Wieder Hannover, wieder 0:2
Victoria empfängt die Zweitvertretung von Hannover, oder anders: das Tabellenschlusslicht empfängt den Tabellen-14. Die Hamburger, vor dem Spieltag mit sieben Punkten auf dem Konto und damit vier Zähler hinter den Niedersachsen, benötigten dringend mal wieder ein Erfolgserlebnis, auch, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze nicht zu verlieren.
Von Steffen VoglerVictoria gegen Hannover 96, dem geneigten Hamburger Fußballfan könnte diese Begegnung bekannt vorkommen. Am 4. August gastierten die Niedersachsen schon einmal im Stadion Hoheluft – allerdings die Bundesligavertretung im Rahmen des Erstrunden DFB-Pokalspiels. Dieses ging damals zwar mit 0:2 verloren, könnte aber für das Spiel gegen die 2. Mannschaft dennoch Mut machen. Denn von einem Klassenunterschied war damals wenig zu sehen.
Ein Hauch Bundesliga und die Rückkehr der Nummer 10
In der Startaufstellung von Hannover 96 fand sich einige Prominenz wieder. So spielten die Bundesliga-erfahrenen Christopher Avevor (28 Spiele in der zweiten Bundesliga) und Christian Pander (über 100 Spiele in der ersten Bundesliga) auf den Außenverteidigerpositionen. Bei Victoria stand hingegen Benny Hoose wieder in der Startelf, der die vergangenen Wochen in Afrika weilte und dessen Rückkehr von Trainer Lutz Göttling förmlich herbeigesehnt wurde.
Ein Start zum Vergessen
Wie schon beim letzten Heimspiel begann das Spiel aus Sicht des SC Victorias äußerst unglücklich. Nach schneller Kombination und einem Pass in den Rückraum fand sich Hannovers Nr. 14, Tim Dierßen, äußerst frei zentral im Sechzehnmeterraum wieder und konnte den Ball aus acht Metern ins rechte untere Tor-Eck schieben. Da waren noch nicht einmal drei Minuten gespielt. Die erste echte Torchance für die Heimmannschaft gab es dann in der 11. Minute. Rückkehrer Benny Hoose wurde von Jakob Sachs am linken Rand des Sechzehners angespielt, konnte dort einen Verteidiger per Körpertäuschung ins Leere laufen lassen und schlenzte den Ball in Richtung Tor – drüber.
Ein schneller Konter, ein schnelles 0:2
Im direkten Gegenzug erzielte Hannover nach einem Konter dann das zweite Tor. Per Seitenwechsel wurde die Nummer 20, Valmir Sulejmani, vollkommen frei stehend ins Spiel gebracht. Dessen Schuss wurde noch abgeblockt, den Abpraller konnte jedoch Ali Gökdemir im Tor unterbringen. 0:2 nach elf Minuten. Man konnte zu diesem Zeitpunkt das Gefühl bekommen, dass da ein Aufstiegsaspirant zu Gast ist. Dabei rangierten die Niedersachsen vor dem Spieltag nur vier Plätze vor den Hamburgern. Auch in der Folge blieben die Gäste gefährlich. Einige unnötige Ballverluste im Spielaufbau von Victoria führten zu einigen Gelegenheiten, die jedoch alle vergeben wurden.
Victoria fängt sich
Ab der 30. Minute schien die Mannschaft des SC Victoria den Schock dann so langsam verarbeitet zu haben. Das Spiel verlagerte sich mehr in die Hälfte der Gastmannschaft und es gab einige Torgelegenheiten. Nach gutem Seitenwechsel auf Steven Lindener konnte dieser in Richtung Sechzehner flanken, den Ball konnte ein Verteidiger aber ins Seitenaus klären. Nur einige Minuten später dann die nächste Gelegenheit. Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld wird der Ball per Kopf vor das Tor verlängert. Aus dem Gewusel kam dann ein Abschluss zu Stande, der Ball flog jedoch über das Tor und Schiedsrichter Sven Schlickmann pfiff ab – Abseits.
Trainer Göttling reagiert frühzeitig
Victoria-Trainer Lutz Göttling schien zu bemerken, dass der Anschlusstreffer vor der Halbzeit tatsächlich in Reichweite zu sein schien und brachte in der 37. Minute für Vincent Boock Benedikt Neumann-Schirmbeck, seines Zeichens Stürmer aus der zweiten Mannschaft des SC Victoria. Der hatte dann auch nur einige Zeit danach eine gute Gelegenheit. Conrad Azong legte den Ball im Sechzehner auf den Eingewechselten zurück, dessen Schuss geriet aber zu schwach und wurde von einem Verteidiger abgeblockt.
Abseitstor kurz vor der Halbzeit
In der 43. Minute zappelte der Ball dann im Tor der Niedersachsen. Nach Ballgewinn am Hannoveraner Sechzehner passte Hoose den Ball auf Azong, der ins kurze Eck abschloss. Schiedsrichter-Assistentin Sina Diekmann hatte allerdings die Fahne gehoben und das Tor wurde damit wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben. Bis zum Halbzeitpfiff passierte dann nicht mehr viel. Nach einer katastrophalen Anfangsphase fand Victoria immer besser ins Spiel, konnte den Anschlusstreffer jedoch nicht erzielen.
Die zweite Halbzeit gestaltet sich ausgeglichen
Zu Beginn der zweiten Hälfte kam die Heimmannschaft gleich wieder vor das Tor der Gäste. Mit zwei Freistößen, jeweils von Steven Lindener getreten, versprühte der SC Victoria einen Hauch Torgefahr. Eine richtig gute Gelegenheit ergab sich dann in der 59. Minute. Benny Hoose marschierte parrallel zur Sechzehnerlinie und spielte den Ball dann im richtigen Moment auf den frei stehenden Neumann-Schirmbeck, dessen Schuss der Torwart wieder ohne große Mühe aufnehmen konnte.
Hannover bleibt bei Kontern gefährlich
Die Mannschaft des SC Victoria hatte in dieser Phase mehr Spielanteile, die Gäste blieben jedoch bei Kontern brandgefährlich. Alleine die mangelhafte Verwertung der Chancen verhinderte das entscheidende 0:3. Wieder einmal trug Vicky-Torwart Tobias Grubba seinen Teil dazu bei und parierte einige Schüsse auf sein Tor mit tollen Reflexen. So verging die Zeit, ohne das eine der beiden Mannschaften ein Tor erzielen konnte.
Die Schlussphase bringt nichts Neues
Das Bild änderte sich auch in den letzten Minuten des Spiels nicht. Vergebene Gelegenheiten zum Anschlusstreffer ließen die Hoffnung auf einen Punktgewinn für die Heimmannschaft weiter schwinden, während die Gäste es weiterhin versäumten, den Sack endgültig zuzumachen. Es sollte sich für die Niedersachsen nicht rächen, denn pünktlich pfiff Schiedsrichter Schlickmann ab und besiegelte damit die 0:2 Niederlage des SC Victoria.
Hannovers Trainer zufrieden mit der Entwicklung
Auf der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich Gästetrainer Sören Osterland mit dem Leistungstrend seiner Mannschaft zufrieden. Zwar hätte man in der zweiten Halbzeit das Konzept etwas verloren und verpasst, das entscheidende dritte Tor zu erzielen, aber generell konnte er mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein. Auch Victoria-Trainer Göttling war immerhin mit 60 bis 70 Minuten des Spiels seiner Mannschaft zufrieden.
Allerdings konstatierte er auch, dass in einigen Momenten ein Quäntchen Biss gefehlt habe.
Victoria weiterhin Schlusslicht
Während Hannover einen wichtigen Schritt von den Abstiegsrängen weg machte, steht Victoria weiterhin auf dem letzten Platz der Regionalliga Nord. Beim nächsten Spiel, im Hamburger Derby gegen die zweite Mannschaft des HSV, geht der Kampf um die überlebenswichtigen Punkte dann aufs Neue los. Allerdings dürfte auch dieses Spiel kein leichtes Unterfangen werden: HSV II gewann an diesem Spieltag beim fünftplatzierten Weiche Flensburg mit 6:2.