Shit happens
Eine junge Familie aus Eimsbüttel wunderte sich über Blubbergeräusche aus dem Badewannenabfluss. Was aber zum Vorschein kam, als ein Klempner die Rohre überprüfen wollte, erstaunte alle.
Von Ada von der DeckenAngefangen hat es vor anderthalb Jahren. Damals haben Peter und seine Freundin immer Nagegeräusche aus der Wand ihrer Erdgeschosswohnung in der Lutterothstraße gehört. Mitte Oktober blubberte es dann vor allem morgens in der Badewanne.
Als eine Nachbarin einen Klempner da hatte, baten sie ihn, sich das kurz anzusehen. Er vermutete ein Loch im Rohr. Als er mit einer Kamera das Leck im Abfluss suchen wollte, entdeckte er allerdings, dass es überhaupt kein Rohr mehr gab. Ratten hatten die Teerdichtungen der mehr als hundert Jahre alten Tonrohre zunächst angeknabbert und irgendwann offenbar durchgebissen, um sich dort Gänge und Höhlen zu bauen.
Damit erklärten sich auch die Nagegeräusche in der Wand. Irgendwann hatten die Ratten die morschen Rohre so sehr unterhöhlt, dass diese unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrachen. Von da an lief monatelang alles, was im Haus heruntergespült wurde, in die Jauchegrube unter dem Schlafzimmer der Familie.
Raus aus der Wohnung
Dann ging alles ganz schnell. Wegen der dort entstehenden Gase und damit verbundenen Seuchengefahr musste die Familie ihre Wohnung sofort verlassen.
Binnen zwei Stunden waren die Koffer gepackt. „Das ging alles so schnell, wir hatten gar keine Gelegenheit geschockt zu sein. Wir haben einfach wie im Automatik-Modus funktioniert“, sagt Peter im Rückblick. Unterschlupf fanden sie bei den Schwiegereltern in Rissen.
Ein paar Tage später hat eine Möbelfirma die Wohnung ausgeräumt und alles bei dem Mietlager „myplace“ untergestellt. Nach drei Stunden war die Wohnung leer und das Hab und Gut in Kisten verstaut. Alles steht jetzt auf 10 Quadratmetern.
Geruch nur noch modrig
Seitdem ist Peter viel unterwegs: Von Rissen aus fährt er den Sohn mit dem Auto nach Eimsbüttel und anschließend mit der Bahn weiter nach Harburg. Seitdem ist er täglich knapp drei Stunden unterwegs: „Es ist richtig nervig, so aus seinem Viertel herausgerissen zu sein“, sagt Peter.
Die Jauchegrube wurde mittlerweile ausgehoben und Plastikrohre verlegt. Nun riecht es nur noch etwas modrig nach Keller. Die junge Familie, die erneut Nachwuchs erwartet, hofft an Weihnachten wieder in ihre Wohnung zurückkehren zu können.