Eimsbütteler Lebensgefühl durch die Linse – ein Bildband
Der Fotograf Marcus Gundelach lebt seit dreißig Jahren in Eimsbüttel. Zeit genug, um den Stadtteil so festzuhalten, dass sich jeder Eimsbütteler darin wiederfindet.
Von Vanessa LeitschuhEin Sommerabend vor der Pizzeria La Pergola. Einer der Abende, an denen das Lokal in den Farben der italienischen Flagge leuchtet. Rotes, grünes, weißes Licht fällt auf Besucher, die draußen an den Tischen sitzen.
Wenige Meter weiter die Osterstraße entlang fällt das warme Licht der Trattoria Salento auf den Gehweg. Gäste stützen sich auf rot-weiß karierte Tischdecken. Lichtschneisen vorbeirauschender Autos ziehen durchs Bild.
Ein kleines Mädchen im Korb eines Lastenrads schwebt über die Osterstraße wie eine Königin mit rosa Helm statt Krone.
Hemden wehen im Wind, Kleiderbügel baumeln daran. Stiefel, Bücher und Kleider quillen auf den Gehweg. Vier Frauen stehen bereit, mit Taschen oder Gerümpel gerüstet. Die einen kommen, um das Häuschen im Stellinger Weg zu beladen. Die anderen nehmen ihm ein wenig Last von den Regalen. Es ist Eimsbüttels geschäftigster Umschlagplatz.
War es. Dieses Jahr war das Tauschhaus weitgehend stillgelegt. Die Fotografien von Marcus Gundelach zeigen den Platz belebt, wie er vor der Pandemie war. Mit seinem Bildband über Eimsbüttel hat der Fotograf den Stadtteil eingefangen. Zeigt die Bilder, die Eimsbütteler vor Augen haben, wenn sie an Zuhause denken.
Entstanden sind die Fotografien im Sommer und Herbst 2019. Augenblicke, wie sie jeder Eimsbütteler kennt. Wie sie dieses Jahr oft fehlten.
Der Fotograf Marcus Gundelach
An die erste eigene Kamera erinnert sich ein Fotograf wohl wie an den ersten Kuss. Bei Marcus Gundelach war es eine Nikon FE, natürlich analog. Ein Geschenk seines Vaters, da war Gundelach gerade 16 Jahre alt. Vom Vater lernte er auch, wie man die Bilder in der eigenen Dunkelkammer entwickelt. Das Interesse an der Fotografie blieb, und Gundelach besuchte die Hochschule für bildende Künste in Hamburg. So kam er nach Eimsbüttel, fand die erste Wohnung im Langenfelder Damm. Dreißig Jahre ist das her.
Jetzt hat Marcus Gundelach den Stadtteil porträtiert und ein Buch daraus gemacht. Eine Reportage, die Eimsbüttel von den Dächern und unter der Erde zeigt. Als Wimmelbild in der Osterstraße oder in Nahaufnahme von Eimsbüttelern – wie die Hutmacherin Marie Josephine Bouquet im Weidensteig oder Café Delice-Inhaberin Fatima da Silva.
Der Bildband ist in der Buchhandlung Lüders erhältlich oder online im Made in Eimsbüttel-Shop.