Wahl-O-Mat zur Europawahl: Welche Partei soll ich wählen?
Am 26. Mai stehen die Wahlen zum Europaparlament an. Der Wahl-O-Mat zum Aufkleben soll analog bei der Wahlentscheidung unterstützen. Er tourt ab jetzt durch Hamburg.
Von Catharina RudschiesIn der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg stehen fünf gelbe Aufstellwände. 38 Thesen kann man darauf lesen, darunter zum Beispiel: „Die EU soll sich höhere Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes setzen“. Oder „Für die Besteuerung von Unternehmen soll es einen EU-weiten Mindestsatz geben“. Die Schüler des Niendorfer Gymnasiums Bondenwald stehen vor den Wänden und verteilen fleißig Klebepunkte: „stimme zu“, „stimme nicht zu“ oder „neutral“. Mit den verschiedenen Stickern zeigen sie, wie sie zu den Thesen stehen. Am Ende wird digital errechnet, mit welchen Parteien für die Europawahl sie am meisten übereinstimmen.
Zum Denken und zur Diskussion anregen
Der Wahl-O-Mat zum Aufkleben (WOMZA) soll auch dieses Jahr die EU-Bürger bei der Wahlentscheidung unterstützen. Dabei ginge es aber nicht so sehr darum, eine verbindliche Wahlempfehlung zu geben. „Das Ziel ist eher eine Aufforderung: Denk doch mal nach! Und: Geh zur Wahl!“, erklärt die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Sabine Bamberger-Stemmann bei der Vorstellung des WOMZA in der Zentralbibliothek am vergangenen Freitag.
Aber warum braucht es einen analogen Wahl-O-Mat, wenn der digitale doch nur einen Klick entfernt ist? „Durch den analogen Wahl-O-Mat werden wir gezwungen, unsere Positionen offen zu präsentieren und damit auch offen zu diskutieren“, so Bamberger-Stemmann. „In der Diskussion kann man sich dann von anderen überzeugen lassen oder selbst andere überzeugen. Es regt den Austausch an.“
Schüler testen den Wahl-O-Mat
Einige Schüler des Bondenwald Gymnasiums haben den Wahl-O-Mat zum Aufkleben schon am vergangenen Freitag getestet. Anouk und Cora, beide 17 Jahre alt, zeigen ihr Ergebnis: Am meisten Übereinstimmung haben sie mit den Grünen, danach folgt die SPD. Mit welchen acht Parteien sie ihre Positionen vergleichen wollten, konnten sie sich selbst aussuchen. „Wir haben auch die NPD mit reingenommen. Nur um mal zu schauen, was dabei rauskommt“, sagt Anouk.
Insgesamt habe ihnen der WOMZA gut gefallen. „Ich werde jetzt aber nicht automatisch die Grünen wählen, nur weil ich am meisten Übereinstimmung mit ihnen habe. Ich werde mich trotzdem noch mit den anderen Parteien beschäftigen und weiter darüber nachdenken“, sagt Cora.
Bei der Auftaktveranstaltung zur Vorstellung des WOMZA waren einige kandidierende Politiker für das Europaparlament zugegen: Andreas Moring von der FDP, Anna Gallina von den Grünen, Anke Frieling von der CDU und Knut Fleckenstein von der SPD. Sie diskutierten die Thesen mit den Schülern vor Ort und gaben ihnen Hintergrundinformationen.
Der Austausch mit den Politikern habe den Schülerinnen Anouk und Cora vor allem bei den schwierigen Thesen geholfen, über die sie noch nicht viel wussten. Sie merkten aber auch an: Dass die Positionierung der anderen Schüler durch die Sticker offen zu sehen sei, würde einen manchmal auch selbst in der Wahl seines Standpunktes beeinflussen, ohne dass man miteinander gesprochen hat. „Vielleicht wäre es gut, wenn man sich mit den anderen austauscht, bevor alle die Sticker setzen“, schlägt Anouk vor.
WOMZA tourt durch Hamburg
Der analoge Wahl-O-Mat wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt. Vorrangig vom Infopoint Europa organisiert, tourt er ab jetzt durch Hamburg. Interessierte können ihn in den Bücherhallen Harburg oder Altona sowie in der Zentralbibliothek ausprobieren. Innerhalb der Woche steht er zur Nutzung in verschiedenen Hamburger Schulen, darunter auch dem Bondenwald Gymnasium in Niendorf.