Offline-Flirten: Und was machst du so?
Face-to-Face und Speed-Dating sind Alternativen zum Online-Dating. Liebessuchende können an solchen Veranstaltungen auch in Eimsbüttel teilnehmen. Ein Selbstversuch.
Von Fiona KleinertWir leben in einer Zeit, in der es noch nie so einfach und gleichzeitig so schwer war, neue Leute kennenzulernen. Wir sind zu verschlossen, um in der U-Bahn jemanden anzulächeln, zu schüchtern, um nach der Handynummer zu fragen und zu mutig, wenn wir in der Disko zwischen dem dritten und vierten Bier erzählen, dass wir immer vergessen das Geschirr abzuspülen, sechs Marshmallows auf einmal in den Mund kriegen und sowieso Bindungsängste haben.
Apps wie Tinder, Lovoo und Once können gerade jungen Leuten dabei helfen, die Probleme der ersten Kontaktaufnahme zu überwinden. Sie bieten die Möglichkeit, mit nur einer Fingerbewegung zu entscheiden, ob die Person auf dem kleinen Smartphonebildschirm in die Kategorie „Auf einen Kaffee“ oder „Auf keinen Fall“ fällt. Bewertungskriterien: Eine Auswahl der besten Bilder und eine Kurzbeschreibung von maximal 500 Zeichen. Wenn beide sich gut finden, dann gibt es ein „Match“ und nun kann drauf los gechattet werden, um sich kennenzulernen. Gerade Apps wie Tinder und Lovoo zeigen täglich eine Vielzahl von Personen an und sind dadurch aber auf die Schiene „Da wollen eh nur alle Sex“ geraten.
Wenn man sich zuerst online begegnet, besteht natürlich die Gefahr, dass die Person, die sich auf der Plattform als 1,90 großer Mann mit breiten Schultern oder als angehende Miss Hamburg präsentiert, in Wahrheit ganz anders aussieht. Außerdem erzählt sich „Ich habe eure Mutter wegen ihres umwerfenden Lächelns angesprochen“ einfach besser als „Ich habe ihr eine Nachricht geschrieben, nachdem ich ihr Bikinifoto gesehen habe.“ Wo kann man also noch nach einem potenziellen Partner suchen, wenn nicht auf der Straße oder im Netz?
Zwei Alternativen gibt es in Eimsbüttel: Beim Face-to-Face-Dating treffen sich die Teilnehmer mindestens zu sechst in einer Location, die alle anderthalb Stunden gewechselt wird, um so ganze drei Male auf neue Leute zu treffen. Klassisches Speed-Dating ist das andere. Innerhalb einer eng bemessenen Zeit versucht man jemanden kennenzulernen.
Der Selbstversuch: Offline-Dating in Eimsbüttel
Es ist 18:59 Uhr an einem Freitag, als ich gerade noch pünktlich das Café ZeitRaum in der Müggenkampstraße erreiche. Das Café ist klein, aber gemütlich. Auf den Tischen stehen vereinzelt gelbe Blümchen, Teelichter flackern und die bunt zusammengewürfelten Möbel versprühen ihren ganz eigenen Charme. Vor allem ist es aber eins: leer. Außer zwei Frauen, die sich bei einer Tasse Kaffee angeregt unterhalten, ist niemand da. Der Kellner weist mir einen großen Tisch zu, um dort auf die anderen Teilnehmer zu warten. In der Vorab-E-Mail des Veranstalters „F2F” wurde bereits angekündigt, dass einige Teilnehmer sich eventuell verspäten, man aber trotzdem schon anfangen solle. Leider geht das alleine nicht, es sei denn, man mag Selbstgespräche in der Öffentlichkeit.
Zehn Minuten später bekomme ich dann doch Gesellschaft. Zwei Frauen betreten das Café, schauen sich etwas verlegen um und wirken zwischen Kerzenschein und Polstermöbeln leicht verloren. Ich winke ihnen zu. „Hallo, bist du auch wegen Face-to-Face hier?“ Ja, bin ich. Die beiden sind Freundinnen, die das erste Mal mitmachen. Nur wenige Minuten später kommt eine weitere Frau dazu. Wir tauschen Floskeln und die üblichen Standardfragen über Alter, Wohnort und Beruf aus. Das Gespräch entwickelt sich gut. Keine der Frauen wirkt zurückhaltend oder ist unsympathisch, wir lachen ein bisschen zusammen. Trotzdem bringt eine der Frauen es irgendwann auf den Punkt: „Wo sind eigentlich die Männer?“
Der erste Mann lässt ganze 20 Minuten auf sich warten. Für sein Zuspätkommen entschuldigt er sich nicht, stellt sich aber höflich vor. In den nächsten Minuten trudeln die restlichen Teilnehmer ein, bis wir vier Frauen und vier Männer sind. Unter ihnen ist auch Jonas*, mein Teampartner, der mir zufällig vom Veranstalter zugeteilt wurde. Zusammen werden wir heute von Location zu Location ziehen. Auch alle anderen haben jeweils mindestens einen Teampartner bekommen. Das soll den Vorteil haben, dass man nicht jedes Mal alle Leute am Tisch neu kennenlernen muss.
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