
Eine Datingplattform mit Türsteherin
Melisa Fernandes ist Türsteherin – bei einer Dating-Plattform. Was bedeutet das? Und warum braucht es das?
Von Alexis MilneEs gibt sie zwar, die Menschen mit dem großen Treffer auf Tinder, Bumble und Co. Sie stehen aber den vielen müden Singles gegenüber, die swipen und swipen, ohne die große Liebe zu erwischen. Ihnen wurde inzwischen ein ganzes Phänomen zuteil, die „Dating-Fatigue”. Andere sprechen vom „Dating Burnout”. Beides nährt sich von Ablehnung und Enttäuschung. Und es führt zum Frust, niemals den oder die Richtige zu finden.
Die Partnervermittlung „LemonSwan” will solche Gefühle vorbeugen, indem sie vorab auswählt, wer ins Rennen um die große Liebe darf. Wie funktioniert das? Wir haben mit der Türsteherin vom Schulterblatt gesprochen. Melisa Fernandes entscheidet, wer bei „LemonSwan” rein darf.
Wie funktioniert die Partnervermittlung?
Was machen Sie anders als Tinder und Co.?
Melisa Fernandes: Wir swipen nicht nach links und rechts und kratzen nur an der Oberfläche. Wir gehen in die Tiefe, in die Profilinhalte – die Persönlichkeit bleibt für immer. Sich auf Werte und langfristigen Lebensziele zu konzentrieren, hilft, ernsthafte und tiefe Verbindungen zu finden.
Und wir schaffen eine sichere und respektvolle Umgebung – insbesondere für Frauen.
Deswegen gibt es auch Türsteherinnen?
Mitglieder, die keine Beziehungsabsichten oder unrealistische Vorstellungen haben, werden abgelehnt – denn eine gute Tür bleibt auch mal zu. So verhindern wir zudem, dass Menschen mit betrügerischen Absichten Erfolg haben. Freizügige Bilder lehnen wir ebenfalls ab.
Wer passt zusammen?
Woran machen Sie fest, dass jemand keine ernsten Absichten hat?
Diese Menschen beantworten ihre Persönlichkeitstests nicht richtig. Sie klicken sich durch. Ihre Profile sind sehr knapp ausgefüllt, Fragen beantworten sie nur halbherzig. Mitglieder mit ernsthaften Absichten nehmen sich mehr Zeit, beschäftigen sich gerne mit dem Test und ihrem Profil. Sie gehen bei den Antworten in den Tiefgang.
Wie finden Sie heraus, ob Menschen zusammenpassen?
Wir setzen auf ein gezieltes Matching. Die Partnervorschläge beruhen auf automatisierten Prozessen. Diese wiederum basieren auf den Antworten aus unserem Persönlichkeitstest, der in Zusammenarbeit mit dem Psychologen Prof. Dr. Peer Michael Bak entwickelt wurde.
Fünf zentrale Dimensionen
Worauf kommt es konkret an?
Unser Test erfasst die „Big Five”, die fünf zentralen Dimensionen im Fünf-Faktoren-Modell der Psychologie: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Emotionskontrolle. Zusätzlich gibt es die Faktoren „Werte” und „Einstellungen”. Hier geht es beispielsweise um den Stellenwert des sozialen Ansehens, um Hedonismus, Toleranz gegenüber Minderheiten, Gleichberechtigung der Partner. Dadurch zeigt sich, wer zusammenpasst und ob eine glückliche Beziehung wahrscheinlich ist.
Dass sich Gegensätze anziehen, spielt also keine Rolle?
Bei uns liegt der Fokus auf der Suche nach Ähnlichkeiten. Gegensätze können in gewissen Aspekten bereichern, gemeinsame Grundlagen sind unserer Meinung nach aber wichtiger.
Optimistisch an die Sache gehen
Woran liegt es, wenn Menschen trotz all dem nicht den richtigen Partner finden?
Häufig mangelt es an Eigeninitiative. Man muss bei der Partnersuche auch mal das Eis brechen und interagieren. Es funktioniert nicht, nur dazusitzen und zu warten. Man sollte in der Lage sein, Gespräche zu führen und Interesse zu bekunden.
Raten Sie, optimistisch in die Partnersuche zu gehen, oder sollten die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt werden?
Es ist wichtig, optimistisch an die Sache zu gehen, die Erwartungen sollten aber realistisch sein. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Optimismus und Realismus ist der Schlüssel.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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