Kristallkugel
Unsere Autorin Anna Heidelberg-Stein erwartet ihr erstes Kind. Schon in der Schwangerschaft (über-)fordert sie einiges. In ihrer Mutter-Kolumne “Mom’sBüttel” hält sie Momente fest, die sie wegen Schwangerschaftsdemenz womöglich bald wieder vergessen hat – zum Beispiel die Unwegsamkeiten der Pränataldiagnostik.
Von Anna Heidelberg-SteinDrei Frauen schauen auf, als der Arzt die Tür zum Wartezimmer aufreißt. Er überlegt: Welche ist noch mal die Schwangere? Schließlich streckt er einer ein Papier hin. („Sie haben den Zonk gewählt.“) Die Frau ist sauer. Sie ist mollig, aber echt nicht schwanger. Ohne ein Wort schiebt sie den Wisch meinem Kugelbauch zu.
So sensibel, wie sich der Pränataldiagnostiker hier verhält, verläuft auch die vorherige Untersuchung. Das Ultraschallgerät glitscht minutenlang über meinen Bauch. Der Arzt schweigt. Die Schwangere zittert. „Ich seh’ da nix Auffälliges“, brummt er schließlich. Enttäuscht?
Pränataldiagnostik ist ein schwieriges Feld
„Super“, sage ich, lächle zaghaft. Der Mediziner kneift die Lippen zusammen. Pränataldiagnostik ist ein schwieriges Feld. Finden die Experten Anomalien, die tatsächlich Behinderungen des Kindes vorhersagen, können Eltern sich darauf vorbereiten. Oft genug diagnostizieren Götter in Weiß aber auch „Defekte“, die das Baby nie beeinträchtigen werden. Oder finden gar nichts.
Mit düsteren Prognosen ist der Doktor rechtlich auf der sicheren Seite. „Dass ich nichts gesehen habe, heißt nicht, dass da nicht noch einiges auf Sie zukommen kann“, verabschiedet er sich.
Wenn ich die Straße überquere, kann ein LKW mich überrollen. Bei der Geburt eines Kindes geschieht oft Unvorhergesehenes. Und mit Pech schlafe ich auf der nächsten Parkbank ein und wache in Singapur wieder auf.