
„Taylan Holzspielzeug“ vor dem Aus?
Statt auf Massenware setzt Kadir Taylan auf individuelle Spielzeuge und persönliche Beratung. Wie lange noch, kann er angesichts der Pandemie nicht sagen.
Von Julia HaasWährend die Türen des Einzelhandels verschlossen sind, steht die Tür zum Heußweg 79a meist weiterhin offen: Kadir Taylan fertigt hier Holzspielzeug. Kunden darf er aktuell nicht empfangen, dennoch bleibt er im Laden, verkauft durch die Tür und berät Kunden am Telefon. „Ich mache weiter – für die Kinder.“ Doch er sagt auch: „Wie lange ich meinen Laden noch halten kann, weiß ich nicht.“
Seit knapp fünf Jahren verkauft er in Eimsbüttel Holzspielzeug – frei von Plastik und Metallen. Vor Corona verkaufte der gelernte Goldschmied die Produkte auch auf Wochenmärkten und dem Fischmarkt. Jetzt ist er auf seine Kunden im Heußweg 79a angewiesen.
Spielzeug: Weniger ist mehr
In seinem Laden bietet Taylan individuelle Spielzeuge an, persönliche Beratung steht für ihn im Vordergrund. Er könne nicht jedem Kind dasselbe empfehlen. Das Spielzeug muss zum Kind passen – wie ein Schuh an den Fuß. „Ich beobachte die Körpersprache der Kinder und leite daraus ab, was sie brauchen.“
Das Spielzeug entwirft der zweifache Vater selbst und stellt es anschließend in seiner Werkstatt her. Es soll die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen, zum Beispiel das strategische Denken, die Kommunikation oder Feinmotorik fördern. Für Taylan ist wichtig: Qualität vor Quantität. Es komme nicht auf die Menge der Spielzeuge an – weniger sei in diesem Fall besser – , sondern auf die Bedürfnisse der Kinder.
Taylan weiß, dass viele Eltern ihren Kindern etwas Gutes tun wollen, indem sie immer wieder neue Spielzeuge kaufen. Er sieht darin jedoch ein Problem: „Das beeinträchtigt die Konzentration und Geduld der Kinder.“
„Taylan Holzspielzeug“ im Lockdown
Sich permanentem Konsum entgegenstellen und dennoch Einnahmen generieren? Vor allem im Lockdown ist das nicht einfach. Seinem Konzept bleibt Taylan trotzdem treu. Ein Onlineshop ist für ihn daher keine Option. Der Grund: Online fehle die Beratung, die Produkte seien nicht mehr individuell, sondern Massenware.
Kadir Taylan lebt seit über 20 Jahren in Eimsbüttel, den Laden im Heußweg betreibt er seit rund 15 Jahren – früher als Schmuck-, heute als Spielwarenladen. Sein Spielzeugladen sei einmalig, erkärt Taylan: Er vereine die Arbeit eines Pädagogen, Designers und Tischlers. Das Licht im Heußweg 79a will er noch lange nicht ausmachen.