Wer sind die Journalisten hinter der Geschichte?
Das Bühnenformat „Jive“ macht Geschichten, Journalistinnen und Journalisten live erlebbar – zwischen Musik, Projektionen und persönlichen Einblicken.
Von Julia HaasPaula Schlier war eine der ersten investigativen Journalistinnen, die vor den Nationalsozialisten warnte. Ihren Namen kennen dennoch nur wenige. Eine Münchner Journalistin versucht, das zu ändern. Was sie über die junge Frau herausfand – und was diese Recherche bei ihr selbst auslöste –, erzählte sie jetzt zwischen Schreibmaschine und Schlagzeug auf der Bühne der Jazzhall in Harvestehude.
Podcast über investigative Journalistin im Nationalsozialismus
Journalismus hat viele Facetten. Dass er sich auch live auf einer Bühne mit Orchester zeigen kann, beweist Jive. Das Projekt verbindet journalistische Recherchen mit künstlerischen Elementen. Anlässlich der Hamburger Wochen der Pressefreiheit gab es zwei Vorführungen in Harvestehude – beide standen ganz im Zeichen der Pressefreiheit.
Den Auftakt machte die Radiojournalistin Paula Lochte. Sie gewährte Einblicke in ihre Recherche für den BR-Podcast „Paula sucht Paula“. Mit ihrer Protagonistin teilt sie nicht nur Vorname und Wohnort, sondern auch den Beruf. Schlier war Nazikritikerin und Undercover-Reporterin. In den 1920er-Jahren schleuste sich die junge Frau in die Münchner Redaktion des „Völkischen Beobachters“ ein – einer Zeitung, die als Propagandainstrument der Nationalsozialisten diente. Schlier beobachtete, wie sich die Redaktion radikalisierte, notierte ihre Eindrücke und veröffentlichte sie später.
Band sorgt für musikalische Elemente
Auf der Bühne der Jazzhall trug Lochte ihre Spurensuche vor – zwischen Musik, Projektionen und persönlichen Reflexionen. Dabei ging es um Eindrücke ihrer Recherche und um Annäherungen an Schliers Leben. Requisiten wie eine alte Schreibmaschine und ein Notizbuch, das Schlier als Ausgabenbuch tarnte und während ihrer Arbeit beim Völkischen Beobachter in ihrem Rock versteckte, machten die Geschichte greifbar.
Die Band Stegreif untermalte alle Auftritte musikalisch.
Über eine schwierige Beziehung
Weitere Journalisten teilten ihre Eindrücke dazu, wie es aktuell um die Pressefreiheit bestellt ist. Sei es in den USA, in Deutschland, in Russland oder in Syrien.
Für besonders emotionale Momente sorgte die russische Fotografin Aliona Kardash, Gewinnerin des World Press Photo Award 2025. Während sie über das schwierige Verhältnis zu ihren Eltern und ihrer Heimat in Sibirien seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sprach, waren auf der Leinwand Bilder ihrer Fotoserie „Zuhause riecht es nach Rauch“ zu sehen.
Die Menschen hinter der Geschichte
Das Bühnenformat Jive macht die Journalisten hinter den veröffentlichten Worten und Fotos sichtbar. Eine Facette, die in der alltäglichen Berichterstattung oft keinen Platz findet.
Jive
Jive ist eine Verbindung aus den Worten Journalismus und Live. Seit November 2023 bringt die Produktion Journalistinnen und Journalisten auf die Bühne. Das Improvisationsorchester Stegreif untermalt die Shows.
Hinter Jive steht Headliner, die erste gemeinnützige Organisation in Deutschland, die Journalismus und Kultur verbindet.
Die Hamburger Wochen der Pressefreiheit finden vom 2. bis 8. November statt – mit über 60 Veranstaltungen.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
Eimsbüttel+

Mit Eimsbüttel+ hast du Zugriff auf alle Plus-Inhalte der Eimsbütteler Nachrichten. Zudem erhältst du exklusive Angebote, Deals und Rabatte von unseren Partnern.
