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Gugel vor seinem Club. Foto: Alex Povel
Konzerte

LOGO: “Vorglühen gab es bei uns in den 70er Jahren nicht.”

Das LOGO – beinahe jeder Hanseat kennt den kleinen, schwarzen Schuppen an der Grindelallee. Wir haben uns mit Inhaber Eberhard Gugel getroffen und erfahren, wie er vom BWL-Studenten zum Clubbesitzer wurde, welchen Wert Geld für ihn hat und warum er wusste, dass Gwen Stefani ein Star im Musikbusiness wird. 
Interview: Karoline Gebhardt

Von Eimsbütteler Nachrichten

Moin Eberhard, danke, dass Du Zeit für uns hast. Erzähl’ doch mal etwas von der Geschichte des LOGO. Seit wann arbeitest Du dort?

Also ich arbeite nicht, ich erfülle da meine Freizeit (lacht). Arbeit hat immer so etwas Negatives. Ich mache das, weil es mir Spaß macht und nicht, weil ich zur Arbeit gehe. Am 1.1.1994 habe ich das LOGO von meinem Vorgänger abgekauft. Seit 1974 ist dort das LOGO drin, ursprünglich war es ein Möbelgeschäft, danach ein Autohaus.

Ein Autohaus?

Ja, ein Autohaus. Die Autos waren ja früher viel kleiner. Wenn du mal guckst, wie groß ein Lloyd oder Goggomobil war, bekommst du davon 50 Stück ins LOGO reingestellt – völlig problemlos. So ein normaler Viersitzer war nicht so hoch wie ein Smart, aber ansonsten hat er die gleichen Maße gehabt. Und darin sind dann vier Leute in den Urlaub gefahren.

Was hast Du gemacht, bevor Du das LOGO gekauft hast? Wo kommst Du her?

Ich bin in Tübingen geboren. Dann bin ich nach Hamburg gezogen, weil ich hier BWL studieren wollte. Das habe ich auch angefangen, aber nicht zu Ende gebracht. Zwischendurch hat mich mal jemand gefragt, ob ich nicht für eine Band der Roadie sein möchte. Roadie war damals das, was heute Veranstaltungstechniker sind. Heute benötigt man zehn verschiedene Berufsgruppen, ein Roadie konnte damals alles. Er war gleichzeitig Busfahrer, Truckfahrer, Backliner und hat im Zweifelsfall noch die Abrechnung gemacht, falls die Band zu breit war. Da es immer mehr wurde, habe ich das Studium Studium sein lassen und bin auf Tour gegangen. Paris, Rom, Oslo, Warschau…
Bis ich das Tourleben ein bisschen langweilig fand, soziale Kontakte sich auf den Tourbus beschränkten und ich dachte, jetzt könnte es an der Zeit sein, mit dem sozialen Leben anzufangen. Und dann bog der Vorbesitzer vom LOGO um die Ecke und wollte den Laden verkaufen – so bin ich sesshaft geworden.

Wie sieht der Alltag aus, wenn man seine Freizeit im Musikclub verbringt?

Man steht auf, frühstückt, geht ins Büro, in den Laden, wieder nach Hause. Man steht auf, geht zur Metro, kauft was ein, geht ins Büro oder erst in den Laden (lacht). Es gibt eigentlich keinen Alltag. Nur Dinge, die erledigt werden müssen. Und die Reihenfolge der Erledigungen erledigt die Dringlichkeitsstufe dessen. Dazu kommt, dass wir ja nicht nur das LOGO betreiben. Das ist zwar die Mutter des Ganzen, aber im Sommer bekleiden wir auch ganz viele Festivals – die veranstalte ich dann mit einem Partner. Zum Beispiel Hafenrock, Rockspektakel. Und das LOGO bekleidet dann wiederum andere Unternehmen als Gastropartner, wie zum Beispiel das Elbriot. Im Jahr gibt es circa 300 verschiedene Abläufe.

Das heißt, Dein Arbeitsleben gestaltet sich vielfältig. Das LOGO befindet sich in bester Lage – Du hast bestimmt schon des Öfteren Kaufangebote bekommen. Kommt der Verkauf für Dich in Frage?

Nein. Das hat inhaltliche Gründe. Zum einen macht mir der Betrieb immer noch sehr viel Spaß – ansonsten würde ich es lassen. Und andererseits finde ich, dass das Logo auch zur Stadt Hamburg gehört. Ich wäre durchaus dazu bereit, das Grundstück zu verkaufen, wenn mir jemand eine geeignete Alternative bieten würde. Es gibt nichts, das wir hier im Stadtteil nicht schon versucht hätten. Auch mit dem kürzlich geschiedenen Bezirksamtsleiter, Torsten Sevecke, sind wir viele Möglichkeiten konstruktiv durchgegangen. Trotz allem sind wir erneut kläglich gescheitert. Ich sehe keine Möglichkeit und kenne niemanden, der eine hätte. Deshalb ist es mir auch völlig egal. Geld kann man nicht essen, Geld macht keine Freude.

Es bietet zwar eine gewisse Sicherheit, aber die habe ich auch dadurch, dass ich den Laden habe. Den letzten Investor, der mir ein paar Millionen Euro bieten wollte, habe ich gefragt, was ich mit dem ganzen Geld machen soll. Er wusste auch nicht weiter. Auf die Bank legen ergibt keinen Sinn. Da würde ich bereits etwas dafür bezahlen, dass sie es verwahrt. Ich meinte, er solle mich nochmal in zehn Jahren anrufen. Aus kaufmännischer Sicht kann ich mein Geld nicht besser anlegen, als in einen Live-Musikclub. Eine bessere Investition als ein Grundstück in der Hamburger Innenstadt gibt es nicht. Außerdem will ich es nicht verkaufen. Da hängen Arbeitsplätze dran. In unserem Grundgesetz steht geschrieben: Eigentum verpflichtet. Ganz viele Menschen haben heutzutage ja kein Grundgesetz mehr zuhause. Obwohl sie alle ein Smartphone haben, vergessen sie, darin nachzulesen.

Gäbe es trotzdem Umstände, unter denen Du das LOGO verkaufen würdest?

(überlegt) Jein… Wenn mir der komplette Wind aus allen Segeln genommen würde, sich plötzlich Politik, Ämter, Polizei und sonst irgendwer gegen mich verschwören würden, und ich alleine dastehen würde wie Don Quichotte vor der Windmühle. Dann würde ich wahrscheinlich nach drei oder vier Jahren aufhören.

Also müsste erst eine ganze Bagage ankommen.

Selbst, wenn ich einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleide, würde ich mir wünschen, dass meine Jungs und Mädels das LOGO weiterführen.

Inwiefern hat sich das Publikum verändert? Hat die Musik heute einen anderen Stellenwert?

Nö. Man glaubt immer, dass das Publikum jünger würde. Die Wahrheit ist, man wird selber älter. Das Durchschnittspublikum ist zwischen 18 und 24 oder 26 Jahre alt. Das ist einfach das Alter, in dem die meisten Menschen weggehen. So eben auch die Zielgruppe, die am häufigsten ins Konzert geht. Gut, das Ausgehverhalten hat sich geändert. Es wird immer schwerer für uns als Veranstalter, Getränke an die Kids zu verkaufen. Wir sind früher weggegangen, wenn wir Geld in der Tasche hatten und haben das Geld an der Bar ausgegeben. Heute wird halt vorgeglüht. Vorglühen gab es bei uns in den 70er Jahren nicht. Den Begriff gab es nicht einmal. Wir hatten damals auch ein ganz anderes Verhältnis zu dem, was wir haben mussten. Damals brauchte niemand eine Flatrate für sein Smartphone oder einen neuen Computer. Wir brauchten auch alle keine Playstation und neuen Spiele. Insofern konnten wir unsere Freizeit ganz anders und günstiger gestalten. Für Musikclubs, Kino und so weiter. Man hatte andere Zwänge. Das ist das, was sich am meisten verändert hat. Dass die jungen Menschen viel mehr von dem brauchen, was damals nicht erfunden war.

Gibt es etwas, an das Du Dich gerne erinnerst, eine lustige Anekdote, ein richtig gutes Konzert? Etwas, das heraussticht?

Es gibt ganz viele Erinnerungen. Wo willste anfangen, wo willste aufhören… Wir haben damals in den 90ern in vier Wochen alles durch den Laden geschoben, was im Britpop reich und berühmt wurde. Oasis, Blur, Bush, The Verve. No Doubt hat das erste Konzert in Hamburg im LOGO gemacht. Gwen Stefani klebte unter der Decke, weil sie immer nur rumgehüpft ist und ich dachte: „Ja, aus der wird was.” Oder wenn die Band nach der Show mit dem Publikum Striptease-Kicker spielt – völlig abstrus. Aber von solchen Erinnerungen gibt es ganz viele. Schlimm war eigentlich nie etwas, bis auf dass jemand ab und zu besoffen irgendetwas kaputt gemacht hat.

Also eine Aneinanderreihung schöner Momente, die man erlebt hat.

Ja! Wir machen im Schnitt 250 Konzerte im Jahr, das Ganze seit über 20 Jahren.

Da kommt ordentlich was zusammen.

(lacht herzhaft) Ja, da kannst Du Dir vorstellen, wie viele abstruse Erlebnisse es im LOGO gegeben hat.

Rock’n’Roll since 1974 – ist das nur das Motto des LOGO oder auch Dein persönliches?
Ich habe lustigerweise erst 1977 mit Rock’n’Roll angefangen. Insofern ist das nur das Motto vom LOGO. Am 6. September 1974 ist der LOGO-Geburtstag. Da hat es eröffnet. Genau genommen gab es zwei Eröffnungstage, weil die Jungs damals zwei Tage gefeiert haben. Seither ist das LOGO eben kein Möbelgeschäft und kein Autohaus mehr. Damals war es ein Restaurant, das tagsüber für Studenten gekocht hat. Um 18 Uhr haben sie alle rausgeschmissen, dann kam die Band, und um 20 Uhr wurde wieder eröffnet. Da fing alles an – daher unser Motto.

Gugel im Gespräch mit Karoline Gebhardt. Foto: Alex Povel
Gugel im Gespräch mit Karoline Gebhardt. Foto: Alex Povel

Zieht sich das auch durch dein Leben?

Klar, aber ich hör nicht nur Rock’n’Roll. Ich bin schon ein wenig breiter aufgestellt. Ich höre im Grunde genommen alles außer Klassik.

Was hat Klassik Dir angetan?

Ich habe nie den Zugang gefunden. Und ich vermisse einfach die Bass-Drum bei der Klassik. Bass geht manchmal noch, aber Bass-Drum ist nicht vorgesehen. Oder Opern, in denen die Frau stundenlang stirbt. Das ist nicht meine Welt.

Anderes Thema: Die Mentalität der Stadt verändert sich. Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?

Wie die musikalische Zukunft aussehen wird, kann ich nicht sagen. Oder ob die Mädchen wieder Pettycoat tragen und dann Return of the 50’s ist. Aber wenn meine Gesundheit mitmacht, sitze ich wahrscheinlich hier und gebe einer jungen Journalistin ein Interview und gehe danach wieder in meinen Laden (lacht).

Das sind doch gute Zukunftsaussichten. Meine letzte Frage: Welches Bier schmeckt zum Feierabend am besten

Es ist einfach so: Jever schmeckt am Besten.

Vielen Dank für das Interview, Eberhard.

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