„Winkel van Sinkel“ eröffnet grünste Tankstelle der Stadt
Vor ein paar Tagen hat „Winkel van Sinkel“ einen zweiten Laden in einer alten Tankstelle in Eimsbüttel eröffnet. Wo früher getankt wurde, gibt es ab sofort Grünpflanzen zu kaufen. In den kommenden Monaten bekommt die „Plant Station“ noch Elektrozapfsäulen und wird somit zur grünsten Tankstelle Hamburgs.
Von Fabian HennigEs wirkt ein wenig wie eine Szene aus der Zukunft. In einer Tankstelle, die in ihrer ursprünglichen Bedeutung keine Verwendung mehr findet, werden Grünpflanzen verkauft und Elektroautos geladen. Und das mitten in Eimsbüttel, direkt vor den Grindelhochhäusern, die ohnehin veraltet und futuristisch zugleich aussehen.
„Ich liebe die Ästhetik der 50er Jahre“, sagt Zelda Czok, Besitzerin des Concept-Stores „Winkel van Sinkel“. Insofern musste sie nicht lange überlegen, als der Fahrradladen „Two Wheels Good“ aus der alten Tankstelle auszog und sie das mitbekam. Mitte April hat sie die Schlüssel erhalten und seitdem Tag und Nacht daran gearbeitet, dass der Laden schnell eröffnen kann. „Ein sportliches Programm“, sagt die 39-Jährige, die nebenbei noch zwei Kinder großzieht.
Laden in der Neustadt
2016 eröffnete Czok ihren ersten Laden in der Wexstraße in der Neustadt. Nach unterschiedlichen Jobs wollte sie ihre Leidenschaften vereinen: Die Liebe zu Pflanzen und modernem Design. Vor allem der amsterdamer Lifestyle habe es ihr angetan, erzählt die Halbholländerin, deren Mutter aus dem Nachbarland kommt. Von ihrem Vater habe sie das Gespür für Einrichtungsgegenstände, Haushaltsutensilien und den Einzelhandel bekommen.
Schon als Kind stand sie mit ihrem Vater erst im Szene-Möbelladen „Magazin“ und später in der „Cucinaria“, deren Besitzer er auch war. Später hat sie Sozialökonomie studiert und war für den Einkauf des Online-Shops bei Blume2000 verantwortlich. Was Blumen und Pflanzen betrifft hat sie sich auch als Autodidaktin ihr Wissen angesammelt.
Neben Grün- und Zimmerpflanzen verkauft Czok auch Papeterie, Lederwaren, Keramik, Bilder und Dekowaren. Mittlerweile gibt es viele solcher „Concept-Stores“ in Hamburg, allerdings keinen, dessen Spezialisierung auf Pflanzen ausgerichtet ist. Der Name „Winkel van Sinkel“ war das erste Kaufhaus in Holland und stehe deshalb wunderbar für die vielen unterschiedlichen Produkte und ihrer eigenen Herkunft, sagt Czok.
Erst einmal fast nur Pflanzen in der „Plant Station“
Rund 400 Pflanzen werden im neuen Laden an der Grindelallee angeboten, in der Neustadt sind es knapp 700 im Schnitt. In der Eimsbütteler Filiale werden erst einmal hauptsächlich Pflanzen angeboten, dazu kommen ein paar andere Waren. Insgesamt ist der Bedarf an Pflanzen größer geworden, ist sich Czok sicher. Dabei orientiere sich der Grundgedanke immer mehr an der Natur – mit Lebensmitteln habe es angefangen und nun wären es auch Pflanzen.
Zudem will sie Pflanzen anbieten, die es nicht überall gibt. Allerdings unterstütze sie nicht nur die Trendpflanzen, erklärt sie. „Wir wollen die passenden Pflanzen für einen Menschen finden.“ Dazu gehöre eine gute Beratung und eben die Fragen nach Standort und Pflegemöglichkeiten, die der neue Besitzer zur Verfügung hat. „Einige Kunden würden sich sogar Einträge zum Gießen in ihren Kalender machen“, freut sich Czok.
Bald auch Elektrotankstelle
In den kommenden Monaten werden vor der alten Tankstelle noch die Zapfsäulen aufgestellt. Mit dem Denkmalschutzamt wurde abgestimmt, dass diese schwarz sein werden, um zum historischen Bild einer Zapfsäule zu passen. Unter der Woche werden diese von der Behörde benutzt, am Wochenende vom Carsharing-Dienst Cambio.
„Dass die Leute vom Fahrradladen die Tankstelle in Abstimmung mit dem Denkmalschutz so liebevoll restauriert haben, finde ich großartig“, freut sich Czok. Sogar die Lichtschalter wären den 50er-Jahren nachempfunden. Dennoch hat „Winkel van Sinkel“ erst einmal nur Donnerstag bis Samstag geöffnet. Alles weitere werde man sehen, sagt Czok, sichtlicht erfreut, über das was noch kommt.