
„Es war eine schöne Zeit“: Nachbarschaftsbar zieht aus
Das „Rye & Dry“ verlässt die Bismarckstraße. Einer der Inhaber hat von den Aufs und Abs der letzten Jahre erzählt. Warum die Bar nun weiterzieht.
Von Hanna AnthonisenSeit acht Jahren gibt es die Bar Rye & Dry in der Bismarckstraße. Jetzt muss sie raus. Das verkündeten die Betreiber auf Instagram. Auch wenn der Auszug nicht das Aus bedeutet, schwingt bei den Inhabern Wehmut mit.
Der Lieblingsort am Isebekkanal
Inhaber Ted Marcuse verbindet viele persönliche Erlebnisse mit den Räumen. Früher, als in der Bismarckstraße 10 noch das Restaurant Sweet Virgina war, sei er regelmäßiger Besucher gewesen. Über die Jahre habe sich der Laden zu seinem Lieblingsort zum Frühstücken entwickelt. Mit seiner Frau teilte er im Laden einen ganz besonderen Moment: Hier erzählte sie ihm, dass er Vater wird.
Als er vor neun Jahren mit seinem Geschäftspartner Mostafa Izadi eine eigene Bar eröffnen wollte, waren sie im Sweet Virgina verabredet, um über einen passenden Standort zu sprechen. Als sie ankamen, waren die Türen verschlossen. Das Restaurant hatte kurz zuvor zugemacht. Wenig später eröffneten die beiden eben hier das Rye & Dry – eine Bar im englischen Stil mit neu interpretierten Cocktail-Klassikern.
Viele Probleme mit Nachbarn? Nicht hier!
Während andere Eimsbütteler Barbetreiber von Beschwerden von Anwohnern berichteten, pflegten Marcuse und Izadi einen freundschaftlichen Umgang mit den Nachbarn. Am Anfang habe es mal ein paar Probleme gegeben, sagt Marcuse. Schließlich hätten sich die Öffnungszeiten der Bar sehr von denen der Vorbesitzer unterschieden. Am Ende habe sich aber immer alles geklärt.
„Wir haben uns auch als Nachbarschaftsbar gesehen“, sagt Marcuse. Er sei aktiv auf die Nachbarn zugegangen, wenn es Uneinigkeiten gab. Gemeinsam hätten sie Lösungen gefunden. Die meisten freuten sich über eine fußläufige Bar, sagt er.
Nicht alles lief reibungslos
Doch nicht alles lief reibungslos: Als die Bar eröffnete, fanden in der Bismarckstraße Bauarbeiten statt. Zwei Jahre Baustelle, erinnert sich Marcuse. „Am Anfang hatte ich Angst, die ersten drei Monate war hier nichts los.“
Als die Bar besser lief, kam der Lockdown. In dieser Zeit hätten sich Marcuse und Izadi immer wieder gegenseitig ermutigt, weiterzumachen. Ihr Glück: Viele Stammgäste hätten sie unterstützt. „Die Leute haben für uns gesammelt“, sagt er.
Viele Stammgäste und Nachbarn seien zu Freunden geworden. Das mache das Weggehen schwer, sagt Marcuse. „Es war eine schöne Zeit in diesem Haus.“
Betreiber berichten von Streit mit Vermieter
Am Ende sei es aber nicht mehr anders gegangen. Marcuse berichtet von einer schwierigen Beziehung mit den Vermietern. Seit zwei Jahren habe es verschiedene Probleme gegeben. Mal sei es um einen Wasserschaden gegangen, mal um Löcher in der Wand oder die Heizung. Laut Marcuse hätte man sich schließlich gerichtlich geeinigt – mit dem Ergebnis, dass die Bar bis zum Ende des Monats auszieht. Am 21. Juni öffnet die Bar zum letzten Mal.
„Wir wollen in Eimsbüttel bleiben“, sagt Marcuse. Ein neuer Standort sei bereits gefunden. Bis alles unterschrieben ist, soll der Ort geheim bleiben. Ende des Monats hofft er aber, die Pläne veröffentlichen zu können. Wenn alles klappt, könnte das neue Rye & Dry im alten Stil am 1. September eröffnen.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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