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Tuija Hyytiäinen „Ich sehe was, was du nicht siehst", Triptychon, Öl auf Leinwand. Foto: Rainer Wiemers
Tuija Hyytiäinen „Ich sehe was, was du nicht siehst", Triptychon, Öl auf Leinwand. Foto: Rainer Wiemers
Eidelstedter Stadtteilmagazin

Eine Künstlerin geht

Tuija war eine Eidel­stedter Künst­lerin. Freundinnen & Weggefährten zeichnen hier ein letztes Bild von ihr. Ein Nachruf.

Von Christian Litz

Tuija Schulte-Hyytiäinen und Eidelstedt, das passte einfach. Obwohl sie erst 2014 in den Stadtteil kam, wirkte sie über den Kunstverein Süptitzvilla e.V. und zahlreiche Kunstaktionen weit in die Stadtteilkultur hinein. Ihr Tod am 1. April 2022 riss eine große Lücke.

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Wer aber war Tuija? 1947 in der finnischen Hauptstadt Helsinki geboren, zog es sie 1967 nach dem Abitur nach Deutschland. In Hamburg studierte sie von 1971 bis 1975 Lehramt, arbeitete bis 1985 als Lehrerin und begann parallel ein Fotografie-Studium. Es folgten Studien in visueller Kommunikation, Medien und Literatur. Ihr Entschluss stand ab 1985 fest: Sie wollte freie Künstlerin sein.

In unzähligen Ausstellungen und Kunstaktionen präsentierte sie ihr Werk – sei es zuletzt in der Gruppenausstellung „Eidelstedt Open – Open Süptitz 2021”, im Thomasburger Grafik-Kalender oder in Einzelausstellungen wie „Linien, nichts als Linien” in Frankfurt. Darüber hinaus entwickelte Tuija das Stadtteilportal eidelstedt.info maßgeblich mit und nahm regelmäßig am Stadtteilbeirat teil.


»Sehr gut erinnere ich mich an ein Gespräch mit Tuija, als ich ihr beim Aufhängen ihrer Bilder aus der Serie ‚Multiple Horizons – Codes of Landscape’ half. Für Tuija war das Malen Ritual. Ihr Ziel war es, Fragen zu stellen und sich durch die Fragen le­bendig zu fühlen. Ihr Grundthema: Wann wird aus Mustern ein Bild? Wann löst ein Bild etwas in mir aus, und was passiert bei mir, wenn ich das Bild betrachte? Sie sagte: ‚Du bist sozusagen Opfer deiner eigenen Kultur’ und ‚eigentlich ist alles Code.’« – Wiebke Oeltjen

»Wenn ich an Tuija denke, dann erinnere ich mich auch an ihre radikale Haltung. Sie war zum Beispiel der Meinung, dass das Erben abgeschafft werden sollte. Sie fragte, warum Besitz immer in einer Familie weitergegeben werden soll.« – Kassio Peia

»Tuija war sehr naturverbunden. Sie mochte Schnee, das Meer und hielt sich gern im Wald auf, besonders, wenn die Bäume im Frühjahr die neuen Blätter entwickelt hatten. Wir waren häufig spazieren in diesem lichtvollen und heiteren Grün.« – Rita Bahrdt

»Skilanglaufreise Norwegen, Januar 2020: Tuija, in der Loipe in der Gruppe von weitem zu erkennen an ihrem charakteristischen Laufstil mit dem Bewegungsmuster einer Wettkampfläuferin (die sie als Jugendliche in Finnland mal gewesen war), mit präzisem Abdruck und enormem Vorwärtsdrang, entschlossen, ohne Zaudern! Ganz wunderbar! Ich mochte das total gern sehen.« – Helma Stahlkopf

»Tuija war das kämpferische Herz unseres Kunstvereins Süptitzvilla e.V. in Eidelstedt.« – Sandra Havemeister

Tuija Hyytiäinen „Ich sehe was, was du nicht siehst", Triptychon, Öl auf Leinwand. Foto: Rainer Wiemers
Tuija Hyytiäinen „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Triptychon, Öl auf Leinwand. Foto: Rainer Wiemers

»Tuija war Feministin und vorbehaltlos an neuen Medien inte­ressiert. Sie gehörte zu einer Gruppe von Frauen, der Internet-Theorie-Gruppe Hamburg (ithh), die fragten: Welche Auswirkungen hat die Nutzung des Internets gesellschaftlich und für uns als Feministinnen? In mehr als zwanzig Jahren trafen wir uns regelmäßig: Mit Genuss und Leidenschaft aßen, lasen und diskutierten wir dann. Unser Anliegen ist das aufmerksame Zuhören, gemeinsam laut Denken und einander verstehen.« – Gunda Schröder

»Mit Tuija in Lappland, im februarkalten Winter. Morgen- und Abenddämmerung spiegeln sich pastellfarben im Schnee auf den Bäumen. Langlauftouren mit Rast am Feuer in der Kota. Nachts um drei weckt uns Tuija – es wurde Nordlicht gemeldet. Wir ziehen uns an und gehen auf den See. Und da sehen wir sie, die Feuer des Fuchses, die Aurora Borealis: grün, bewegt, kalt.« – Anke Müller

»Bis an die Schmerzgrenze ging Tuijas Fragen manches Mal, wenn ich mit etwas beschäftigt war, von dem oder dessen Sinn sie keine klare Vorstellung hatte. Sie wollte sich ein Bild machen durch ihr umtriebiges Fragen. Und es sind daraus intensive Gespräche entstanden, manches Mal auch mehr Klarheit für mich darüber, was ich gerade vorhatte.« – Julia Westphal

»Tuija: Die Frau, die gerne weiter forscht, eine Frau, die ihr Wissen auch teilen möchte. Mich verbindet mit ihr unser großes Staunen über die verschiedenen Wahrnehmungen der Menschen. Sie steht mit mir vor ihren neuen Bildern und fragt: ‚Und was siehst du darin, was ist das für dich?´ Sie könnte lange Vorträge halten und mir ihre Kunst erklären, stattdessen interessiert sie sich für die Wahrnehmung anderer.« – Michaela Simon

»Es ist gar nicht so leicht, aus den vielen gemeinsamen Erlebnissen etwas auszuwählen und zu formulieren. Bei der Documenta-Ausstellung 2002, als ich sie noch nicht lange kannte, ging ich mit ihr zwischen den Ausstellungshäusern in Kassel-Wilhelmshöhe spazieren. Die Art und Weise, wie sie einen großen, alten Baum anschaute und seine Rinde mit ihrer Hand berührte, rührte mich besonders an. Zuvor konnte ich nie verstehen, wie Begeisterung für digitale Neuheiten mit Naturverbundenheit zusammenpasst. Bei Tuija schon.« – Gunda Schröder

info

Kunstverein Süptitzvilla e.V.

Bis zu ihrem Tod war Tuija Mitglied im Kunstverein Süptitzvilla e.V. Der 2013 gegründete Verein im Hörgensweg 66 besteht aus insgesamt sieben professionellen Künstlerinnen und Künstlern, die sich den Bereichen Malerei, Grafik, Zeichnung, Fotografie, Aktion, Installation und Tonkunst widmen. Die Mitglieder veranstalten gemeinsam Ausstellungen oder geben Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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