Straßennamen in Eimsbüttel: Telemannstraße
Osterstraße, Hoheluftchaussee, Gärtnerstraße: lebendige Einkaufsstraßen in Eimsbüttel und all die kleineren und kleinen Wohnstraßen – woher haben sie ihre Namen? Die Eimsbütteler Nachrichten klären in lockerer Folge auf…
Von Robin EberhardtDie Telemannstraße ist nach dem Barockkomponisten Georg Philipp Telemann benannt. Telemann wurde am 24. März 1681 in Magdeburg geboren und verbrachte seine Jugend in Hildesheim.
Am Gymnasium Andreanum in Hildesheim erlernte er mehrere Instrumente und komponierte die „Singende und Klingende Geographie“, woraufhin er zahlreiche Aufträge für weitere Kompositionen erhielt.
Über Sorau, Eisenach und Frankfurt nach Hamburg
Danach ging er nach Leipzig, wo er Jura studierte und seine musikalischen Kenntnisse im Selbststudium vertiefte. Dort gründete er ein Amateurorchester, leitete Opernaufführungen und wurde zum Musikdirektor der Universität berufen.
Nach Stationen an den Höfen Sorau, Eisenach und als städtischer Musikdirektor in Frankfurt am Main kam er 1721 nach Hamburg als Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, das zu seiner Zeit eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands war. Kurze Zeit später übernahm er die Leitung der Hamburger Oper.
Am 25. Juni 1767 starb Telemann im Alter von 86 Jahren in Hamburg an den Folgen einer Lungenentzündung. Mit seinen Kompositionen prägte er maßgeblich die Musikwelt des 18. Jahrhunderts.
Ruhige Wohnstraße
Die Telemannstraße verläuft zwischen dem Eidelstedter Weg und dem Stellinger Weg. Sie ist eine ruhige Wohnstraße, die durch mehrgeschossige Wohnhäuser geprägt und in der Mitte durch eine Grünzone geteilt ist. Dort gibt es auch einen großen Spielplatz und einen Bolzplatz.
Neben einem asiatischen Schnellrestaurant an der Ecke zum Stellinger Weg ist auch eine Kita in der Telemannstraße beheimatet. Seit dem Jahr 2006 befindet sich in der Hausnummer 10 eine Berufsschule.
Reformpädagogische Schule
Davor war dort eine Grund- und Hauptschule, die 1911 von dem Architekten Albert Erbe gebaut wurde. An dieser Schule wurde ein reformpädagogisches Konzept verfolgt und es wurde sich für bessere Lernbedingungen für Schüler eingesetzt.
Das Gebäude ist im Gegensatz zu den verputzten Wohnhäusern in der Nachbarschaft ein klassischer, von Fritz Schumacher geprägten, Backsteinbau. In den ersten Jahren hatte die Schule zwei Eingänge, einen für die Jungs und einen für die Mädchen, dieser lag im parallelverlaufenden Heußweg.
„Telemänner“
Ab 1919 wurden die Schule eine Versuchsschule für Reformpädagogik und Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Außerdem gab es für die Schüler keine Strafen mehr, Sitzenbleiben wurde weitestgehend vermieden und die Schüler wurden zu kritischem Denken erzogen. Lehrer, Eltern und Schüler verstanden sich als „Telemänner“.
2006 wurde die Haupt- und Realschule geschlossen, aber aufgrund der steigenden Schülerzahlen in Eimsbüttel ist geplant, ab 2021 dort eine Grundschule einzurichten.
In der Telemannstraße 24 befindet seit 1999 sich das Wohnprojekt 13. Eine generationenübergreifende, genossenschaftliche und selbstverwaltete Hausgemeinschaft mit knapp vierzig Bewohnern.