
Luxushotel mit Gedenkstätte: Das ist im ehemaligen US-Konsulat an der Alster geplant
80 Zimmer sollen im Luxushotel an der Alster entstehen. Im Keller könnte eine Gedenkstätte an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern. So weit sind die Pläne für das ehemalige US-Konsulat.
Von Julia HaasKünftig sollen Gäste aus aller Welt über die Treppen des „Kleinen Weißen Hauses“ an der Alster schlendern. Diese Vision habe Max Schlereth im Kopf, seitdem er das Gebäude zum ersten Mal betrat. Der Hotelier und geschäftsführende Gesellschafter der Münchner Derag Unternehmensgruppe möchte aus der bekannten Alstervilla ein Boutiquehotel machen, ohne dabei die geschichtsträchtige Vergangenheit des Gebäudes zu vergessen.
Mitte 2022 war das US-Konsulat aus den Räumen am Alsterufer ausgezogen. Zwei Jahre später erwarb die Derag das Gebäude.
„The Jefferson“: Das sind die Pläne
Wie das Luxushotel „The Jefferson“ aussehen soll, plant das Hamburger Architektenbüro „Störmer Murphy and Partners“. Der zuständige Architekt Kasimir Altzweig spricht von einer „Entgrenzung“. Ein exklusiver Bereich soll der Öffentlichkeit zugänglich werden. Das bedeutet, dass sich das Gebäude, welches in den letzten Jahren als US-Konsulat genutzt und entsprechend streng überwacht wurde, Gästen öffnen soll. Ohne Zaun und Wärterhäuschen.

Laut Altzweig werde sich an der Fassade des Gebäudes wenig verändern. Da das Haus unter Denkmalschutz steht, seien nur „minimalinvasive Eingriffe” möglich. Geplant seien jedoch eine an das Gebäude angrenzende Terrasse mit Blick zur Alster sowie ein begrünter Innenhof. Der Anbau im hinteren Bereich des Gebäudes soll durch einen höheren ersetzt werden. Hier könnte auch der für das Hotel vorgesehene Wellnessbereich entstehen.
Bislang handele es sich lediglich um Pläne. Die Abstimmungen mit den zuständigen Behörden laufen, eine Baugenehmigung liege noch nicht vor, so Altzweig.
Hotelbetrieb lässt noch Jahre auf sich warten
Aktuell befinde man sich in einem „Prozess der Enthüllung“. Decken und Wände werden geöffnet und die Bausubstanz analysiert. Wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird, sei aktuell noch nicht abzusehen. In einem historischen Gebäude sei immer wieder mit Überraschungen zu rechnen, so Altzweig. Entsprechend vage bleiben die Verantwortlichen bezüglich der zeitlichen Planungen. Bis die ersten Gäste im Hotel übernachten können, werden aber wohl noch einige Jahre vergehen.
Mit Blick auf die Kosten spricht Eigentümer Max Schlereth von einer „dicken Investition“. Mehr wolle er nicht verraten, auch weil die gesamte Finanzierung noch nicht abzusehen sei.
Gibt es genug Parkplätze?
Das Boutiquehotel soll am Ende 80 Zimmer beherbergen. Schlereth rechnet mit etwa 20 An- und Abreisen pro Tag. Alles andere wäre nicht rentabel, sagt er.
In der Vergangenheit hatten Anwohner Bedenken hinsichtlich der Größe des Hotels geäußert. Zu viel Lärm, zu wenig Parkplätze. Schlereth sei sich sicher, dass man einen Weg finden werde, der alle zufriedenstelle. So sei beispielsweise geplant, dass die Gäste mit ihren Autos bis vor das Hotel fahren, diese dann aber vom Hotelpersonal in umliegenden Tiefgaragen parken lassen.
„Hier ist Schlimmes passiert“
Was Schlereth viel mehr beschäftigt, ist die Frage nach der Vergangenheit des Hauses. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Hamburger Architekten Martin Haller entworfen. Ursprünglich handelte es sich um zwei einzelne Villen, die erst im Laufe der Jahre durch Übergänge vereint wurden. 1934 zogen Nationalsozialisten ein und nutzten das Haus fortan als Gauzentrale.

Als Schlereth zum ersten Mal die Kellerräume des Hauses betrat, habe ihn ein beklemmendes Gefühl überkommen. „Ich bin mir sicher, hier ist Schlimmes passiert.“ Was genau, untersuchen aktuell mehrere Historiker.
Ähnliches Projekt in Düsseldorf realisiert
Für Schlereth steht fest, die Geschichte des Hauses soll sichtbar sein. Er kann sich eine öffentlich zugängliche Gedenkstätte vorstellen. „Eine Plakette reicht nicht, wir müssen deutlich machen, was nie wieder passieren darf“, sagt er.
Dass sich ein Luxushotel und ein Gedenkort nicht ausschließen, habe er bereits in Düsseldorf gezeigt. Im alten Stadthaus, wo früher die Gestapo saß, hat er ein Hotel realisiert, das die Geschichte des Hauses mit der Gegenwart verbindet.
Er trägt nicht nur die Schlüssel bei sich, sondern kennt das Gebäude auch in- und auswendig: Michael Zager ist der Hausmeister des „Kleinen Weißen Hauses“. Wir haben ihn besucht.
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