
Victoria ganz unten
Viel weiter kann man in der Tabelle nicht auseinander stehen: Am heutigen Samstag gastierte die U23 des Vfl Wolfsburg im Stadion Hoheluft. Die Gäste sind ganz oben, während sich der SC Victoria vor dem Spieltag auf dem vorletzten Tabellenplatz befindet. Die Favoritenrolle war also dem Gast vorbehalten.
Von Steffen Vogler
In der Regel ist man als Außenseiter beim Fußball stets darum bemüht, möglichst lange das 0:0 zu halten und defensiv gut zu stehen. Ob sich der SC Victoria dies vorgenommen hatte, konnte man als Zuschauer jedoch nicht ausmachen. Denn nach einem Foul im eigenen Strafraum zeigte Schiedsrichter Frederik Glowatzka auf den Elfmeterpunkt. Gespielt waren zu diesem Zeitpunkt nicht einmal zwei Minuten. Der Wolfsburger Ferhat Yazgan schnappte sich den Ball und legte ihn sich zurecht. Sein erster Versuch landete zwar im Tor, musste jedoch wiederholt werden, da Yazgan beim Anlaufen komplett zum Stehen kam. Am zweiten Schuss war Victoria-Torwart Tobias Grubba noch dran, konnte ihn jedoch nicht entscheidend abfälschen. 0:1 nach zwei Minuten.
Wolfsburger Spielkontrolle
So manch einem der 222 Zuschauer im Stadion Hoheluft wurde da wohl Angst und Bange, dass das Ganze zu einem Schützenfest ausarten könnte. Nach dem Tor behielten die Wolfsburger dann auch weiterhin die Kontrolle, hatten mehr Ballbesitz und spielten sich Chancen heraus, ohne jedoch das Tor zu treffen. Der SCV kam zum ersten Mal in der 15. Minute in die Nähe des gegnerischen Tores, die Hereingabe von Stürmer Conrad Azong konnte jedoch ohne größere Mühe von der Wolfsburger Verteidigung geklärt werden. Generell kam bei den wenigen Möglichkeiten, die sich der SC Victoria herausspielte, der letzte Pass jeweils nicht an. Gefahr wurde somit kaum produziert.
Vergebene Gelegenheiten
Ganz anders sah das bei den Wolfsburgern aus. Mit teilweise sehr ansehnlichen Kombinationen erspielten sich die Niedersachsen Chance um Chance. Nach einem Ballverlust des SCV in der 29. Minute lupfte der Wolfsburger Torschütze Yazgan den Ball aus gut 17 Metern gen langes Tor-Eck. Tobias Grubba konnte den Versuch gerade noch mit den Fingerspitzen über die Latte lenken. Nur wenig später war der Schlussmann erneut gefordert und parierte einen direkt geschossenen Freistoß von Willi Evseev zur Ecke.
Das Tor kurz vor der Halbzeit
Eben jener war es dann aber, dem kurz vor dem Halbzeitpfiff doch noch das zweite Tor für die Wolfsburger gelang. Die Victoria-Spieler ließen Evseev in der 41. Minute 20 Meter vor dem Strafraum zu viel Platz, dieser konnte lange genug zielen, zog einfach ab und sein strammer Schuss schlug halbhoch rechts im Tor ein. Torwart Grubba war machtlos und geschlagen. Ein paar Minuten später ging es in die Halbzeit.
Übungen in der Halbzeitpause
Während Victoria-Trainer Göttling die vollen 15 Minuten Pause ausnutzte, um mit seiner Mannschaft zu sprechen, kamen die Schützlinge vom ehemaligen Bundesligaspieler Valerien Ismael fast fünf Minuten vor Wiederanpfiff aus der Kabine. Auf dem Platz absolvierten sie noch einige Pass- und Laufübungen. Als dann die elf Blau-gelben auch wieder auf dem Rasen standen, konnte es weiter gehen.
Und gleich wieder Gefahr und das 0:3
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit wurde es für den SC Victoria schon wieder brandgefährlich. Ein direkter Freistoß der Wolfsburger knallte an die Latte. Auch der nächste Freistoß in der 56. Minute sorgte für Gefahr. Der auffällige Willi Evseev drosch den Ball von der Strafraumkante flach Richtung Torwart-Ecke. Der Schuss ging durch Freund und Feind hindurch und fand tatsächlich seinen Weg ins Tor. 0:3, die Vorentscheidung.
Chance, Konter, Tor
Die Vorentscheidung hätte jedoch nochmal angezweifelt werden können, denn in der 28. Minute kam Victoria zu einer sehr guten Gelegenheit für den Anschlusstreffer. Andreas Brücks scharfe Hereingabe konnte jedoch von
Jakob Sachs nicht schnell genug kontrolliert und verwertet werden. Den Ballgewinn nutzten die Wolfsburger für einen Konter. Mit wenigen Pässen wurde das gesamte Spielfeld überbrückt, Justin Eilers blieb beim Abschluss dann überaus ruhig und hob den Ball gefühlvoll über Tobias Grubba ins Tor.
Kein Ehrentreffer…
Mit dem 0:4 war das Spiel endgültig entschieden. Die spielstarken Niedersachsen kombinierten weiterhin akkurat und kreierten so noch weitere Torchancen, welche jedoch nicht genutzt wurden. Die größte Möglichkeit für den Victoria-Ehrentreffer hatte Conrad Azong in der 67. Minute. Nach einem ungewöhnlichen Wolfsburger Fehlpass kam jener unverhofft an den Ball und konnte unbedrängt von der Mittellinie Richtung Tor sprinten. Im allerletzten Moment konnte dann aber doch noch ein Wolfsburger Verteidiger entscheidend stören, sodass der Schuss weit über das Tor ging.
…und keine Punkte
Danach übernahm Wolfsburg wieder die Kontrolle und behielt sie bis zum Abpfiff. Tore wollten jedoch keine mehr fallen. So stand am Ende eine deutliche und verdiente 0:4 Niederlage für den SCV zu Buche. Die Niedersachsen verteidigten so die Tabellenführung gegen ihre ärgsten Verfolger aus Oldenburg und Meppen, während die Hamburger durch die Niederlage auf den 18. und letzten Platz rutschten.
Eine Liga, riesige Unterschiede

Im Anschluss an das Spiel wies Victoria-Trainer Lutz Göttling auf die unterschiedlichen Voraussetzungen beider Mannschaften hin. Während der SCV froh ist, in der Regionalliga spielen zu können, seien bei der U23 des VfL Wolfsburg junge Spieler, die hoffen, eines Tages in der Bundesliga zu spielen. Des Weiteren sei der Grad an Professionalität, mit dem die Wolfsburger in die Regionalliga-Saison gehen, für einen Verein wie den SCV nicht zu erreichen. Einen Tag vor dem Spiel anreisen? Beim SCV, bei dem die Spieler neben ihrer Sportler-Tätigkeit einer normalen Arbeit oder einem Studium nachgehen, undenkbar.
Die Rückkehr eines Hoffnungsträgers
Auf die Abwesenheit von Benny Hoose angesprochen, welcher sich seit einiger Zeit in Afrika befindet und dort in einer karitativen Einrichtung arbeitet, entgegenete der Trainer „Ich hoffe und wünsche mir, dass er gegen Hannover 96 wieder da ist.“ und betonte „Benny ist vor zwei Jahren Fußballer des Jahres in Hamburg geworden, solch einen Spieler gibt es auf der Position in Hamburg keinen weiteren.“. Beim Auswärtsspiel in Wilhelmshaven wird der Spielmacher definitiv noch fehlen. Der SC Victoria wird wohl dennoch versuchen, mindestens einen Punkt zu ergattern.
Zuschauer: 222
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Fotos: Ada von der Decken