Friedrich Merz besuchte Eimsbütteler Handwerkshof: „Dieses Konzept kannte ich noch nicht“
Bundeskanzler Friedrich Merz war heute in Hamburg zu Gast. Neben dem Rathaus besuchte er die Meistermeile in Lokstedt. Dort konfrontierten ihn Handwerksbetriebe mit aktuellen Herausforderungen.
Von Julia HaasFriedrich Merz ist seit über 200 Tagen im Amt. Nun hat er auch seinen Antrittsbesuch in Hamburg absolviert. Neben dem Rathaus besuchte er die Meistermeile in Lokstedt, Norddeutschlands größten innerstädtischen Handwerkerhof in gestapelter Bauweise.
Drei Handwerksbetriebe durften den Bundeskanzler in ihren Arbeitsräumen empfangen. Dabei ging es vor allem um die aktuellen Herausforderungen des Handwerks und darum, warum es wichtig ist, dass auch kleine und mittelständische Betriebe wahrgenommen werden.
Zu Besuch bei der Meistermeile, Gespräche über den Hafen
Der Besuch von Merz in Hamburg wurde mit Spannung erwartet – wohl auch, weil das Verhältnis zwischen Merz und der rot-grünen Hamburger Landesregierung zuletzt angespannt schien. Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der Bund mehr als 1,3 Milliarden Euro in den Hafen von Bremerhaven investiert, um diesen militärisch auszubauen. Auch Hamburg hatte auf finanzielle Unterstützung gehofft.
Im Hamburger Rathaus zeigten sich Bürgermeister Peter Tschentscher und Kanzler Friedrich Merz dennoch versöhnlich. Eine Stunde lang hätten Merz und der Senat über die dringendsten Themen in Hamburg gesprochen. Dabei sei es unter anderem um den Hafen und die Hafenfinanzierung gegangen, sagte Tschentscher in einem anschließenden Statement, ohne konkreter zu werden. Auch über die Verkehrs- und Klimapolitik habe man gesprochen. „Bund und Länder müssen gemeinsam handeln – nicht nur, um den Volksentscheid in Hamburg realistisch umsetzen zu können, sondern auch, um verfassungsrechtlich verbindliche Klimaziele für ganz Deutschland zu erreichen“, so Tschentscher.
Korte will ausbilden, darf aber nicht
Im Anschluss ging es für Merz und Tschentscher nach Lokstedt. Dort besuchten die beiden unter anderem Sören Korte, der mit seiner Brotmanufaktur in der Meistermeile sitzt. Korte gilt in Eimsbüttel als Sauerteigspezialist. In seinen Läden in der Osterstraße und in der Weidenallee bietet er frische Brote an.

Im Gespräch mit dem Kanzler erzählte Korte, dass er gerne Auszubildende einstellen würde. Es gebe immer wieder Anfragen, die er ablehnen müsse. Nicht, weil er nicht wolle, sondern weil er nicht dürfe. Für eine Bäckereiausbildung müsste er nämlich auch die Herstellung von Feingebäck wie Torten oder Kuchen lehren, doch in seinen Läden gibt es ausschließlich Brot. Eine bürokratische Schranke, die Merz nicht bekannt war.
Schlosserei fehlt der Nachwuchs
Ein Stockwerk tiefer, in der Schlosserei Möller, ist das Problem umgekehrt: Es fehlen interessierte Auszubildende. Die Zukunft eines der ältesten Familienbetriebe Hamburgs sei dadurch ungewiss, sagte Jörn Möller. Er fügte hinzu: „Ich bin froh, dem Kanzler nahebringen zu können, was für kleine Betriebe wichtig ist.“

Einige Türen weiter, beim Sanitärbetrieb Elbhandwerk, hofft man vor allem auf gemeinsame Lösungen. Sei es, was den Fachkräftemangel oder die Energiekosten angeht. „Wir haben viele Ideen, aber was können wir gemeinsam unternehmen?“, fragte Inhaber Frank Hüllmann.
Merz lernt Handwerkshof kennen
Alle Betriebe freuten sich, dass Merz nicht die großen Unternehmen der Stadt besuchte, sondern dass Tschentscher und der Kanzler das Augenmerk auf die kleinen und mittelständischen Betriebe in Hamburg legten. „Wir sind wichtig, und das muss gesehen werden“, so Hüllmann.
Meistermeile in Lokstedt
Anfang der 2010er Jahre begannen die Stadt Hamburg und die Handwerkskammer Hamburg, Lösungen zu formulieren, um den Betrieben in der Stadt Platz zu schaffen. In einem Masterplan Handwerk 2020 erarbeiteten Kammer und Senat Maßnahmen für neue, moderne und zentral gelegene Gewerbehöfe. Inspiration fanden sie südlich der Elbe. In München wurden bereits Jahre zuvor die ersten Gewerbehöfe in die Höhe gebaut.
Der Bau des größten mehrgeschossigen Handwerkerhofs in Norddeutschland begann im Mai 2017. Auf vier Etagen entstand in Lokstedt Platz für etwa 100 Handwerks- und Produktionsbetriebe.
In einem anschließenden Statement zeigte sich Merz vom Konzept des gestapelten Handwerkshofs beeindruckt. „Dieses Konzept war mir noch nicht bekannt“, sagte er. Es sei ein guter Weg, um den Herausforderungen der Großstadt für Handwerksbetriebe zu begegnen.
Tschentscher sprach von einem Vorzeigeprojekt, das auf die Flächenknappheit in der Stadt reagiere.
Handwerkskammer sieht Handlungsbedarf auf Bundesebene
Die Meistermeile ist ein gemeinsames Projekt der Stadt und der Handwerkskammer. Es soll zeigen, wie sich die Vertikale nutzen lässt, wenn die Horizontale nicht mehr ausreicht.
In Zukunft hofft die Handwerkskammer auf weitere Unterstützung von Bund und Stadt. Es brauche Planungs- und Investitionssicherheit sowie einen Bürokratieabbau auf Bundesebene, heißt es in einem Schreiben der Handwerkskammer. Vom Hamburger Senat fordert die Kammer die Entwicklung neuer Handwerkerhöfe in allen Hamburger Bezirken.
In Eimsbüttel ist es eng, das spürt auch das Handwerk. In der „Meistermeile“ in Lokstedt geht es deswegen nach oben.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
Eimsbüttel+

Mit Eimsbüttel+ hast du Zugriff auf alle Plus-Inhalte der Eimsbütteler Nachrichten. Zudem erhältst du exklusive Angebote, Deals und Rabatte von unseren Partnern.
