Einrichtung der Koordinationsstelle schon sehr weit. Ob das auch dazu beiträgt, dass psychisch Er­krankte künftig mit weniger Stigmata kämpfen müssen, werde sich zeigen müssen.

info

Jan Christian Wendt-Ahlenstorf arbeitet bei „Op de Wisch”

Bei „Op de Wisch” werden Menschen jeden Alters mit verschiedenen psychischen Krankheiten unterstützt. In Eimsbüttel gibt es eine Begegnungsstätte für psychisch kranke Erwachsene sowie eine ambulante Kinder- und Jugendhilfe, am Grindel steht eine offene Familienberatung zur Verfügung. Personen, deren psychische Erkrankung den Status einer Behinderung erfüllt, werden in der ambulanten Sozialpsychiatrie begleitet.

„Op de Wisch” organisiert außerdem regelmäßig Gruppenprojekte und Freizeitangebote. Sie bieten Betroffenen von psychischen Pro­ble­men die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben und sich auszutauschen.


In Hamburg gibt es darüber hinaus verschiedene Stellen, die Hilfe in persönlichen Krisensituationen anbieten:


lokal. unabhängig. unbestechlich.

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