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Die Eimsbütteler Band Quagga. Foto: Tino Rieger
Musik aus Eimsbüttel

Das Quagga lebt!

Musikalisch ist Eimsbüttel seit den legendären Eimsbusch-Zeiten nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Die Band Quagga schickt sich an, dem Viertel wieder etwas mehr popkulturelles Prestige zu verpassen. Dafür hat sie extra ein Label gegründet.

Von Robin Jaede

Das Quagga ist eine Zebraart, die seit dem 19. Jahrhundert ausgestorben ist. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger. Forscher haben es vor kurzem durch selektive Züchtung geschafft, dass wieder einige Zebras, die dem Quagga zumindest äußerlich gleichen, die südafrikanische Steppe bevölkern. Gleichzeitig hat sich ein Eimsbütteler Musikkerkollektiv zur Aufgabe gemacht, das Quagga in seiner Musik wiederauferstehen zu lassen. Dabei steht das charakteristische Streifenmuster des Quaggas für die Message der Band. Die schwarz-weißen Streifen verlieren sich anders als beim Zebra in der Körpermitte. Die Band versteht das als Sinnbild für die Auflösung von Schwarz-Weiß-Denken. Ihre Musik soll dabei helfen.

Der Sound

Die Band selbst bezeichnet ihren Sound auf ihrer Website als Trip-Pop gemischt mit Jazz-Rock. Als Referenzen nennen sie Massive Attack, Fat Freddy’s Drop oder die Gorillaz. Letztendlich, sagt Michael Paetz, zuständig für die elektronischen Elemente, haben Quagga sich aber nicht nach irgendwelchen Einflüssen gerichtet. Sie tun sich auch schwer, eine Genre-Schublade zu finden, in die sie hineinpassen. Aber um sich als Band zu vermarkten, muss man potenziellen Hörern eben einen Anreiz verschaffen, indem man ihnen Referenzen bietet, die sie kennen. Festlegen auf eine bestimmte Richtung wollen sie sich aber nicht.

Das Quagga Logo Foto: Christoph Rathjen
Das Quagga Logo. Foto: Christoph Rathjen

Die Debüt-EP der Band enthält drei Songs, drei Remixes und zwei Livemitschnitte. Die Songs bewegen sich dabei zwischen Jazz-Anleihen auf klassischen Reggae Beats, erweitert um elektronische Feinheiten, und tanzbaren Funksongs. Trotz der bunten Mischung an Einflüssen klingt das Ganze nicht überladen. Die drei Lieder sind stilistisch sehr unterschiedlich und zeichnen den Rahmen für das Soundkonzept, in dem sich die Band frei austobt. Mal lassen die Sänger ganz den Instrumenten den Raum, mal treten letztere in den Hintergrund, um Gesang und Beat Raum zu verschaffen. Die selbst angefertigten Remixes bereiten die Songs elektronischer auf. Ein Album ist für den Spätsommer geplant. Die Aufnahmen sind fast abgeschlossen.

Live wird das Songkonzept auf der Bühne aber gern mal durch Jamsessions ergänzt. Das planen sie nicht, sagen die Mitglieder. Wenn jemand nach dem Ende eines Songs unbedingt weiterspielen will, dann macht er das halt. Und die anderen machen mit.

Philosophie und Partizipation

Quagga haben sich „Fission & Fusion“ auf die Fahnen geschrieben, was in der Tierwelt das Sozialverhalten mancher Tierarten beschreibt. Dabei geht es um Aufbruch, Veränderung und Neuzusammensetzung. Die Band sieht darin ihre eigene Philosophie widergespiegelt. Alles in der Musik sei ja schon mal da gewesen und werde nur neu zusammengesetzt. In ihren Texten geht es immer wieder um Veränderung und den Gedanken sich neu zu entwickeln. Das ist auch eine Anregung dafür, über die Formen des Zusammenlebens nachzudenken.

Noch wichtiger ist ihnen aber die Interaktion mit ihrem Publikum. „Music is a celebration of life“, zitiert Saxophonist Kimo einen amerikanischen Jazzmusiker. Mit den Leuten auf Konzerten eine Party zu feiern, sei das Beste am Musikerdasein. Das soll auch Ausdruck ihrer Philosophie sein. Schließlich zeigt so ein Konzert ja die vereinende Macht der Musik.

Das eigens gegründete Label greift die Tiersymbolik auf. Doudo-Records ist benannt nach dem bekannten ausgestorbenen Vogel. Zunächst wird darüber nur Material von Quagga verkauft. Für die Zukunft sollen aber auch andere Musiker die Chance bekommen ihre Musik zu verbreiten.
Für die Hörer gibt es speziell eine partizipatorische Preisgestaltung. Wer die Musik bei Doudo-Records kaufen möchte kann zwischen Mindest-, Standard- und Supporter-Preis wählen. Auch dazwischen und darüber ist alles möglich. Der Sinn dahinter ist, die Hörer anzuregen darüber nachzudenken, was ihnen die Musik eigentlich wert ist.

Quagga stehen für das Aufbrechen von Schwaz-Weiß Denken Foto: Tino Rieger
Quagga stehen für das Aufbrechen von Schwarz-Weiß Denken. Foto: Tino Rieger

Habitat Eimsbüttel

Die Mitglieder von Quagga haben alle ihren Bezug zu Eimsbüttel – manche mehr, manche weniger. Die Band wurde in der Nähe des Else-Rauch-Platzes gegründet, die Aufnahmen zur EP und zum kommenden Album fanden in der Hartwig-Hesse-Straße statt. Ihr Label Doudo-Records vertreibt die Musik vom Heußweg aus. Die Band konnte sich im letzten Jahr außerdem einen lange gehegten Wunsch erfüllen und auf dem Methfesselfest auftreten. Die räumliche Nähe zum Ursprung der Band und der Stadtteilbezug haben in ihnen den Wunsch geweckt, dort mal zu spielen. Schließlich ist Eimsbüttel das Habitat des Quaggas.

Das Viertel erleben die Musiker von Quagga als sehr nachbarschaftlich und offen. Es sei hier zwar im Vergleich zu anderen Stadtteilen eher ruhig und manchmal vielleicht etwas spießig, aber dafür kümmerten sich die Leute noch um das Viertel. Auch eine Musikerszene gebe es durchaus. Jeder von ihnen hat mehrere Bekannte in Eimsbüttel, die irgendwie mit Musik zu tun haben. Wenn man einen Musiker für eine Aufnahme bräuchte, würde man immer einen im Viertel finden. Den Rapper Afrob sehen sie in letzter Zeit ständig beim Einkaufen. Eimsbüttel habe auf jeden Fall großen Einfluss auf Quagga gehabt. Nur ein paar mehr Clubs wünschen sie sich. Dann könnten sie sicher auch häufiger hier spielen.

Das Musikbusiness

Die Musiker von Quagga sind schon lange in der Musikwelt unterwegs, jeder auf seine Weise. Saxophonist Kimo ist studierter Jazzmusiker, für ihn ist die Musik sein Broterwerb. Sänger Benham war mal bei „The Voice of Germany“ und Produzent Michael hatte in seinem Homestudio schon Rapper aus den USA zu Gast. Sie alle sagen, dass man heute schwieriger mit Musik Geld verdienen könne als früher. Darüber beschweren wollen sie sich aber nicht. Man müsse jetzt eben qualitativ Hochwertiges liefern oder eine richtig gute Idee haben, um aus der Masse herauszustechen. Dann seien die Leute auch bereit Geld dafür auszugeben. Durch soziale Netzwerke könne man inzwischen unglaublich schnell sehr viele Leute erreichen.

Irgendwann stelle sich jedoch jeder Musiker die Frage, ob man das Ganze weiterhin machen wolle, ohne daran zu verdienen. Zwar hätten sie in der Vergangenheit schon viel getourt, finanziell sei dabei aber nie etwas herausgekommen. Das Ziel sei nicht morgen davon leben zu können. Aber an sich müsse es möglich sein von seiner Kunst zu überleben. Sie bemängeln, dass sich eine „Kostenloskultur“ entwickelt habe. Das sei zwar für den Konsumenten super, für die Musiker sei das aber auf Dauer ein echtes Problem.

Dabei stört sie unter anderem auch, dass vieles in der Musikwelt nur noch in Vermarktungsschemen gepresst sei. Viele Bands seien einfach eine Marke, die es zu verkaufen gilt. Auch Konzerte und Festivals verliefen zunehmend nach den gleichen Mustern. Die Abhängigkeit von Marktmechanismen finden Quagga furchtbar. Als Musiker habe man doch Vorstellungen davon, was man machen will. Sie sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit in der Musik weitaus länger Bestand hätten.

Die selbstbetitelte Debüt EP von Quagga ist am 07. April erschienen. Für die Releaseparty ziehen die Quaggas am 21. April ins Kukuun nach St. Pauli.

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