Persische Küche auf Abruf
Sie ist ein kleines gastronomisches Juwel und bietet iranische Küche in Eimsbüttel – die Galeria Coffeeshop No 7 in der Müggenkampstraße. Und sie ist zum Schließen verurteilt.
Von Anja von BihlEs duftet nach Basmatireis, der in einem großen Topf vor sich hin köchelt. Währenddessen faltet Reza Servietten. Auf einem runden Tisch hat er schon kleine Teller mit Servietten und Bestecken griffbereit zurecht gelegt. Denn Reza aus dem Iran macht alles allein, vom Kochen bis zum Servieren. Fünf Gerichte stehen heute auf der Tafel: von Tajihe über Birjani bis Spinat Polo. Und mit all den verschiedenen Getränken, die manchmal bis zu dreißig Personen gleichzeitig bestellen, geht es dann ganz schön heiß her, erzählt er.
Eine Frau schaut zur Tür herein, lächelt und bestellt Plätze für drei Personen, das notiert der Wirt gleich auf seiner Reservierungsliste.
Seit 1989 ist Reza aus Shiraz in Deutschland. Ursprünglich ist er studierter Jurist, hat dann eine Hotelausbildung gemacht, und seit zehn Jahren ist er mit seiner Galeria für die Gäste da. Viele von ihnen sind Stammgäste. „Ich teile mit ihnen alles, Freude und Traurigkeit, und wir stehen uns gegenseitig bei.“ Auch seine jetzigen Sorgen hat Reza den vertrauten Gästen nicht verheimlicht.
Das Bistro muss schließen
Denn zum Ende des Jahres ist Schluss mit dem wunderschönen, nur 21 Quadratmeter großen Restaurant und Café mit den liebevoll geschmückten Tischen und Stühlen vor der Tür. Der neue Besitzer aus Dänemark hat ihm und einer weiteren Mieterin gekündigt. Begründung: Hier soll renoviert und saniert werden. Auch die Ferienwohnung, die er nebenan betreibt und die schon viele Gäste aus aller Welt beherbergt hat, muss er aufgeben.
Der Gastwirt hat bei der Übernahme des Lokals vor zehn Jahren 25.000 Euro Abstand an den Vorbesitzer gezahlt. Mindestens noch einmal 10.000 Euro hat er in die kreative Ausgestaltung des Raums investiert, vom Tresen, den Möbeln, der Kücheneinrichtung bis zur künstlerischen, an den Orient erinnernden Wandgestaltung. Alle Gegenstände sind sorgfältig ausgesucht und liebevoll angeordnet. „Alles ist dann weg!“ sagt er traurig.
Wie geht es weiter?
Mit dem Lokal verdient Reza seinen Lebensunterhalt und kann den Betrieb am Laufen halten, aber auch nicht viel mehr. Ersparnisse konnte er nicht zur Seite legen. „Geldlich hat es mich nicht glücklich gemacht,“ sagt Reza. „Wichtig ist mir, dass die Menschen mit Freude kommen.“
Ob Reza anderswo weitermachen will? Es gibt doch so viele leerstehende Ladenlokale in der näheren Umgebung. Darüber kann er sich jetzt noch nicht so richtig Gedanken machen. Er will in seiner Galeria bis zum letzten Tag mit voller Kraft arbeiten und seinen Gästen die gewohnte Gastlichkeit ohne Einschränkung bieten. Die Stammgäste wären bestimmt froh, wenn es weiter ginge. Und an einem anderen Ort könnten zudem neue Gäste auf seine vorzügliche iranische Küche aufmerksam werden.
Jeden Monat ein Fest
Neben seinem dicken Gästebuch hat Reza jetzt ein neues rotes Buch ausgelegt, in das sich sicher viele eintragen werden: „Das wird das Abschiedsbuch.“
Bis das Lokal schließen muss, macht er an einem Abend in jedem Monat ein Fest unter einem besonderen Motto.
Im August werden „Sommer und Frieden“ gefeiert, und zwar am Sonnabend, dem 16. Es gibt ein persisches Buffet mit Begrüßungsdrink für 25 Euro. Anmelden kann man sich noch bis zum 14. August unter 0157 83 63 66 30.
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Fotos: Anja von Bihl