„WirMarkt” geschlossen – warum scheiterte der genossenschaftliche Supermarkt?
Genossenschaftliche Supermärkte leben davon, dass alle mit anpacken. Das Konzept funktioniert weltweit erfolgreich in vielen Großstädten – in Hamburg ist es gescheitert. Über die Hintergründe.
Von Alexis MilneNachhaltig und lokal produzierte Produkte, faire Preise und ein demokratisches Geschäftsmodell – damit werben genossenschaftliche Supermarktprojekte. In Städten wie New York, Paris und Berlin laufen sie bereits erfolgreich. Mit dem WirMarkt kam das Konzept nach Hamburg.
Zunächst als Pop-up-Store, später als „Click & Collect“-Laden an der Grenze zwischen Eimsbüttel und Altona-Nord. Im Herbst 2023 kündigten die Betreiber jedoch an, den Supermarkt zu schließen.
Demokratisiertes Einkaufen
Fabian Gebert und Barbara Knoben haben den WirMarkt gegründet. Bis Ende 2022 hatten sich mehr als 80 Mitglieder der Genossenschaft angeschlossen. Die Mitgliedschaft kostete einmalig 100 Euro. Wer den Betrag nicht aufbringen konnte, zahlte weniger.
Alle Mitglieder packten im Supermarkt mit an – das heißt, sie übernahmen alle vier Wochen eine Schicht von drei Stunden. In dieser Zeit haben die Mitglieder zum Beispiel Waren eingeräumt. Und so dazu beigetragen, dass die Preise für die Waren günstiger blieben als in normalen Supermärkten.
Bei genossenschaftlichen Supermärkten geht es nicht darum, mit dem Verkauf von Produkten Gewinne zu erzielen.
„WirMarkt“ scheiterte an Ladenfläche
Da die Mitglieder der Genossenschaft auch Miteigentümer des Marktes waren, konnten sie unter anderem das Sortiment mitbestimmen, erklärt Fabian Gebert gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten. Das Sortiment habe rund 300 Artikel umfasst.
Letztlich sei der WirMarkt an der Suche nach einer Ladenfläche gescheitert, so Gebert. Der „Click & Collect“-Laden in der Waidmannstraße befand sich in einem Gewerbegebiet. Die Organisatoren wollten in eine besser angebundene und besuchte Gegend ziehen. Es fehlte jedoch an den nötigen Mitteln, um einen geeigneten Raum zu finanzieren.
Soziales Erfolgskonzept
Hamburger Konsumgenossenschaft PRO
Genossenschaftliche Supermärkte sind kein neues Konzept. Sie gehen auf die Geschäftsform der Konsumgenossenschaften zurück, die während der industriellen Revolution entstanden. Eine davon war die Hamburger PRO, die in ihren besten Zeiten über 200.000 Mitglieder gehabt haben soll. Die Etablierung von Discountern führte bei PRO jedoch zu einem starken wirtschaftlichen Rückgang und zu einer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.
Dass das Konzept funktionieren kann, zeigt seit den 70er Jahren die Konsumgenossenschaft Park Slope Food Coop in Brooklyn, New York. Sie soll über 17.000 Mitglieder haben und ihre Waren günstiger anbieten als viele Supermärkte. Diesem Vorbild wollte auch WirMarkt folgen.
Laut Gebert ist die Bevölkerungsdichte in Brooklyn oder auch Paris entscheidend für den Erfolg eines solchen Projekts. Da der Gewinn für die Genossenschaft so gering sei, brauche es viele Menschen, um sie nachhaltig zu finanzieren. Diese Dichte sei in Hamburg kaum gegeben.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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