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Zwischen den Kleiderstangen bei „Vintage Revivals“ sucht eine Kundin nach besonderen Secondhand-Schätzen. Foto: Teresa Runge
Bei „Vintage Revivals“ sucht eine Kundin nach Secondhand-Schätzen. Foto: Teresa Runge
Nachhaltigkeit

„Message in a Secondhand Bottle“: Mode in der Schanze

Konsum und alternative Szene existieren in der Schanze nebeneinander. Secondhand-Mode steht dabei zwischen Protestkultur und Mainstream.

Von Teresa Runge

Aus dem Lautsprecher in einem Secondhand-Laden am Schulterblatt tönt Musik. „Just a Castaway, an Island lost at Sea.“ Der Song von der britischen Band „The Police“ könnte der Soundtrack der Secondhand-Bewegung sein. Sting singt von dem Gefühl der Einsamkeit in einer lauten Welt. Ein Gefühl, das viele kennen, die bewusst gegen den Modestrom der Fast-Fashion-Industrie anschwimmen.

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In der Schanze, historisch ein Zentrum linksliberaler Bewegungen und kultureller Vielfalt, ist Secondhand-Mode weit verbreitet. Entstanden in einem Milieu, das sich gegen den kapitalistischen Konsum richtete, wurde gebrauchte Kleidung in den 80er und 90er Jahren in besetzten Häusern und bei Hinterhof-Flohmärkten getauscht und verteilt.

„Seems I’m not alone in being alone …“

Heute hat sich die Szene verändert. Die Läden sind professioneller, das Sortiment ausgefallener und das Publikum breiter. Vintage und Secondhand gelten oft als cooles Label, nicht als politische Haltung. In Geschäften wie 2ndFit, Pick’n’Weight, Vintage Revivals oder Second Schanze stöbern die Menschen auf der Suche nach Jacken im Retro-Schnitt und Jeanshosen mit Geschichte.

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Britta Falk von Second Schanze berichtet, dass neben Stammkunden auch Filmstylisten und Touristen bei ihr einkaufen. In manchen Vintage-Läden kosten einzelne Stücke bis zu 200 Euro. Diese Entwicklung zeigt den Wandel von der subkulturellen Szene zu einem etablierten Markt. Ist Secondhand-Mode in der Schanze also noch Ausdruck von Protest – oder längst Teil des Konsumsystems?

„I hope that someone get’s my message in a bottle …“

Mode kann unterschiedliche Botschaften senden, je nach Motiv der Käufer. Carlotta und Lore aus Oldenburg sind extra zum Secondhand-Shopping in die Schanze gereist. „Ich will keine Fast Fashion mehr kaufen“, sagt Carlotta. Lore ergänzt, dass bewusstes, klimafreundliches Einkaufen vor allem für junge Menschen immer relevanter werde. 

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Secondhand und Vintage vs. Fast Fashion

Nicht jedes Secondhand-Stück ist Vintage, aber alle Vintage-Stücke sind Secondhand. Während beim Secondhand der nachhaltige Konsum im Vordergrund steht, ist Vintage heute meist ein Lifestyleprodukt.

Als Secondhand werden Kleidungsstücke bezeichnet, die bereits einen oder mehrere Vorbesitzer hatten. Das trifft sowohl auf den Pullover aus den 90ern als auch auf die vorgestern gekaufte Jeans zu. Der Fokus von Secondhand-Mode liegt auf Wiederverwertung, unabhängig vom Stil oder Alter der Kleidungsstücke.

Ein Kleidungsstück ist Vintage, wenn es mindestens 20 Jahre alt ist und als besonders sammelwürdig gilt – etwa, weil das Stück einem speziellen Stil entspricht. Bei der vorwiegend hochpreisigen Vintage-Mode kommt es besonders auf die Ästhetik an.

In der Fast-Fashion-Industrie werden schnell wechselnde Modetrends zu möglichst niedrigen Preisen produziert. Das günstige Preismodell entsteht häufig auf Kosten der Arbeiter in den Produktionsländern und belastet Umwelt und Klima.

Studien von Statista und der Universität zu Kiel zeigen, dass neben Umweltbewusstsein auch Preis, Individualität und der Spaß am Stöbern eine große Rolle für die Käufer spielen. Für viele sei Secondhand längst mehr Lifestyle als Protest. Diesen Wandel sehen auch Jenny und Erica, die bei einem großen Secondhand-Anbieter in der Schanze arbeiten. Ihrer Erfahrung nach kaufen viele Kunden zwar aus ökologischen Gründen, würden das aber als Ausrede nutzen, um besonders viel Mode zu konsumieren. „Die kritische Haltung geht dabei leider oft verloren“, sagt Erica.

Walked out this Morning, don’t believe what I saw… A hundred billion bottles washed up on the shore …“

Wenn es um nachhaltigen Konsum geht, ploppt die Frage auf: Wie nachhaltig ist Secondhand eigentlich? Viele gebrauchte Kleidungsstücke legen einen weiten Weg zurück, bevor sie im Laden landen. Secondhand-Kleidung wird zum Teil europaweit aus Altkleidercontainern gesammelt und über Zwischenhändler verteilt. Die langen Transportwege erhöhen den ökologischen Fußabdruck.

Die Secondhand Läden in der Schanze bieten ein kuratiertes Sortiment an. Foto: Teresa Runge
Die Secondhand-Läden in der Schanze bieten ein kuratiertes Sortiment an. Foto: Teresa Runge

Die Geschäfte in der Schanze setzen auf unterschiedliche Belieferungsmodelle. 2ndFit kombiniert Kleiderspenden mit Importware aus Dänemark, Holland und der Schweiz. Vintage Revivals bezieht laut eigenen Angaben Kleidung über einen Schweizer Textilverwerter und betreibt in Thüringen ein eigenes Sortierwerk. Second Schanze nimmt Kommissionsware an. 

„Hundred billion castaways looking for a home …“

Grundsätzlich gilt: Lokale Spenden sind aufgrund kurzer Wege ressourcenschonender als Importware. Die unterschiedlichen Bezugsquellen zeigen, dass die ökologische und soziale Nachhaltigkeit im Secondhand-Markt von den jeweiligen Konzepten und Lieferketten abhängt.

Secondhand-Kleidung ist eine nachhaltige Alternative zum Kauf von Fast Fashion. Foto: Teresa Runge
Secondhand-Kleidung ist eine nachhaltige Alternative zum Kauf von Fast Fashion. Foto: Teresa Runge

Trotz dieser Unterschiede gilt Secondhand-Kleidung insgesamt als deutlich nachhaltiger als Fast Fashion. Laut dem Europäischen Recyclingverband sei die Umweltbelastung durch die Wiederverwertung von Textilien 70-mal geringer – selbst wenn der weltweite Export zur Wiederverwendung berücksichtigt werde. Greenpeace gibt an, dass durch das Verlängern der Lebensdauer von Kleidung deren CO₂-Emissionen deutlich reduziert werden könnten. 

„Sending out an SOS …“

In der Schanze wird Mode, ähnlich wie im Song von „The Police“, oft zur persönlichen Botschaft. Noah Dinamarca-Junge von Vintage Revivals glaubt, dass Mode ausdrücken könne, wofür einem sonst die Worte fehlen. In der Schanze seien Secondhand-Geschäfte Orte des Austauschs.

Was einst als Gegenentwurf gedacht war, ist heute Teil eines vielfältigen Stadtbildes – irgendwo zwischen kritischer Haltung und modischer Inszenierung. 


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